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1600 - Wenn die Sterne erlöschen

Titel: 1600 - Wenn die Sterne erlöschen
Autoren: Unbekannt
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willkommen", erklärte Myles. „Klingt ja schaurig", stellte Rhodan fest und ging durch die Laseranimationen auf Bull zu. Er fragte ihn: „Wie fühlst du dich?"
    „Gar nicht so gut", antwortete dieser und kratzte sich am Gesäß. „Ich habe Probleme mit meinen Spinnwarzen."
    „Aber sonst bist du in Ordnung?"
    Bull setzte grinsend eine Gepichtsmaske auf, der er in der Folge eine fremdartige, faszinierende Klangfolge entströmen ließ. Bull nahm die Maske wieder ab und sagte grinsend: „Das war arachnoidisch und heißt: Mir selbst geht es blendend. Ganz ausgezeichnet! Und ich habe dem etwas hinzuzufügen: Ich war auf einem unvergeßlichen Trip, Perry!
     
    8.
     
    Reginald Bull: 4. Januar 1200 NGZ Es fällt mir schwer, die Bewegungen zu koordinieren.
    Ich kann mich nicht darauf konzentrieren, auf vier Beinen zu gehen, gar zu tänzeln, und gleichzeitig die Bewegungen von vier Armen zu koordinieren. Das verlangt eine Eleganz und ganz bestimmte Art der Körperbeherrschung, an der es mir mangelt.
    Aber dies ist auch ein Problem des Sehens. Zwar ist der gesamte Sehapparat entsprechend auf die Gegebenheiten justiert. Doch ich habe das Handikap, daß ich mir des Sehens mit acht Augen zu sehr bewußt bin - wo ich lediglich an den Gebrauch eines einzigen Augenpaars gewohnt bin.
    Es gibt aber noch mehr Probleme.
    Man hat ja schließlich bisher nur einen plumpen Humanoidenkörper mit sich herumzuschleppen gehabt. Ja, hätte ich mal Ballettunterricht genommen, dann wäre mir dieses Bewegungsritual viel leichter gefallen; selbst als Gigolo hätte ich mir in dieser Situation besser zu helfen gewußt. Ich mag einiges können, aber ich bin alles andere als ein guter Tänzer.
    Seltsame Anflüge von Humor, sie werden verweht...
    Ich stelle mich auch wirklich zu ungeschickt an. Mal verheddere ich mich mit den Beinen, dann schlinge ich mir fast Knoten in die Arme. Dabei ist dieser Körper geradezu prädestiniert, sich majestätisch zu bewegen.
    Mir ist anfangs zum Verzweifeln zumute. Es will mir einfach nicht gelingen, sieben Gelenke eines Beines in der richtigen Reihenfolge zu knicken oder zu strecken und vier Beine in der richtigen Reihenfolge agieren zu lassen. Dabei signalisieren mir Muskel und Sehnen ohnehin, was geht oder nicht. Und die Synapsen schreien förmlich vor Schmerz, wenn sich zwischen Wollen und Tun solch gravierende Mißverhältnisse ergeben.
    Aber allmählich wird es. Ich werde zu Arachno-Bull. Es wird alles riin. Meine Bewegungen werden anmutiger und koordinierter.
    Ich, Arachno-Bull, hätte zufrieden lächeln mögen, wenn mir das gegeben wäre. Aber alles, was ich zustande bringe, ist ein schaurig klingendes Geräusch, hervorgerufen durch das unkontrollierte Aufeinanderreiben meiner Sprechinstrumente. Auch das muß geübt sein.
    Das Denken fällt mir ebenfalls ein wenig schwer. Ich darf nicht mehr terranisch denken. Dies Gehirn verlangt eine andere Denkweise. Das beginnt schon mit dem verankerten Rassenbewußtsein und den fetalen Erinnerungen.
    Dieser Körper hat eine andere Vorgeschichte, einen anderen Werdegang, eine andersgeartete Existenzgrundlage.
    Mein Urschrei klingt ganz anders!
    Ich stoße ihn aus.
    Und damit breche ich den Bann, durchstoße gleichsam eine Mauer aus Vorbehalten und Ressentiments, überwinde eine Denkbarriere.
    Nachdem diese Vorurteile abgeworfen sind, lege ich auch meine Unsicherheit ab. Von da an klappt die Simulation ganz vorzüglich, und ich kann mich mit meinem Geist auf das Wesentliche konzentrieren.
    Dieser Umschwung zum Positiven geschieht aber erst, nachdem ich mir die Translator-Maske aufgesetzt habe.
    Die Maske ist nämlich viel mehr als bloß ein Sprachübersetzer. Es ist ein Vermittler arachnoider Geisteshaltung. Sie paßt sich meinem Gesicht perfekt an und verformt es - und alles was dazugehört.
    Und damit bin ich - Arachno-Bull - wahrhaftig zu einem Arachnoiden geworden.
    Ich bin reif, das Testament des letzten und dem Untergang geweihten Vertreters eines einstmals so stolzen und doch so bescheidenen Volkes zu empfangen.
     
    *
     
    Sie tauchten aus dem Nichts auf, waren plötzlich da. Sie erschienen uns als Riin, harmlose Besucher, hilfreich, ja, hilflos beinahe in ihrer zur Schau getragenen Arglosigkeit.
    Doch war das nur Maske, und sie entpuppten sich alsbald als unbarmherzige Sriin.
    Das hatten wir damals nicht erkennen können, aber mir in meinem Zustand stellt sich die Situation von damals deutlich und klar dar. Keine Nebel, die meine scharfen Sinne - und Instinkte
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