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1618 - Der brennende Himmel

1618 - Der brennende Himmel

Titel: 1618 - Der brennende Himmel
Autoren: Jason Dark
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er, wie sich das Kreuz aus seiner Verankerung unter der Decke löste und nach unten fiel.
    Es war ihr Glück, dass sie nicht mehr auf ihren Plätzen standen, sonst hätte das Kreuz sie erwischt. So aber prallte es zu Boden und gegen die Bank.
    Sie hörten beide den harten Aufschlag und das Brechen. Danach wurde es still.
    Der Pfarrer starrte auf die Trümmer der Bank und sagte mit einer fast schon fremden Stimme: »Das ist das Ende. Das Zeichen des Sieges wurde zerstört. Was sollen wir Menschen dagegen noch machen?«
    Eine Antwort darauf wusste der Reporter auch nicht. Er dachte nur nicht daran, länger in der Kirche zu bleiben, und wandte sich deshalb an den Pfarrer.
    »Lassen Sie uns gehen, Mr. Hudson.«
    Der Geistliche war noch in die Betrachtung des Kreuzes vertieft gewesen und fragte: »Was haben Sie gesagt?«
    »Wir sollten die Kirche verlassen.«
    Jeremy Hudson überlegte. »Und dann? Was geschieht dann? Können Sie mir das sagen?«
    »Nein, das kann ich nicht. Ich sage gar nichts. Ich will auch nicht in die Zukunft blicken. Ich weiß nur, dass Sie jetzt stark sein müssen. Das gefallene Kreuz ist erst der Anfang gewesen. Es wird weitergehen. Die andere Kraft gibt so leicht nicht auf. Ich denke, wir sollten die Kirche verlassen und woanders hingehen.«
    »Wohin denn?«
    Bill sah dem Pfarrer die Verzweiflung an. Es war klar und ganz natürlich, dass sich der Mann überfordert fühlte. Aber sie mussten etwas untenehmen. Die andere Seite wollte ihr Versprechen einlösen. Noch war es Zeit, den Bewohnern von Newgate klarzumachen, was da auf sie zukam. Wie sie darauf reagieren würden, war dann ihre Sache.
    Bill würde sich danach besser fühlen. Außerdem ging er davon aus, dass John und eventuell auch Suko bald hier eintreffen würden. Dann waren sie immerhin zu dritt und vielleicht auch zu viert, wenn er den Pfarrer mitzählte.
    Jeremy Hudson dachte nach. »Und was ist, wenn wir draußen sind? Glauben Sie denn, dass es besser wird?«
    »Das könnte sein«, erklärte der Reporter. »Zumindest haben wir dort mehr Bewegungsfreiheit.«
    Hudson schaute ihm in die Augen. Er suchte nach irgendeiner Falschheit, ohne allerdings etwas entdecken zu können. So atmete er tief durch und sagte: »Okay, ich vertraue Ihnen.«
    »Danke, das ist gut.«
    Hudson warf noch einen letzten Bück auf das zerstörte Kreuz. Er presste dabei hart die Lippen zusammen und wischte kurz über seine Augen, bevor er nickte.
    Schweigend schritten die Männer auf die Ausgangstür zu. Sie sprachen nicht mehr. Es war alles gesagt worden.
    Vorsichtig traten sie ins Freie, und Bill Conolly verspürte einen harten Druck in seiner Magengegend. Er hatte dem Pfarrer nichts von dem gesagt, was ihm beim Weg zur Tür aufgefallen war. Während der Geistliche geradeaus geschaut hatte, war Bills Blick über die Innenseiten der Fenster geglitten, weil er hinter dem Glas die unruhigen Bewegungen bemerkt hatte, die ihn schon irritierten, denn sie waren nicht normal gewesen.
    Er hatte Jeremy Hudson nicht beunruhigen wollen und nichts gesagt. Er beeilte sich auch, die Tür als Erster zu erreichen, hielt dort für einen Moment inne und öffnete sie langsam. Vorsichtig schaute er nach draußen und schielte sofort in die Höhe, um den Beweis für seine Vermutungen zu erhalten.
    Es war kein Irrtum gewesen.
    Der Himmel hatte sich tatsächlich verändert. Allerdings lokal begrenzt. Er sah die tiefe Röte genau über der Kirche. Es sah aus, als hätte sich im normalen Himmel ein Loch gebildet, das sich mit Feuer gefüllt hatte.
    Der Pfarrer hatte noch nichts gesehen. Er stand hinter Bill und wollte wissen, weshalb er nicht vorging.
    »Es hat sich etwas verändert, Mr. Hudson.«
    »Und was?«
    »Kommen Sie!«
    Bill machte ihm Platz, damit der Mann vorgehen konnte. Der Pfarrer tat es zögernd und musste gar nicht erst in die Höhe schauen, denn das erstarrte Feuer warf seinen Schein in die Tiefe und verteilte sich auch dort.
    Hudson klammerte sich an Bill fest. »Das - das - ist nicht wahr«, flüsterte er. »Oder…?«
    »Tut mir leid, es ist wahr.« Bill ärgerte sich darüber, dass er keine andere Antwort geben konnte…
    ***
    Die beiden Männer waren ein paar Schritte nach vorn gegangen, um einen besseren Überblick zu haben. So faszinierend der Himmel über ihnen auch aussah, so gefährlich war er. Noch lag er in einer tiefen Stille und sah aus wie ein Gemälde. Ein Künstler schien mit einem gewaltigen Pinsel die Flammen auf den Himmel gemalt zu haben. Ein tiefes Rot
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