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1598 - Allein unter Zombies

1598 - Allein unter Zombies

Titel: 1598 - Allein unter Zombies
Autoren: Jason Dark
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Ich weiß, du hast die Menschen vor dem Bösen beschützen wollen. Das ist auch edel und ehrenwert. Aber es gibt auch einen Punkt im Leben, da muss man einsehen, dass es so nicht weitergehen kann.«
    »Sie hätten mir nichts getan!«
    »Ja, das weiß ich. Nur hat es Tote gegeben. Das kann niemand verantworten, der so etwas wie ein Gewissen hat.«
    Emilio schwieg. Aber er bekam so etwas wie den bösen Blick. Das sah ich, obwohl er den Kopf leicht gesenkt hatte. Und mir gefiel seine Reaktion nicht. Ich sah sie keinesfalls als normal an.
    Der junge Mönch war nicht der, als den wir ihn ansahen. Er hatte die Zombies befreit, und das hatte er nicht freiwillig getan, weil es eine Macht gab, die von ihm Besitz ergriffen hatte.
    Ich dachte an das blaue Licht in seinen Augen, das plötzlich wieder da war, als er den Kopf anhob und auf einen bestimmten Gegenstand schaute.
    Es war mein Kreuz!
    Das bärtige Gesicht hatte den jungen Mönch älter erscheinen lassen.
    Jetzt verschwand jede Glätte daraus. Es verzog sich und wurde dabei zu einer hässlichen Fratze.
    Der anschließende Knurrlaut, der aus seiner Kehle stieg, war nicht zu überhören. Ich hatte den Eindruck, als hätte sich ein böses Tier gemeldet.
    Ich rechnete mit einem Angriff und schaute an meiner Brust hinab.
    Ja, ich sah das Licht über das Kreuz huschen. Mein Talisman spürte genau, wer da vor ihm stand.
    Auch der Abt merkte, was los war.
    »Bitte, Emilio, nimm es so hin!«, schrie er ihn an. »Es wird sich alles wieder richten lassen. Ich halte zu dir. Das musst du mir glauben!«
    Emilio schüttelte den Kopf. Es sah so aus, als wollte er sich auf den Abt stürzen, aber der bewegte sich auf ihn zu, um nach ihm zu greifen.
    Ich sah die Gefahr, in die sich Gaston begab, und wollte ihn zurückreißen.
    Voltaire war schneller. Er griff nach dem Kragen des Abts und zog Gaston aus der Gefahrenzone. Auf seine Proteste hörte er nicht, und so stand ich Emilio allein gegenüber.
    Hinter dem jungen Mönch zuckten die tanzenden Flammen wie wilde Geister hoch, als hätten sie sich aus dem Höllenfeuer befreit. Aber das war nicht alles, denn in den Augen des jungen Mönchs sah ich plötzlich das blaue Leuchten.
    Das warnte mich.
    Ich wollte vorlaufen, aber Emilio war schneller. Bevor ich nach ihm greifen konnte, wuchtete er seinen Körper zurück, und dort gab es nichts, woran er einen Halt gefunden hätte.
    Rücklings fiel er in die Flammen.
    Aus seinem offenen Mund drang ein gellender und irrer Schrei…
    ***
    Ich war für einen Moment geschockt.
    Sekunden zu lange, denn das Feuer war schnell. Möglicherweise war es auch durch die andere Macht beeinflusst, denn es ließ den Mönch nicht los.
    Ich hatte noch nie zuvor einen Menschen so schnell brennen sehen. Der gesamte Körper des jungen Mönchs stand im Nu in Flammen. Niemand von uns hätte noch eine Chance gehabt, ihn zu retten.
    Emilio wälzte sich durch die Flammen. Wir mussten mit ansehen, wie er dahin schmolz. Das war kein echtes Verbrennen, hier spielte eine Macht die erste Geige, die bisher im Hintergrund gelauert hatte.
    Immer mehr zog sich der Körper zusammen. Er nahm die Größe eines kleinen Kindes an. Die Haut wurde schwarz.
    Uns stieg ein widerlicher Geruch in die Nase, und obwohl Emilio längst hätte tot sein müssen, hörten wir noch ein gellendes Gelächter aus den Flammen hervorschallen.
    Ob es wirklich Emilio gewesen war, der so gelacht hatten, wusste auch ich nicht. Wahrscheinlich war es derjenige gewesen, unter dessen Kontrolle er die ganze Zeit gestanden hatte.
    Das war jetzt vorbei.
    In den Flammen, die allmählich in sich zusammenfielen, lag ein Mensch, der keiner mehr war. Nur noch ein verschrumpelter Körper mit geschwärzter Haut. Da gab es keinen Funken Leben mehr.
    Die Hölle hatte sich geholt, was ihr gehörte…
    ***
    Wir schwiegen. Auch der Abt sagte nichts. Er trat nur dicht an das Feuer heran.
    Der Kommissar und ich hörten, wie er ein Gebet murmelte.
    Voltaire wischte über sein Gesicht.
    »Das ist hart gewesen, John, aber zum Glück ist es vorbei.«
    »Ja, das sehe ich auch so.«
    Voltaire nickte.
    »Und ich werde mir überlegen müssen, was ich nach Paris melde.«
    »Ach«, sagte ich, »da wird dir schon das Richtige einfallen. Und eine Gegend wie diese hier kann auch recht schweigsam sein, oder nicht?«
    »Ja, das hoffe ich. Das hoffe ich sogar sehr. Jedenfalls danke ich dir, dass du den Fluch gelöscht hast.«
    »Genau das ist mein Job, mon ami.«
    Ich drehte mich zum Dorf hin
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