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1594 - Das Böse in dir

1594 - Das Böse in dir

Titel: 1594 - Das Böse in dir
Autoren: Jason Dark
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gehörte nun mal zur Erziehung.
    Dass Laurie eine Katze getötet hatte, darüber musste erst mal geredet werden. Das war für Helen völlig neu, und sie wusste zudem nicht, ob sie die Motive ihrer Tochter begreifen würde - wenn es sie denn überhaupt gab.
    Sie ging einen langen Schritt in das Kinderzimmer hinein.
    Laurie rührte sich nicht. Das machte Helen nichts aus. Zur Not würde sie ihre Tochter vom Bett ziehen.
    Laurie sah ihre Mutter kommen. In ihrem Kopf rauschte das Blut. Sie erinnerte sich daran, was ihr der Schatten gesagt hatte. Sie würde sich immer auf ihn verlassen können, und was sie jetzt erlebte, das war so etwas wie eine erste Prüfung. An diesem Abend würde es sich zeigen, wie weit diese Hilfe ging.
    Bevor Helen nach ihr greifen konnte, zuckte Laurie aus ihrem Lotussitz in die Höhe. Das geschah so schnell, dass Helen stoppte und erschrak.
    »Was ist?«
    »Ich gehe mit.«
    »Gut.« Helen überlegte. Sie hatte die Stimme ihrer Tochter gehört, und die war ihr ungewöhnlich fremd vorgekommen. So dunkel, so männlich und auch kratzig.
    Mit einer schnellen Bewegung stand Laurie auf. Ihre Mutter wich zurück.
    Dabei bleib sie nicht stehen. Sie ging rückwärts auf die Tür zu, die nicht geschlossen war. Und sie ging recht schnell, denn sie fühlte sich von ihrer Tochter getrieben.
    »He, Laurie, was ist los?«
    Das Kind gab eine hastige Antwort.
    »Du wolltest doch, dass ich schnell nach unten komme. Das tue ich jetzt. Ich gehe schnell los. Ich will mein Essen, ich mein Trinken…«
    »Doch nicht so hastig, Laurie.«
    Das Mädchen lachte. Es ging noch schneller und stieß die Hände gegen die Brust seiner Mutter.
    »Kind, du tust mir weh!«
    »Na und?«
    Dem nächsten Stoß konnte Helen ausweichen, aber da war sie bereits in dem engen Flurviereck.
    Das hatte Laurie gewollt. Sie kam rasch nach, und Helen fiel der Ausdruck in den Augen ihrer Tochter auf, der nicht mehr menschlich zu sein schien.
    Da lag etwas in ihrem Blick, das sie einfach nicht fassen konnte. Und einen Moment später versuchte sie, dem nächsten Stoß auszuweichen, wobei sie sich nach rechts drehte.
    Helen musste zurückweichen und dachte nicht mehr daran, dass sich die Treppe unmittelbar hinter ihr befand. Sie ging automatisch einen Schritt zurück, trat dabei auf die Kante der obersten Stufe und kippte nach hinten.
    Der Schrei war von Überraschung und Entsetzen gezeichnet. Er hallte durch das ganze Haus, und in ihn hinein mischten sich noch andere Geräusche. Dumpf und hart klangen sie. Und sie wurden von einem fallenden Körper verursacht, der die Stufen der Treppe hinabpolterte.
    Laurie blieb am Ende der Treppe stehen. Sie hatte die Arme halb erhoben und die Hände zu Fäusten geballt. Sie hatte die Pose einer Siegerin angenommen, die jedem Geräusch, das beim Aufprall entstand, nachlauschte.
    Helen Miller stürzte kopfüber und immer wieder aufschlagend die hohen, engen Stufen hinab, bis sie die letzte überwunden hatte und davor bewegungslos liegen blieb.
    Laurie hatte sich nicht vom Fleck gerührt. Das tat sie auch in den folgenden Sekunden nicht. Mit leicht verzerrtem Gesicht starrte sie nach unten auf den leblosen Körper der Mutter.
    Kein Geräusch drang mehr zu ihr hoch. Kein Stöhnen, und auch kein schwaches Atmen. Laurie wollte trotzdem auf Nummer sicher gehen und stieg langsam die Stufen hinab.
    Jedes Kind wäre entsetzt gewesen, hätte es dieses Grauen mit ansehen müssen.
    Nicht so Laurie.
    Sie verspürte in ihrem Innern ein wahnsinniges Gefühl. Es war der große Triumph, der sie in ihren Fängen hielt, und sie freute sich, einen großen Schritt weitergekommen zu sein. Das anvisierte Ziel rückte immer näher.
    Der Körper ihrer Mutter hatte sich beim Aufprall auf die rechte Seite gedreht.
    Laurie ließ ihn auch so liegen, als sie mit einem langen Schritt über ihn hinweg stieg.
    Auch hier unten verbreitete eine Deckenleuchte ihr Licht, sodass Laurie ihre Mutter gut erkennen konnte.
    Sie brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass Helen noch lebte. Der Blick ihrer Augen sagte alles. Darin war kein Leben mehr zu sehen. Sie sah auch das Blut an der linken Stirnseite. Dort war ihre Mutter beim Fall in die Tiefe mehrmals aufgeschlagen.
    Laurie bückte sich. Kein entsetzter Ausdruck zeichnete ihr Gesicht. Auf den Lippen lag sogar ein kaltes Lächeln. Sie streckte einen Arm aus und tastete mit den Fingerspitzen über die Haut an der Wange.
    Kein Zucken mehr - nichts. Nur das Gesicht, das wie eine Totenmaske aussah.
    Und
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