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1616 - Mörderengel

1616 - Mörderengel

Titel: 1616 - Mörderengel
Autoren: Jason Dark
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kamen mir deutlicher vor als am Tag. Ich hörte mal ein Scharren, dann wieder ein schnelles Huschen über dem Boden oder auch ein Rascheln.
    Langsam schritt ich über die Allee der Toten hinweg.
    Obwohl hier keine Leichen mehr lagen, wollte mir der Begriff nicht aus dem Sinn. Er würde auch nicht verschwinden und für immer in meiner Erinnerung bleiben.
    Um zum Haus zu kommen, musste ich den Teich passieren, der an der linken Wegseite lag. Es war ein kreisrundes Gewässer, und seinen Inhalt hatte ich bereits bei Tageslicht als dunkel und geheimnisvoll empfunden.
    Ich hatte mich allerdings nicht darum gekümmert, weil das Haus für uns wichtiger gewesen war.
    Erst jetzt nahm ich den Teich so richtig wahr und zudem so intensiv, dass ich anhielt.
    Um direkt bis an sein Ufer zu gelangen, musste ich drei kleine Schritte über den Rand der Straße hinausgehen. Meine Füße streiften über das noch winterlich gefärbte Gras hinweg, und ich spürte, dass der Untergrund weicher geworden war.
    Der schwache Wind hatte auch den Teich nicht ausgelassen und auf seine Oberfläche ein leichtes Wellenmuster gezaubert. Zu hören war nichts, nicht mal ein leichtes Klatschen, wenn die Wellen am Ufer ausliefen.
    Meine innere Unruhe war nicht verschwunden. Ganz im Gegenteil, sie hatte noch zugenommen, und so überkam mich der Eindruck, genau an der richtigen Stelle zu stehen, obwohl ich so gut wie nichts sah, abgesehen von der unruhigen Wasseroberfläche.
    Fast tintenschwarz war sie. Es gab auch kein Mondlicht, das sich darauf hätte spiegeln können. Das Klatschen der Wellen blieb ebenfalls aus, was mich seltsamerweise nicht beruhigte. Wenn ich ein Fazit ziehen sollte, dann kam ich zu dem Schluss, diesem Teich nicht trauen zu können.
    Es gab keinen Grund dafür. Ich blickte auf ein normales Gewässer, und doch steckte da eine tiefe Unruhe in mir, die ich einfach nicht loswurde.
    Ich tastete nach meinem Kreuz, das ich in die Tasche gesteckt hatte.
    Meine Fingerkuppen glitten darüber hinweg und suchten nach einer Reaktion, die ich allerdings nicht erfühlte.
    Der Talisman blieb neutral, und ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht.
    Nach einer Weile drehte ich den Kopf nach rechts und blickte dorthin, wo das Haus stand.
    In der Dunkelheit sah es aus wie eine finstere kleine Burg. Das lag an den nicht sehr hohen Türmen, die sich über das Dach hinweg in die Höhe reckten.
    Licht brannte nicht in dem Bau.
    Ich überlegte, ob ich es noch mal aufsuchen sollte. Oder auch im Licht der Taschenlampe durchsuchen und mich davon überzeugen, ob ich auch nichts übersehen hatte.
    Es würde nicht viel bringen, denn Luzifer hatte sich zurückgezogen. Und von den Toten, die hier auf dem Weg gelegen hatten, war ebenfalls nichts mehr vorhanden. Alle Leichen waren verbrannt. Das Feuer hatte nur Asche hinterlassen, die vom Nachtwind längst weggeweht worden war.
    Ich stand weiterhin am Rande des Teichs und fragte mich, warum ich das überhaupt tat. Einen triftigen Grund dafür gab es nicht. Ich war einfach nur meinen Gefühlen gefolgt, doch ein Erfolg, egal wie er aussah, war mir nicht vergönnt.
    Das Wasser bewegte sich. Es waren nur kleine Wellen, die der Wind produzierte. Die Oberfläche war tiefschwarz, als hätte der Teich etwas zu verbergen, und das auch am Tag, denn nicht mal das Sonnenlicht war in der Lage gewesen, diese Schwärze zu erhellen.
    »Du bist ja wieder da!«
    Die Stimme, die mich wie aus dem Nichts ansprach, erschreckte mich so sehr, dass ich wie nach einem Schlag in die Magengrube zusammenzuckte.
    Wer hatte da gesprochen?
    Ich war allein, ich hatte keinen Menschen in der Umgebung gesehen und war auch davon überzeugt gewesen, nicht verfolgt worden zu sein.
    Aber ich hatte mich auch nicht geirrt. Die Stimme war da, und sie war nicht weit entfernt von mir aufgeklungen.
    Aber woher war sie gekommen, und wer hatte gesprochen?
    Ich schaute mich um, und ich wartete darauf, dass sich die geheimnisvolle Stimme wieder meldete.
    Da hatte ich Pech. Es blieb vorerst bei dieser ersten Botschaft.
    Als ich mich danach auf das Haus konzentrierte, war dort niemand zu sehen. Da sich meine Augen an die dunkle Umgebung gewöhnt hatten, konnte ich sogar die Tür erkennen, und ich sah, dass sie geschlossen war.
    Ich trat zwei kleine Schritte vom Ufer des Teichs zurück.
    Noch immer musste ich über die Stimme nachdenken und natürlich darüber, wer gesprochen hatte.
    Ihr Klang war kalt gewesen. So hörte sich eigentlich keine
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