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1600 - Wenn die Sterne erlöschen

Titel: 1600 - Wenn die Sterne erlöschen
Autoren: Unbekannt
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- trüben.
    Wir hatten ihnen nichts entgegenzusetzen. Wir waren außerstande, uns ihrer aggressiven Attacken zu erwehren. Wir hatten unser kleines, begrenztes Universum befriedet und darum vergessen, wie man sich gegen Konterkräfte zu verteidigen hat.
    Dabei hätten wir nur unsere Urerinnerung zu erforschen zu brauchen, um zu wissen, zu welchen Greueln Wesen imstande sein können, die sich als intelligent bezeichnen. Ich meine damit, daß unsere Vergangenheit unrühmlich genug ist, um uns aufzeigen zu können, wie sriin man im Namen falschverstandener Lebenswerte werden kann.
    Wir waren einst gewiß die grausamsten und blutrünstigen Räuber dieses Universums. Im Namen des Fortschritts und in unserem ungezügelten Vorwärtsstreben war für uns nichts unantastbar. Wir fühlten uns als die Krone der Schöpfung, uns war alles erlaubt, das unserem eigenen Wohlergehen diente.
    Und nun schickte uns eine unerforschliche Vorsehung die Sriin als Prüfung. Es wäre übertrieben zu behaupten, daß sie uns einen Spiegel vors Gesicht hielten, auf daß wir uns selbst erkennen sollten, wie wir einmal waren. Das kann man so nicht sagen, weil unsere räuberischen Vorfahren in allen Belangen viel schlimmer waren als diese Eindringlinge.
    Aber sie waren für den Dschungel des Universums so weit entrückte Wesen wie uns schlimm genug, um uns ins Verderben stürzen zu können. Ich weiß nicht, aus welchem Lager die Idee kam, daß man für kurze Zeit - bloß so lange, bis das Übel beseitigt wäre - den Geist unserer Ahnen wecken sollte, um die Sriin zu vertreiben.
    Der Gedanke stieß auf allgemeine Ablehnung. Nur in meinem Geist hatte er sich sofort festgesetzt. Ich teilte mich meiner Gefährtin mit und konnte sie schließlich zu diesem Experiment überreden.
    Wir zogen uns mit einem Kleinstraumschiff zu unserer Muttersonne zurück und verankerten es auf einem der Asteroiden, die den wilden Planeten wie ein Ring umgaben: die mahnenden Überreste, die von unserer Ursprungswelt übriggeblieben waren. Diese Rückkehr zu den Wurzeln sollte vor allem symbolischen Gehalt haben, sollte uns auch Mut für dieses gewagte Vorhaben machen. Denn uns war sehr wohl bewußt, daß wir ein nicht unbedeutendes Risiko eingingen.
    Wir änderten sukzessive unsere Gene und kehrten allmählich die Erbanlagen unserer Väter hervor. Es war schaurig mitzuerleben, an uns gegenseitig zu beobachten, wie sich unser Verhalten änderte, wie sich die Aggressivität steigerte und sich unsere Körper und Bedürfnisse im gleichen Maße veränderten, und wie wir auf einmal nach Blut und Fleisch verlangten.
    Und es war uns bald auch gegeben, Netze zu spinnen, wie einst, als wir solche benötigten, um unsere Beute darin zu fangen - oder wie später, wo wir die Netze nicht mehr benötigten, diese Fangmethode aber beibehielten. Und es war uns auf einmal auch wieder gegeben zu kopulieren, wie einst, als dies eine Notwendigkeit zur Fortpflanzung war, oder später, aus Lust und Begierde.
    Auch zu diesen Wurzeln fanden wir zurück.
    Wir schritten den Weg weit zurück zu den Anfängen, aber bald erkannten wir, daß es keinen Weg zurück in die Zukunft gab. Ich konnte nicht Philosoph und Räuber zugleich sein.
    Was in aller Kürze zu beschreiben ist, war eigentlich ein langwieriger Prozeß. Er dauerte so lange, bis meine Gefährtin und ich eines Tages feststellten, daß unser Volk nicht mehr war und alle Spuren unserer Zivilisation in Novae aufgegangen waren. Und es auch keine Sriin mehr in dieser Sterneninsel gab.
    Ein Sriin in einem Universum ohne Materie kann sich nur noch selbst verschlingen, wenn er nicht nach anderen Nahrungsquellen sucht. Folglich waren die Sriin weitergezogen.
    Meine Gefährtin und ich waren auf einmal einsam und verloren.
    Zwar hatten unsere Artgenossen Wegweiser von uns zu ihnen gelegt, wohl in der Hoffnung, daß wir wieder riin werden und zu uns selbst zurückfinden würden, so daß wir ihnen folgen könnten.
    Doch diese Möglichkeit blieb uns verschlossen.
    Es gab keinen Weg zurück.
    Denn meine Gefährtin und ich hatten den Antriebsblock unseres Raumschiffs ausgebaut und der Gravitation des Planeten übergeben. Aus Schande über unseren Zustand, möglicherweise aber auch zum Schutz unserer Artgenossen vor uns, denn wir wußten nicht, ob wir unsere kannibalischen Triebe im Ernstfall würden unterdrücken können.
    Und dann passierte etwas, das ich nicht mehr zu erhoffen wagte. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits allein. Denn ich hatte meine Gefährtin in
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