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1594 - Das Böse in dir

1594 - Das Böse in dir

Titel: 1594 - Das Böse in dir
Autoren: Jason Dark
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rückgängig machen. Dennoch war sie nicht richtig traurig darüber. Es gab genügend Möglichkeiten, ihr Leben so weiterzuführen, wie es vorgesehen war, wie es vor allen Dingen die andere Seite wollte.
    Sie war da. Sie befand sich stets in ihrer Nähe. Laurie fühlte sich von ihr geleitet, und in diesem Moment war es so, als hätte diese Stimme ihre Gedanken erraten.
    »Deine Zeit kommt noch, Laurie…«
    Diesmal war es ein Flüstern, was sie hörte. Und die Stimme war auch nicht mehr nur in ihrem Kopf. Sie war normal zu hören. Sie war um sie herum, aber der Sprecher dachte nicht daran, sich zu zeigen, und trotzdem wusste Laurie, dass sie beruhigt in die Zukunft schauen konnte.
    »Wann denn?«
    »Bald.«
    »Und wann ist bald?«
    »Heute.«
    Laurie zuckte zusammen. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet.
    Sie hatte das Gefühl, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen worden wäre und dass sie über dem Bett schweben würde, was ihr nicht mal unangenehm war.
    »Ehrlich?«
    »Ja, Laurie, verlass dich darauf. Du kannst mir vertrauen, das ist Ehrensache. Ich bin der Besondere, ich bin das Besondere, und ich bin einmalig.«
    »Ja, ja, ich freue mich schon.«
    »Das kannst du auch, Laurie. Es hat dir doch großen Spaß gemacht, die Katze zu killen. Es war nur ein Anfang, und es wird nicht nur bei einem Tier bleiben.«
    »Was meinst du damit.«
    »Das wirst du noch sehen, heute noch. Der Tag ist noch nicht vorbei.«
    Laurie lächelte. Sie hatte bisher ruhig auf dem Bett gesessen. Jetzt zuckte sie hin und her, ohne allerdings ihre Haltung zu verändern.
    »Was wird denn noch geschehen? Du weißt doch alles!«, flüsterte sie in die Leere des Zimmers hinein.
    »Ändern wird sich viel für dich, Laurie. Aber was immer auch in deinem weiteren Leben geschieht, denke daran, dass ich bei dir bin. Ich lasse dich nicht im Stich. Du gehörst mir, und ich gehöre dir. So ist das nun mal, Laurie.«
    »Ja, ja, das weiß ich.« Noch immer blickte sie in die Leere hinein, aber jetzt war es anders. Zwischen Bett und Tür glaubte sie, eine Bewegung zu sehen.
    Laurie hatte das Licht nicht eingeschaltet. Draußen war es noch nicht dunkel. Durch die Scheiben der Fenster fiel schummriges Licht.
    Da war ein gestaltloser Schatten. Er bewegte sich nicht. Er war kein Mensch. Er war ein Etwas. Er hatte kein Gesicht, keine Glieder, er war einfach nur vorhanden und ganz gewiss keine Täuschung.
    Es gab sicherlich Menschen, die sich von so einem Vorgang bedroht gefühlt hätten. Das war bei Laurie nicht der Fall. Ihr tat der Schatten gut.
    Er sorgte bei ihr für eine gewisse Sicherheit, und darüber konnte sie sich nur freuen.
    Bis plötzlich die Tür aufgerammt wurde. Niemand hatte geklopft, aber das hatte ihre Mutter noch nie getan. Sie stand auf der Schwelle, und im Licht vom Flur war sie deutlich zu sehen.
    »Ma…?«
    »Ja, ich bin hier.«
    Laurie überlegte, ob ihre Mutter den Schatten gesehen hatte. Wie es aussah, nicht, denn sie sprach ihre Tochter nicht darauf an.
    Er hatte sich wohl rechtzeitig wieder zurückgezogen, aber Laurie wusste, dass er nicht weg war. Er würde zurückkehren oder besser noch, er war immer an ihrer Seite.
    »Was willst du?«
    Helen Miller seufzte. »Ich muss mal mit dir sprechen, Kind.«
    »Und was willst du mir sagen?«
    »Das bereden wir in aller Ruhe unten. Ich habe eine Pizza aufgewärmt und dir auch deinen Kakao gekocht. Komm, wir…«
    »Nein!«
    Helen zuckte zusammen, weil sie die Antwort ihrer Tochter wie einen scharfen Schrei vernommen hatte. Zuerst verschlug es ihr die Sprache, dann schüttelte sie den Kopf und flüsterte: »Was hast du da gesagt?«
    »Das hast du doch gehört, Ma. Ich will nicht. Ich will hier in meinem Zimmer bleiben.«
    »Aha. Und dann? Hast du vielleicht etwas Bestimmtes vor?«
    Laurie fing an zu lächeln. »Kann sein, Ma, und ich bin auch nicht allein.«
    »Aha. Wer ist denn bei dir?« Helen drehte den Kopf nach allen Seiten.
    »Tut mir leid, aber ich sehe niemanden. Deine Stofftiere meinst du doch wohl nicht?«
    »Du kennst ihn nicht.«
    »Aha. Und ich kann ihn auch nicht sehen, oder?«
    »Nein.«
    Helen Miller war eine geduldige Frau, aber auch für sie gab es Grenzen.
    Sie ging in das Zimmer hinein und streckte ihrer Tochter die rechte Hand entgegen. Auf keinen Fall wollte sie sich von einer Zehnjährigen auf dem Kopf herumtanzen lassen. Das kam nicht infrage. Noch hatte sie hier im Haus zu bestimmen. Den Kindern mussten einfach ihre Grenzen aufgezeigt werden. Das
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