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1620 - Affraitancars Uhrwerk

Titel: 1620 - Affraitancars Uhrwerk
Autoren: Unbekannt
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Beschleunigungswerten enteilte und schließlich im Supra-Raum verschwand.
    Ihre Beobachtungen mündeten in die Gewißheit, daß die Fähre in die Ewigkeit irgendwann zwischen den Dimensionen zerrieben und in den Urstoff zurückverwandelt werden würde, aus dem alles geworden war und in den alles zurückmündete.
    Kein Arcoana, der diesen elementaren Prozeß nicht ehrfurchtsvoll und sehnsüchtig im Geiste nachvollziehen würde und damit eigentlich vorwegnahm.
    Es machte für manche vielleicht keinen Unterschied, ob sie dem Ereignis körperlich beiwohnten oder ob sie es in einer Bildübertragung miterlebten. Aber Colounshaba bescherte die körperliche Nähe zu diesem scheidenden Großdenker eine unvergleichliche geistige Anteilnahme.
    Beauloshair hatte zwar einer anderen Zunft als die Mathematikerin angehört, aber ohne seine philosophischen Erkenntnisse wären, ihrer bescheidenen Meinung nach die abstrakte Verknüpfung zwischen dem Vorhandenen und dem Möglichen und die mathematische Berechnung hochrangiger kosmischer Strukturen um einiges ärmer gewesen. Sie hatte viel von Beauloshair gelernt, und darum hatte sie ihn schon seit vielen Jahren verehrt.
    Wenn sie ihm etwas hätte vorwerfen wollen, dann wäre es sein Aufruf zu dieser Flucht vor den Sriin gewesen. Ihrer Meinung nach wäre es ihrem Volk zuträglicher gewesen, sich dem Problem zu stellen, anstatt vor ihm davonzulaufen.
    Jaobourama hatte eine mögliche Alternative aufgezeigt; nur schade, daß er den falschen Weg gegangen war. Gewalt wäre gewiß keine erstrebenswerte Lösung gewesen, aber mit anderen Mitteln gegen die Sriin zu kämpfen, dessen hätten sich die Arcoana unbedingt entsinnen sollen.
    Was Colounshaba auch nicht verstehen konnte war der Umstand, daß Beauloshair sein Vermächtnis einem Arcoana wie Affraitancar übertragen hatte. Dieser Mann gehörte weder zu den Weisen ihres Volkes, noch konnte er sich irgendwelcher besonderer Verdienste rühmen. Affraitancar war ein Niemand, den Colounshaba zuvor noch nicht einmal dem Namen nach gekannt hatte. „Ich weiß nicht, ich weiß nicht", sagte Colounshaba zweifelnd. „Ich kann nicht glauben, daß Affraitancar dem Großdenker ein würdiger Nachfolger sein wird. Er hat mir zuwenig Persönlichkeit. Und seine Abschiedsrede zeugt von Ideenlosigkeit. Der Mann hat keine eigenen Visionen."
    Sie hätte die aufdringliche Stimme aus der Nachrichtentasche ihres Leuban am liebsten zum Verstummen gebracht, aber diesen Akt hätte Pulandiopoul gewiß mißverstanden. Und da Colounshaba in diesem feierlichen Augenblick nicht danach zumute war, über Sinn oder Unsinn von Ritualen zu diskutieren, fügte sie sich darein, diesen Sermon über sich ergehen zu lassen. Lediglich Shanorathemas' Gesang stimmte sie wieder versöhnlicher.
    Nun, nach der feierlichen Verabschiedung des Großdenkers, kamen wieder Nachrichten zur allgemeinen Situation, den Stand der Dinge in der neuen Heimat betreffend. Colounshaba brachte die fünfte Tasche ihres Leuban zum Verstummen. „Was kann daran falsch sein, die großen Ideen der Meister ins eigene Gedankengut zu übernehmen?" hielt Pulandiopoul dagegen, während er zwischen den Passagieren, die sich nun wieder nach und nach in ihre Unterkünfte zurückzogen, durch das Netz der zum All hin offenen Loge turnte und es auf diese Weise zum Singen brachte. Seine Bewegungen waren grazil und majestätisch zugleich, und sie entlockten den Saiten des Meditationsnetzes Klänge, die seine banalen Worte auf eine Art untermalten, daß sie beinahe weise klangen. „Du tust schließlich nichts anderes, Colounshaba."
    Die Mathematikerin ließ den Vorwurf unbeantwortet. Sie war es leid, ihrem Passagier ständig zu erklären, daß es einen gewaltigen Unterschied machte, anderer Weisheiten bloß nachzuplappern oder sie als Basis für eigene Denkprozesse zu nutzen und sie auf diese Weise zu erweitern und zu erhöhen.
    Pulandiopoul war kein großer Geist. Er war lediglich ein verträumter Künstler und trotz seines relativ hohen Alters ein ewiges Kind geblieben - er war aber auch ein wahrlich begnadeter Tänzer. Aber während die anderen Passagiere unter ihrer Sprecherin Saniotoura sich diskret zurückhielten und ihre Gastfreundschaft nicht über Gebühr strapazierten, verhielt sich Pulandiopoul aufdringlich wie ein Sriin. Insgesamt bereute es Colounshaba dennoch nicht, ihn beim Exodus aus Noheyrasa als Gast auf ihrer LAMCIA mitgenommen zu haben. Er sorgte wenigstens für etwas Abwechslung.
    Denn was Pulandiopoul
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