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1611 - Jäger der Nacht

1611 - Jäger der Nacht

Titel: 1611 - Jäger der Nacht
Autoren: Jason Dark
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Botschaft und ging keinen Schritt weiter. Die Distanz zwischen uns war geschmolzen, aber ich stand nicht so nahe bei ihr, dass ich sie hätte anfassen können, und das wollte sie wohl auch nicht.
    Sekunden verstrichen, ohne dass es zwischen uns zu einem Kontakt kam. Es war ein gegenseitiges Belauern, und ich sah bei ihr auch keinen Hinweis auf einen Angriff.
    Ich sprach sie an, auch weil ich wissen wollte, ob sie antworten konnte wie ein normaler Mensch.
    »Mit wem habe ich es zu tun? Kannst du reden?«
    Das tat sie zunächst nicht. Sie schüttelte nur den Kopf, öffnete ihr Maul, aber nicht mal ein Fauchen war zu hören.
    »Hast du keinen Namen?«
    Sie verengte die Augen.
    Ich sprach weiter. Jetzt kam ich sogar auf den Punkt. »Aber du bist eine Dienerin der Katzengöttin Bastet!«
    Plötzlich riss sie ihr Maul so weit auf, dass ich die spitzen Zähne blitzen sah. Sie schüttelte wütend den Kopf, hob ihn an und quetschte einige Worte hervor, die nicht so deutlich klangen, als wären sie von einem normalen Menschen gesprochen.
    »Mara«, sagte sie. »Mara…« Dann fügte sie noch etwas hinzu, was ich nicht verstand.
    Sie aber musste den Sinn meiner Worte verstanden haben, sonst hätte sie mir nicht ihren Namen verraten. Zudem war auch der Begriff Bastet gefallen. Das hatte eine Verbindung geschaffen.
    Ich hatte keine Lust, weiterhin zu reden und dabei ins Leere zu sprechen. Handeln war jetzt angesagt. Und ein bestimmter Gegenstand steckte in meiner Tasche.
    Mit einer langsamen Bewegung holte ich das Kreuz hervor. Ob ich von ihr unter Kontrolle gehalten wurde, sah ich nicht, denn ich konzentrierte mich auf meine Aktion.
    Das Kreuz gab keine Wärme ab, aber ich stellte fest, dass das Allsehende Auge strahlte. Ob das positiv oder negativ für Mara war, würde sich bald herausstellen.
    Mit einer schnellen Bewegung riss ich meine rechte Hand hoch und hielt ihr das Kreuz entgegen.
    Es verging nicht mal eine Sekunde, da hatte Mara es begriffen.
    Sie schleuderte ihren Katzenkopf zurück und schrie jaulend auf, als wäre sie von einem Bannstrahl getroffen worden. Ihre Augen verloren die Starre, sie kippte nach hinten und war vom Grabstein verschwunden. Ich rechnete mit einem Angriff, aber ich hatte mich getäuscht, denn Mara gab Fersengeld. Sie huschte über den Friedhof wie ein Phantom.
    So schnell konnte ich nicht laufen, und auch Suko schimpfte hinter mir, weil Mara entkommen war.
    Und das lag an meinem Kreuz mit dem Allsehenden Auge. Es war für sie kein gutes Omen, es hatte sie überrascht und geschwächt, und es hatte sich gegen sie gestellt, sodass wir davon ausgehen konnten, dass sie zur anderen Seite gehörte.
    Es gab leider nicht nur sie. Zahlreiche Katzen hockten auf den Gräbern, und die Tiere dachten nicht an Flucht. Für sie waren wir Eindringlinge, die angegriffen oder vertrieben werden mussten.
    Wenige Augenblicke später hatten wir es mit zahlreichen vierbeinigen Gegnern zu tun, und das war alles andere als toll…
    ***
    Für Stephan Kowalski war es eine Zeit des Horrors gewesen. Er wusste nicht, wo er sich befand. Er war aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, hatte Mühe gehabt, sich von den Folgen zu erholen, und hatte sich erst dann um seine Umgebung kümmern können.
    Ihm war schlecht, das Denken fiel ihm schwer, aber es gab trotz allem einen Vorteil. Er steckte nicht in einer völligen Dunkelheit. Um ihn herum war es recht hell, denn in dieser Kammer oder diesem Verlies gab es zwei Leuchten an der Decke, die ein warmes Licht abgaben, das über die vier Wände fiel und auch die Tür nicht ausließ, die mit goldener Farbe gestrichen war. Das war es, was der Agent zuerst feststellte.
    Es gab eine Tür, aber er probierte sie erst gar nicht aus. Sie war bestimmt abgeschlossen. Er bedauerte nur, dass ihm kein Sitzmöbel zur Verfügung stand. Wenn er sich setzen wollte, dann musste er sich auf den Boden niederlassen, der aus glattem Stein bestand.
    Wie auch die Wände. Sie aber waren etwas Besonderes. Im Gegensatz zum Boden waren sie bemalt.
    Beim ersten Hinschauen fand er keine Motive heraus. Es war für ihn auch zu anstrengend, sich darauf zu konzentrieren, und so ließ er sich Zeit, bis er sich einigermaßen gut fühlte und sich mit den Wänden beschäftigen konnte. Sie waren nicht golden wie die Tür, auch wenn sie im ersten Augenblick so wirkten. Man konnte sie als sandfarben bezeichnen.
    Stephan ärgerte sich über seine Kopfschmerzen, die seine Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigten. So nahm er sich
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