Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1598 - Allein unter Zombies

1598 - Allein unter Zombies

Titel: 1598 - Allein unter Zombies
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
plötzlich vernahm er eine Stimme.
    »Hallo, Emilio, wir sind da«, sagte der Abt…
    ***
    Voltaire und ich hatten dem Abt die Initiative überlassen. Er kannte Emilio am besten.
    Ich hatte mich diesmal vorbereitet. Das Kreuz hing offen vor meiner Brust.
    Als der Abt es zum ersten Mal gesehen hatte, war sein Blick andächtig geworden. Fragen hatte er keine gestellt, und ich hatte auch keine Erklärungen gegeben.
    Es war leicht gewesen, das Ziel zu erreichen. Und jetzt starrten wir auf eine Szene, die mir wie gemalt erschien, weil sich keine der Gestalten am Feuer bewegte.
    Es waren die restlichen vier Zombies.
    Obwohl sie unterschiedliche Wesen waren, glichen sie sich. Der Tod hatte sie alle gleich gemacht, aber sie waren keine normalen Leichen, wie ich es mir gewünscht hätte, das sahen wir, als der Abt sich als Erster aus dem Wald löste und in die Nähe des Feuers trat.
    Emilio starrte nur seinen Abt an. Uns nahm er nur am Rande wahr.
    »Warum bist du gekommen?«, fragte er.
    »Kannst du es dir nicht denken? Es muss endlich Schluss sein. Du hast deine Freunde lange genug beschützt. Jetzt ist es vorbei. Ich will nicht, dass es noch mehr Tote gibt. Die Menschen hier sollen in Ruhe und ohne Angst leben. Sie haben ein Recht darauf. Das musst du einsehen. Und du musst weiter einsehen, dass du die lebenden Toten nicht bis ans Ende der Tage beschützen kannst.«
    »Ich weiß«, flüsterte Emilio zurück. »Ich habe mich auch schon damit abgefunden.«
    »Das ist gut.«
    Emilio schaute seine Verbündeten an. Dabei wischte er über seine Augen, in denen Tränen standen.
    Voltaire stieß mich an.
    »Ist der denn verrückt? Flennt der etwa um seine untoten Freunde?«
    »Lass ihn. Du weißt nicht, was in ihm vorgeht.«
    »Nein, aber das ist schon pervers, wenn du mich fragst.«
    Ich gab ihm keine Antwort und hob nur die Schultern.
    Die Beretta in meiner Hand war mir schwer geworden. Ich wusste, welch eine Aufgabe mit bevorstand, und es machte mir keinen Spaß. Aber es ging nicht anders. Die Zombies sollten keine Angst und keinen Schrecken mehr verbreiten. Wie es aussah, hatte auch Emilio mit diesem Kapitel seines Lebens abgeschlossen.
    Voltaire und ich standen hinter dem Abt ein wenig im Hintergrund. Ich war trotzdem gut zu erkennen, weil mein Kreuz ein schwaches Leuchten abgab.
    Dann ging ich vor.
    Plötzlich erfasste auch mich der Schein des Feuers, und Emilio starrte mich an. Er sah, dass ich den rechten Arm mit der Beretta hob.
    Er wollte etwas sagen. Er brachte aber kein Wort hervor. Was er sagen wollte, stand in seinen Augen zu lesen. Es war eine Bitte, die ich ihm durch Kopfschütteln abschlug.
    Die Zombies bewegten sich.
    Der Abt trat etwas zurück.
    Ich fühlte mich ziemlich unwohl, denn das, was ich jetzt tun musste, glich einer Hinrichtung.
    Aber es gab keinen anderen Weg. Es sei denn, wir hatten sie der Reihe nach in die Flammen geworfen, damit sie verbrannten.
    »Es muss ein Ende haben!«, flüsterte ich und zielte auf den Kopf der ersten Gestalt.
    Ein leichter Druck mit dem rechten Zeigefinger reichte aus. Der Schuss krachte. Der Zombie zuckte zusammen und kippte tot oder erlöst zur Seite.
    Emilio schrie auf. Er presste beide Hände gegen seine Schläfen, aber nicht vor die Augen.
    Der zweite Schuss.
    Diesmal traf es eine Gestalt, die sich erheben wollte. Auch dieser Zombie kippte mit einem Loch im Schädel um.
    Ich hatte mein Denken ausgeschaltet. Ich musste mir immer wieder einreden, dass ich hier keine Menschen vor mir hatte.
    Auch der dritte Unhold starb.
    Jetzt gab es nur noch einen. Der hatte sich in der Zwischenzeit erheben können. Er war ungefähr so groß wie ich. Über den Lauf der Beretta starrten wir uns an.
    Es gab keine Angst im Blick dieser Horrorgestalt zu lesen. Der Ausdruck darin blieb nichtssagend.
    Das Silbergeschoss hämmerte in seine Brust. Der gewaltige Stoß schleuderte ihn nach hinten. Dicht neben dem Feuer landete er auf dem Waldboden und sorgte dafür, dass einige Funken in die Höhe stoben.
    Es war geschafft. Die Menschen hier in der Umgebung konnten aufatmen.
    Ich fühlte mich alles andere als gut und wollte Emilio so etwas wie eine Erklärung geben.
    Als ich auf ihn zuging, brüllte er mich an.
    »Bleib stehen! Keinen Schritt weiter!«
    »Okay, wie du willst.«
    Der Abt drängte sich vor. Er wollte mir helfen und sprach den jungen Mönch an.
    »Bitte, Emilio, lass dir sagen…«
    »Nein! Nein, ich will nichts hören!«
    »Es gab keine andere Möglichkeit. Das musst du begreifen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher