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1616 - Mörderengel

1616 - Mörderengel

Titel: 1616 - Mörderengel
Autoren: Jason Dark
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menschliche Stimme an. Sie schien künstlich erzeugt worden zu sein, aber ich musste auch zugeben, dass sie mir nicht unbedingt fremd gewesen war.
    Ich hatte sie vor nicht allzu langer Zeit schon mal gehört, und da gab es nur eine Lösung. Als sie mir einfiel, spürte ich zugleich eine Gänsehaut auf meinem Rücken.
    Den Gedanken konnte ich nicht zu Ende denken, denn ich hörte die Stimme wieder.
    »Na, ist dein Erschrecken vorbei? Weißt du jetzt Bescheid?«
    »Ja«, flüsterte ich und meine Hände wurden zu Fäusten. »Ich weiß Bescheid, Luzifer…«
    Es war mir nicht leicht gefallen, dies auszusprechen und alles zuzugeben.
    Diesen Namen über die Lippen zu bringen kostete mich stets Überwindung, aber ich musste mich den Dingen auch stellen.
    Gehört hatte ich ihn. Aber wo steckte er?
    Ich drehte mich auf der Stelle. Genau wissend, dass ich dabei beobachtet wurde, doch das machte mir nichts. Nur hielt sich Luzif er im Unsichtbaren. Das bereitete ihm keine Mühe. Er war den Menschen immer über.
    »Du hast keine Ruhe gefunden, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Das kann ich nachvollziehen, denn es war kein Sieg in deinem Sinne, John Sinclair.«
    »Das sehe ich auch so. Aber was soll das? Die Sache hier ist vorbei, die Mitglieder der Sekte leben nicht mehr. Sie wurden zu Asche, die der Wind verweht hat…«
    »Das weiß ich doch, John Sinclair. Es interessiert mich auch nicht mehr. Sie waren hier, um nach etwas zu suchen, aber sie konnten es nicht finden, obwohl es vorhanden war.«
    »Aha. Und was suchten sie?«
    Die Antwort erfolgte prompt. »Sie suchten ihren Helden, ihren Anführer, der ihnen das geben sollte, wonach sie sich sehnten. Verstehst du das, John?«
    »Ja, ja…«
    »Nein, du kannst es nicht verstehen. Aber ich gebe zu, dass du nahe dran bist.«
    »Und welchen Schritt muss ich noch machen?« Ich hatte die Frage wie nebenbei gestellt, denn es war für mich viel wichtiger herauszufinden, wo sich Luzifer aufhielt. Ich glaubte nicht daran, dass er sich versteckt hielt, dazu war er zu eitel. Zudem musste er sich nicht vor mir fürchten.
    Aber er hatte mir etwas gesagt, über das ich schon nachdachte.
    Er hatte von einem Anführer gesprochen, nach dem die Mitglieder der Sekte gesucht hatten. Ich glaubte nicht, dass Luzifer damit gemeint war, das hätte er sonst zugegeben. Dahinter musste eine weitere Person oder auch Unperson stecken, über die bisher nur Luzifer Bescheid wusste.
    Er war mit allen Wassern gewaschen. Er war der Trickser, er war das Urböse, er war der Strippenzieher im Hintergrund und richtete die Dinge so aus, dass sie für ihn erfolgreich wurden.
    »Du suchst mich noch immer, nicht wahr, Sinclair? Und du bist frustriert, dass du mich noch nicht gefunden hast.«
    »Nein, aber ich habe gespürt, dass dieser Fall noch nicht beendet ist. Deshalb bin ich hier.«
    Sein Lachen hörte sich an wie das Meckern einer Ziege.
    »Ja, durch mich, Sinclair. Nur durch mich bist du wieder hergekommen. Kannst du dir nicht vorstellen, wer dich geleitet hat?«
    Ich hatte es geahnt, und ich fühlte mich trotzdem nicht besser, und ich knirschte mit den Zähnen.
    »Es gefällt dir wohl nicht, an der langen Leine gelaufen zu sein - oder?«
    Ich schüttelte den Kopf und wurde allmählich sauer.
    »Was willst du wirklich?«
    »Ich möchte zunächst, dass du mich siehst.«
    »Dann zeige dich, verdammt!«
    »Ich bin schon da.«
    Das Katz-und-Maus-Spiel wollte ich nicht weiter mitmachen. Doch was konnte ich dagegen tun?
    Ich konzentrierte mich wieder auf den Teich.
    Noch immer bildete die Oberfläche ein Wellenmuster. Das hatte sich nicht verändert und war trotzdem anders geworden.
    Ich brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, dass das Wasser seine Farbe gewechselt hatte. Es leuchtete nicht, es strahlte auch nicht, aber es hatte eine blaue Farbe angenommen, und genau das war die Farbe des verfluchten Luzifers.
    Durch die Bewegungen auf der Oberfläche konnte ich nicht in die Tiefe sehen. Es blieb bei der blauen Farbe, aber die Wellen beruhigten sich plötzlich, als hätten sie einen Befehl erhalten.
    Auf einmal lag eine glatte Oberfläche vor mir, in die ich hineinschauen konnte wie durch Glas, aber nicht wie in einen Spiegel, denn es gab nicht mein Bild wieder.
    Dafür sah ich ein anderes, und das war tief in der Wassermasse versteckt.
    Luzifer starrte mich an. Nur sein Gesicht. Überdimensional, so groß wie der Teich.
    Es oder er lag auf dem Rücken, sodass er in die Höhe schauen konnte.
    Ich schüttelte den Kopf.
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