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1600 - Wenn die Sterne erlöschen

Titel: 1600 - Wenn die Sterne erlöschen
Autoren: Unbekannt
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einem Anfall von Heißhunger verspeist - und die Brut gleich mit, während sie diese behütete.
    Es war für mich wie ein Wunder, als die Sriin in einem Raumschiff auftauchten und mich arglos an Bord holten. Ich weiß nicht, ob irgendeine besondere Gemeinheit dahintersteckte. Das herauszufinden war auch gar nicht meine Absicht. Ich spann sie alle nacheinander in mein Netz ein und wäre auf diese Weise mit Nahrung bis an mein Lebensende versorgt gewesen, hätte ich in meiner Gier nicht solche Verschwendung getrieben.
    Ich verfiel diesem Rausch mit Geist und Körper. Und ich war förmlich wie in Ekstase, als ich die Möglichkeit sah, zur Heimatwelt der Sriin zu gelangen und Rache für das zu nehmen, was sie meinem Volk angetan hatten - und meinen grenzenlosen Heißhunger zu stillen.
    Die ganze Reise über befand ich mich in einem nicht enden wollenden Taumel. Ich hatte meine Gier gerade soweit in Grenzen halten können, um einigen Sriin genug Leben zu belassen, damit sie unter meiner Führung mit ihren Artgenossen zu kommunizieren vermochten.
    Doch ergab sich eine Komplikation, die meinen ganzen Verstand erforderte, um sie zu meistern.
    Es stellte sich nämlich heraus, daß drei weitere Raumschiffe von räumlich weit entfernten Verwandten der Sriin, Hunderte von ihnen an der Zahl, zu Besuch gekommen waren. Ich mußte sehr an mich halten, um meine Gefühle zu beherrschen und meine Ratio zu gebrauchen. Diese sagte mir ganz deutlich, daß ich dieser Übermacht der Sriin nicht gewachsen, gewesen wäre.
    Sicher hätte ich viele von ihnen mit in den Tod nehmen können, aber meine Aussicht, selbst zu überleben, war nur verschwindend gering. Also taktierte ich.
    Meine Position war gar nicht so schlecht. Die Sriin waren nämlich der irrigen Ansicht, daß sie uns durch diese Kontaktaufnahme versöhnlich stimmen könnten. Gewiß hätten meine Artgenossen in ihrer geradezu selbstzerstörerischen Großmut eine solche Geste gerne gelten lassen. Aber ich war aus anderem Fleisch und Blut und von gegensätzlicher Denkart.
    Ich war in der glücklichen Lage, meinen Vorteil schonungslos ausnützen zu können. Da ich den kommandierenden Sriin zu meiner uneingeschränkten Verfügung hatte, nötigte ich ihn, die Besucher zum Verschwinden aufzufordern, andernfalls ich von einer Kontaktaufnahme Abstand nehmen würde. Das wurde so dargestellt, als befände ich mich mit weiteren Artgenossen an Bord eines eigenen Schiffes in einem Versteck.
    Der Sriinkommandant hatte seine Rolle überzeugend gespielt. Die Besucher zogen in die Tiefen des Alls ab und überließen die paar tausend Bewohner der Vulkanwelt mir.
    Nachdem das Keilraumschiff mit mir gelandet war, strebten die Sriin jubelnd und singend dem Landeplatz zu. Ich sah die Parallele, es war wie ein Gleichnis, eine Wiederholung der Geschehnisse mit umgekehrten Vorzeichen: Genauso gutgläubig hatten einst meine Artgenossen die Sriin empfangen.
    Dies war der Anfang vom Untergang für mein Volk gewesen. Diesmal würde es kein so langsamer Prozeß werden.
    Dies war der Tag der Rache. Er sollte wahrhaftig nicht länger als einen Planetentag dauern.
     
    *
     
    Mit dem vollbeladenen Schiff der Sriin in meine Heimstatt zurückgekehrt, vollzog ich dieses Erlebnis in Gedanken immer wieder nach. Es war eine Zeit der grenzenlosen Ekstase.
    Aber eines Tages waren die Vorräte aufgebraucht. Und die unfreiwillige Enthaltsamkeit begann meinen Verstand zu verändern. Manchmal empfand ich diesen Gesinnungswandel als Reinigung, dann wieder als Schwäche und als Fluch - je nachdem, ob ich mich in der Phase des Fleischfressers oder des Philosophen befand.
    Was hatte ich getan?
    Ich hatte Rache genommen. Ich hatte meinem Überlebensinstinkt gehorcht, meinem Selbsterhaltungstrieb. Ganz nach der urväterlichen Art meines Volkes.
    Ein schlechtes Gewissen war hier nicht angebracht. 0Ich hatte geräubert und gemordet!
    Und ich würde es jederzeit wieder tun. Zur Tilgung einer Schmach und als Genugtuung. Für Ruhm und Ehre. Fürs Überleben.
    Ich begann Zwiesprache mit den im Netz verwobenen Überresten meiner Gefährtin zu halten. In meiner Phantasie malte ich mir aus, wie sie auf meine Handlungsweise reagieren würde. Es war schön für mich zu hören, daß sie mir verzieh. Sie hätte umgekehrt nicht anders gehandelt, wenn sie in der stärkeren Position gewesen wäre. Ich hätte ihr ebenso gemundet, wie sie mir. „Ich spüre noch deinen Geschmack, Geliebte", sang ich gerührt. „Ich werde ihn mir für immer
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