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162 - Wer den Sturm sät...

162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät...
Autoren: Susan Schwartz
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ganz leicht.«
    Er gehorchte und staunte, wie augenblicklich der Gleiter reagierte. Auf der Erde hätte er Aufwinde in Spiralen nutzen müssen, doch hier genügte eine leichte Lenkung, eine kurze Beschleunigung, um ihn in zwei Minuten in eine Flugbahn oberhalb des Luftschiffs zu bringen.
    »Wow«, stieß er begeistert hervor. »Was kann man noch alles damit machen?«
    »Ich wusste ja, dass es Ihnen gefallen wird. Haben Sie Lust auf eine Spritztour?«
    »Mit Ihnen jederzeit, meine Dame!«, rief Matt und hoffte, dass er damit nicht im nächsten Fettnapf gelandet war. Aber das war ihm in diesem Moment eigentlich herzlich egal.
    ***
    In den nächsten zwei Stunden lernte Matt zu fliegen. Fast wie ein Vogel, so kam es ihm vor. Er konnte verstehen, weshalb die Marsfrau so begeistert davon war. Seit seiner Ankunft auf dem Mars hatte er sich nicht so befreit und glücklich gefühlt, nicht einmal in Chandras Armen.
    Maya verleitete ihn allerdings zu immer riskanteren Manövern, bis er merkte, dass er nahe daran war, die Kontrolle zu verlieren. Sein Schirm flatterte, die Schnüre rissen heftig an seinen Händen, und er merkte, wie er auf einmal ins Trudeln geriet. Erschrocken versuchte er gegenzusteuern, was erst recht nicht funktionierte. Plötzlich lag er auf der Seite und sah, wie das obere Segel anfing, nach unten zu klappen. Wie war das passiert? Was hatte er falsch gemacht?
    Du bist auf dem Mars, Mann. Du hast instinktiv nach irdischen Maßstäben gehandelt.
    Schön, dass er das mit sich geklärt hatte. Und nun?
    Am besten dasselbe wie beim Start: Er sollte sich fallen lassen. Der Schirm konnte von selbst wieder in eine stabile Lage kommen, wenn Matt nun das Richtige tat – bevor er ganz zusammenklappte.
    Er hörte auf, an der Lenkung zu reißen, hielt einen gleichmäßigen Zug auf alle Leinen und versuchte lediglich, wieder einigermaßen in die Senkrechte zu kommen, durch einen ganz behutsamen, kurzen Zug auf der linken Seite, dann zur Gegensteuerung auf der rechten.
    Und es klappte. Matt sackte leicht nach unten ab, aber der Schirm füllte sich wieder mit Aufwind und hielt sich in der Luft.
    Matt atmete mit Herzklopfen aus. Er war zu leichtsinnig gewesen, hatte sich von den scheinbar leichteren Bedingungen des Mars verführen lassen. Die Situation war vielleicht nicht einmal so gefährlich gewesen, wie er sie zuerst eingestuft hatte.
    Aber das nächste Mal konnte es schon ganz anders sein.
    Muss ich bis an die Grenze gehen?, überlegte er. Oder darüber hinaus? Natürlich nicht. Schon gar nicht in dieser Situation. Er hatte eine wichtige Mission zu erfüllen, da wurde es noch gefährlich genug.
    Maya, die von seinem trudelnden Abenteuer anscheinend nichts mitbekommen hatte, war immer noch beim Beschleunigen und stieg in einer steilen Kurve immer weiter auf. Matt dachte daran, was der Techniker über die Gefahren gesagt hatte, sich zu weit vom Boden zu entfernen. Ein starker Windstoß konnte einen weit abtreiben oder in die Höhe katapultieren.
    In diesem Moment legte sich Maya auf die Seite und ging abrupt in den Sturzflug, wobei es so aussah, als würde ihr Schirmsegel jeden Moment zusammenklappen. Als habe sie tatsächlich vor, im freien Fall nach unten zu gehen. So etwas konnte vielleicht ein Wanderfalke auf der Erde zuwege bringen, der es im freien Fall auf eine Spitzengeschwindigkeit von dreihundertfünfzig Stundenkilometer brachte. Aber der Greifvogel war körperlich dafür ausgelegt, und seine Flügel konnten im Bruchteil von Sekunden zur Steuerung eingesetzt werden.
    Die Fallgeschwindigkeit war aus dieser Höhe auch auf dem Mars unweigerlich tödlich, wenn sie nicht vor dem Aufprall erheblich reduziert werden konnte.
    Es sah für Matt so aus, als wüsste Maya, was sie tat, und nicht ihr erstes Mal. Trotzdem entschloss er sich, sie aufzuhalten. Chandra würde ihn umbringen, wenn ihrer Cousine etwas passieren sollte. »Stopp!«, rief er. »Maya, hören Sie auf, ich bitte Sie! Ich glaube Ihnen auch so, dass Sie eine Fluggöttin sind!«
    Sie hatte inzwischen die stabile Lage erreicht, war nun auf seiner Höhe angekommen, drehte bei und lenkte ihren Windfänger in seine Richtung. »Was schlagen Sie vor?«, fragte sie. Ihre Stimme klang munter in seinem Ohrfunk. Ihre Atemfrequenz hatte sich nicht einmal um ein Fünftel erhöht.
    Diese Frau war… faszinierend.
    »Ich würde gerne zum Schiff zurückkehren«, antwortete Matt. »Es war ein wundervoller Ausflug, und ich danke Ihnen für die Ehre. Aber ich möchte meine
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