Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wiedersah, fiel von ihm eine kaum mehr erträgliche Spannung ab. Tekener und die Kartanin lagen sich minutenlang in den Armen. Viel zu lange hatte er dieses Gefühl nicht mehr genossen.
    Dieses Gefühl, das sich von allen anderen Gefühlen unterschied ... Sie war nicht weich wie ein Mensch. Nur das Fell - und darunter bewegte sich harte Muskulatur. Einem Menschen war sie sowohl an Kraft als auch an Gewandtheit überlegen. Dao-Lin-H'ay hatte einen herben, fast bitteren Duft an sich, und irgend etwas an ihren Bewegungen wirkte für den menschlichen Tastsinn falsch. Es konnte gar nicht anders sein. Ihre Gliedmaßen waren anders proportioniert, der ganze Körper funktionierte anders.
    Tekener sah ihr lange in die Augen. „Ich habe dich vermißt, Dao-Lin."
    „Und ich konnte es kaum erwarten, dich wiederzusehen, Tek."
    Ihr kartanisches Gesicht zeigte etwas, das wie menschliches Lächeln aussah und das er genauso empfand. „Du ahnst nicht, Tek, was in Pinwheel los war. Bitte glaube mir, daß ich keine ruhige Minute hatte."
    „Ich glaube es."
    „Gut. Dann werde ich dir jetzt dieses Schiff zeigen. Es trägt den Namen NJALA. Ein Ehrengeschenk der Hohen Frauen von Kartan für meine großen Verdienste um das Volk."
    „Du sagst das sehr ironisch."
    „So ist es auch gemeint. Sie hätten mich lieber ersäuft als ausgezeichnet."
    Dao-Lin und Tekener streiften lange Zeit durch wissenschaftliche Abteilungen, durch die Unterkünfte, den Maschinensektor. In den Korridoren und Antigravschächten begegneten sie vielen Kartanin, doch kaum einer schien von dem ungleichen Duo Notiz zu nehmen. Eine wohlerzogene Besatzung, dachte Tekener. Zwei Drittel der 600köpfigen Besatzung waren Wissenschaftler, also konnte man die NJALA gut und gern als Forschungsschiff bezeichnen. Doch gleichzeitig war der Diskus mit zwölf Transformgeschützen und Paratronschirmen ausgestattet. Er hätte niemandem geraten, sich mit Dao-Lin-H'ays neuem Schiff anzulegen. „Komm", sagte sie. „Wir gehen in die Zentrale. Ich will dich der 1. Pilotin vorstellen."
    „Heißen eure Kommandanten nicht mehr Protektoren?"
    „Doch. Du kannst sie nennen, wie du willst." Über einen langen Schacht erreichten sie die Kuppel, die er schon von außen bemerkt hatte. In der Zentrale selbst taten zwanzig Kartanin Dienst, wie üblich in blütenweiße Kombinationen gekleidet.
    Dao-Lin-H'ay winkte eine davon heran. „Tek, das ist Dara-Moe-Tuos, die Protektorin. Sie wird dir in allen Fragen persönlich zur Verfügung stehen."
    „Ich grüße dich, Ronald Tekener."
    Dara-Moe-Tuos blieb mit einem Meter Abstand vor dem Spieler stehen. Ihre Haltung offenbarte ein solches Maß an Abneigung, daß er es mit geschlossenen Augen hätte spüren können. „Führe uns durch die Zentrale!" befahl Dao-Lin. „Ich will, daß sich Tekener ein Bild macht."
    Dara-Moe-Tuos hielt mit jeder Bewegung, die sie tat, eine bestimmte Distanz ein. Ob sie sich nun aus gekränkter Eitelkeit so verhielt oder aus Fremdenhaß, wußte Tekener nicht. Er wußte nur, daß er keinen Anlaß gegeben hatte. Einige Male versuchte er, mit anderen Besatzungsmitgliedern Blickkontakt aufzunehmen - doch überall war es dasselbe. Deshalb war er froh, die Zentrale wieder verlassen zu können. „Was war mit ihr?" fragte er, kaum daß sich das Schott geschlossen hatte.
    Dao-Lin stieß ein ärgerliches Fauchen aus. „Ich habe ihr und den anderen gesagt, daß du in meiner Abwesenheit das Kommando führst. Sie wollen dich nicht, weil sie dich nicht kennen..."
    „Und weil ich ein Terraner bin. Jetzt verstehe ich."
    „Vielleicht. Jedenfalls habe ich nicht die geringste Absicht, ihnen nachzugeben. Der zweite Kommandant bist du!"
    „Das heißt... du rechnest damit, ich könnte in Zukunft öfter an Bord der NJALA sein?"
    Sie wandte sich ihm zu und strich mit der Kralle eines Fingers über seinen Arm. „Ich hoffe es, Tek. Ich bin gekommen, um dir das zu sagen. Die Zeit der Trennung ist vorbei."
    „Wie lange haben wir?"
    „Ein paar Wochen."
    Sie und Tekener liefen schweigend nebeneinanderher. Er spürte die Stelle seiner Haut, die ihre Kralle berührt hatte, wie einen heißen Strich. „Hier ist meine Kabine", sagte sie. „Deine liegt gleich nebenan."
    Ein bißchen hilflos sahen sich die beiden in die Augen. „Glaubst du", fragte sie, „daß man die Liebe mit einer Kartanin lernen kann?"
    „So leicht wie die mit einem Menschen. Oder genauso schwer.
     
    7.
     
    Vergangenheit - Gegenwart: 1181-1200 NGZ Die beiden Monate, die dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher