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162 - Wer den Sturm sät...

162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät...
Autoren: Susan Schwartz
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sicher etwas Ähnliches geflogen«, bemerkte Maya. Ihr Gesicht glühte vor freudiger Erwartung.
    »Wir nennen sie Windfänger.«
    »Aber sicher«, bemerkte Matt blass. »Allerdings, die Steuerung…«
    »Kein Problem«, meinte der Mann neben ihm. »Hiermit lenken Sie, und hiermit beschleunigen Sie.« Er zeigte Matt, was er mit den Leinen in den ebenfalls behandschuhten Händen anstellen sollte. »Die Aufwinde zu nutzen dürfte Bestandteil Ihrer Pilotenausbildung gewesen sein, also brauche ich Ihnen wohl nicht viel über Thermik zu erzählen. Nur eines müssen Sie beachten: Auf der Erde war es gefährlich für Sie, abzusacken und infolge der Schwerkraft wie ein Stein zu Boden zu fallen. Auf dem Mars müssen Sie hingegen darauf achten, nicht zu stark abgetrieben zu werden, sonst werden Sie ein kleiner Punkt im Orbit. Möglicherweise erreichen Sie sogar Phobos.« Er grinste. »Also gehen Sie eher auf Sink- als auf Steigflug. Nach oben geht es hier immer, wie wir sagen. Sie brauchen also nicht in Hektik zu geraten, sollte es mal unbeabsichtigt abwärts gehen. Sie fallen sehr langsam.«
    Nach einigen Vorführungen und Übungen klopfte der Mann Matt auf die Schulter. »Sie packen das schon. Dame Maya nimmt nicht jeden mit, also betrachten Sie es als Privileg.«
    »Herzlichen Dank«, brummte Matt.
    »Verhalten Sie sich ruhig. Wir fahren die Plattform ein, schalten das Energiegitter ab und klinken Sie aus. Lassen Sie sich erst einmal treiben, bevor Sie zu fliegen anfangen, denn wir wollen doch nicht, dass Sie sich gleich in einem Propeller verfangen, nicht wahr?« Der Mann grinste ihn augenzwinkernd an und zog sich zurück.
    Matt lächelte, wie er glaubte, tapfer zurück und schluckte den Kloß in seiner Kehle hinunter.
    Mit leisem Summen wurde die Plattform eingefahren. Ein kurzes Zirpen zeigte an, dass das schützende Energiefeld abgeschaltet wurde, und im selben Moment wurden auch die Halteklammern gelöst.
    Der Windfänger sackte ab.
    ***
    Matt sah nur einen riesigen rotierenden Propeller vor sich, hielt sich aber folgsam an die Anweisung und tat gar nichts.
    Tatsächlich zog das Luftschiff langsam über ihn hinweg, während der Schirm in leichten Sinkflug ging, aber ausreichend getragen wurde. Matts Befürchtung, alles würde in sich zusammenklappen, bewahrheitete sich nicht. Er spürte den Flugwind in den Haaren, aber keineswegs so scharf wie erwartet, sondern… fast angenehm.
    Die automatischen Systeme seines Anzugs hatten sich sofort an die veränderte Temperatur angepasst. Die Sauerstorfzufuhr war auf zwanzig Prozent gestellt. Die Brille schützte vor Sand und den feinen Teilchen, von denen die Mars-Atmosphäre nie ganz frei war. Deswegen waren die Sonnenuntergänge oft spektakulär.
    Der Ohrfunk knisterte. »Atmen Sie ruhiger«, erklang Mayas leise Stimme in Matts Gehörgang. »Es ist alles in bester Ordnung.«
    »Machen Sie so etwas öfter?«, fragte er dümmlich.
    Sie lachte. »So oft ich nur kann, Maddrax. Dies war damals Bestandteil unserer Ausbildung für den Start in den Weltraum. Aber ich habe nie damit aufgehört. Ich liebe es, in dieser grandiosen Weite und Stille zu segeln, eins mit mir und dem Mars. Am schönsten und sichersten ist es über dem Meer.«
    »Ich nehme an, nicht alle Luftschiffe haben diese Spezialausstattung…«
    »Sicher nicht. Die AENEA ist speziell für Expeditionen konstruiert und gehörte einst mir. Lorres hat sie mir nach Nomis Geburt geschenkt. Ich habe sie aber längst der Regierung überlassen, wobei das Haus Tsuyoshi immer noch offizieller Eigentümer ist.«
    Das Schiff war nun schon einige hundert Meter über ihnen.
    Matt konnte die Bodenstrukturen unter sich in unglaublicher Klarheit sehen.
    Und Maya hatte Recht, es war grandios. Es war, als wäre er schon im Himmel. Hier oben war das Licht weicher, diffuser, ein sanftes Schwarz schimmerte über den bläulich-violetten Atmosphäreschichten. In der Ferne stand die Sonne, klein und rötlich-gelb, von einem blauen Hof umgeben. Eine kleine Herde Wolken zog am östlichen Horizont vorbei. Weit im Süden ragte der gewaltige Elysium Mons auf, auf halber Strecke zu ihm der sanft geschwungene Hecate-Kegel.
    Es war nahezu still, abgesehen vom sanften Rauschen des Flugwinds und dem sich immer weiter entfernenden Brummen des Luftschiffes.
    Matt war so versunken, dass er zusammenfuhr, als er Mayas Stimme wieder hörte. »Jetzt wollen wir anfangen zu fliegen. Ziehen Sie den Beschleuniger und lenken Sie den Windfänger nach rechts, aber nur
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