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163 - Canyon der toten Seelen

163 - Canyon der toten Seelen

Titel: 163 - Canyon der toten Seelen
Autoren: Susan Schwartz
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soll das so weiter gehen?«, fragte Omavera ruhig, während sie sich langsam und leise ächzend erhob.
    »Bis die Prophezeiung erfüllt ist«, antwortete Blaufeder.
    »Ihr seid das Pfand.«
    »Wenn sie erfüllt ist«, fügte Grünhaar hinzu, »seid ihr frei. Ich weiß, ihr seid zornig auf uns. Aber das liegt nur daran, weil ihr nicht so weit sehen könnt wie wir und nicht erkennt, wie wichtig dies ist.«
    Die alte Frau trat dicht an die drei heran. »Wenn ihr meine Söhne wärt«, begann sie. »Was rede ich da: Ihr könnt leicht meine Enkelsöhne sein. Ich würde jeden Einzelnen von euch an den Füßen aufhängen und den Unsinn aus euren verblendeten Hirnen schütteln, den ihr da von euch gebt.«
    Zopf richtete seinen Speer auf sie. »Vorsicht, alte Frau«, sagte er leise, und ein gefährliches Glitzern trat in seine Augen.
    Sie musterte ihn kühl. »Ich habe keine Angst, weder vor dir noch vor dem Tod, Dummkopf«, sagte sie gelassen. Dann drehte sie sich um und setzte den Weg fort.
    Während sie unterwegs waren, nutzte Morgenblüte die Gelegenheit und flüsterte Nomi hastig ins Ohr: »Ich habe vorhin gelogen. Ich kann meinen Vater immer noch spüren. Es geht ihm nicht gut, und ich habe Angst um ihn.«
    »Was können wir da machen?«, wisperte das kleine Mädchen erschrocken.
    »Wir müssen tapfer sein. Und ganz fest daran glauben, dass alles gut wird. Und wenn sie uns allein lassen, werden wir wieder singen. Wirst du mir dabei helfen?«
    Nomi nickte eifrig.
    »Wir könnten auch schon ein wenig üben, das werden sie uns bestimmt nicht verbieten.«
    »Meinst du?«
    »Ja, wir könnten ein bisschen summen. Ganz leise. So wie die Bienen.«
    »Wie die…?« Plötzlich begriff Nomi, und sie strahlte in Morgenblütes verschmitzt grinsendes Gesicht. Eifrig nickte sie.
    Morgenblüte stimmte an, und sie liefen leise im Chor summend weiter.
    ***
    Uranus untersuchte die Spuren rund um das Erdloch. »Sie waren hier«, sagte er. »Es sind erst wenige Stunden vergangen.«
    »Gute Arbeit«, lobte Vogler. »Ich wusste, dass ich mich auf den besten Sucher verlassen kann.«
    Uranus erhob sich. »Danke, Meister«, sagte er ironisch. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Vogler sich geweigert, Uranus als Schüler anzunehmen.
    Die übrigen Männer und Frauen des Suchtrupps durchstreiften das Gebüsch, kletterten in die Bäume und beobachteten die Umgebung. Der Kreis zog sich immer enger zusammen. Viele Möglichkeiten hatten die Entführer nicht mehr. Die geheimnisvollen Angreifer verfügten zwar über ungewöhnliche Geistesgaben, die über mehrere tausend Kilometer Entfernung drei junge Männer in ihren Besitz gebracht hatten. Aber sie wussten nicht, wie stark das Band zwischen Morgenblüte und ihrem Vater war, und noch weniger wussten sie von ihrer außergewöhnlichen Fähigkeit. Sie war Bienentänzerin. Keiner verstand es so gut wie sie, mit den Insekten zu kommunizieren. Denn Morgenblüte verfügte über eine außergewöhnliche Stimme, die weit tragende Schwingungen auslöste, vor allem in der Nähe von Korallenbäumen.
    Die Bienen waren längst auf der Suche, summend und schwirrend, und ihnen folgten Voglers zahme Siebentöner, zeigten durch lautes Anschlagen, wo sich die Bienen versammelten.
    Starkholz hatte derweil mit den Städtern zu tun. Ein Tsuyoshi-Gleiter war auf einer Lichtung gelandet, und es hatte heftige Verhandlungen gegeben, als der Sippenführer den Städtern verbot, sich an der Suche zu beteiligen.
    Wahrscheinlich hätte er sich nicht durchgesetzt, wäre nicht die Erinnerung an den brutalen Angriff von Carter Loy Tsuyoshi noch so frisch gewesen, der zwei Menschenleben und viele Bäume gekostet hatte. [2] Jedes Lebewesen des Waldes, ob Tier oder Pflanze, stand den Waldleuten nahe, und mit den Korallenbäumen lebten sie in einer gewissen Symbiose.
    Aber Starkholz hatte gute Argumente vorweisen können: Der Wald war nun einmal sein Terrain, und es waren seine Leute, die zu der Entführung verleitet worden waren. Die Städter konnten sich hier nicht zurechtfinden, und sie würden die Geiseln nur in Gefahr bringen.
    »Wir tun alles Notwendige, das dürfen Sie uns glauben«, appellierte er an die Vernunft der Tsuyoshi-Leute. »Uns geht es nicht nur um Morgenblüte, auch Nomi und die hoch verehrte Dame Vera liegen uns am Herzen. Lassen Sie es auf unsere Weise erledigen, ich bitte Sie. Mit Waffengewalt können Sie hier nichts erreichen, eher… Schlimmeres heraufbeschwören.«
    Seine Worte fanden wenigstens Gehör. Allerdings
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