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159 - Der Dämon und die Besessene

159 - Der Dämon und die Besessene

Titel: 159 - Der Dämon und die Besessene
Autoren: A.F.Morland
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zufrieden sein.«
    »Dafür muß ’ne Mutter ganz schön lange stricken«, grinste Rekker. »Hey, Scott, sag auch mal was. Wieso bist du so wortkarg?«
    »Ich fühle mich nicht besonders«, entgegnete Cazale.
    Lako lachte. »Du hast doch nicht etwa die Hosen voll, Junge. Ich dachte, du wärst hart wie Granit.«
    »Das ist er«, nahm Rekker den Freund in Schutz. »Er hat immerhin den Wachmann umgenietet.«
    Sie blieben auch außerhalb Londons auf Nebenstraßen, damit ihnen nicht irgendein dummer Zufall zum Verhängnis werden konnte. Eddie Lako drückte eine Kassette in den Recorderteil des Autoradios und ließ Michael Jackson quietschen.
    »Hast du nichts Stimmungsvolleres?« fragte Rekker. »Engelbert, Mr. Romantic.«
    »Bei dem schlafen mir die Füße ein«, entgegnete Lako. »Ich brauche etwas, das mitreißt, einen schönen lauten Disco-Hammer.«
    Cazale stöhnte.
    »Siehst du, Scott gefällt’s auch nicht«, rief Rekker nach vorn. »Es steht zwei gegen einen, also wirf die Jackson-Kassette aus dem Fenster.« Cazale stöhnte wieder, und als sich ihm Rekker daraufhin zuwandte, erschrak er, denn zwischen Cazales Fingern, die ins Hemd gekrallt waren, glänzte Blut!
    ***
    Netwick wurde von manchen als verfluchtes Dorf bezeichnet, und der See, an dessen Ufer der alte Ned Gibson stand, weil er fühlte, daß es mit ihm zu Ende ging, hieß »Teufelssee«.
    Nicht ohne Grund!
    Das Wasser hattè sich rot gefärbt und angefangen zu brodeln. Ned Gibson wußte, daß dies das Zeichen war. Er durfte kommen, wurde erwartet. Weit über die 70 war Gibson, und tiefe Falten hatte das lange Leben in sein Gesicht gegraben. Ein feines Runzelnetz lag noch darüber, und die müden Augen glänzten in tiefen Höhlen. Gibson fühlte sich leer und ausgebrannt. Er war müde. Das Leben war für ihn ein Kampf, den er nicht mehr bestreiten konnte, deshalb war er entschlossen, jenen Weg einzuschlagen, der in Netwick der einzig richtige war, wenn die Zeit kam.
    Unheimliche Kräfte schienen den Teufelssee aufzuwühlen. Die Oberfläche war wild in Bewegung, es blubberte und prasselte, Dämpfe stiegen hoch, als befände sich unter dem See eine riesige glühende Herdplatte.
    Gibson wußte, daß er sich nicht verbrühen würde. Vertrauensvoll näherte er sich dem siedenden Wasser. Er tauchte den Fuß ein, blieb nicht stehen, sondern ging weiter. Das Wasser war wie immer - ein bißchen kühl Es reichte dem Mann bald bis an die Knie und kurz darauf schon an die Hüften. Seltsam verklärt war sein Blick, während er seinen Letzten Weg fortsetzte. Todessehnsucht trieb ihn vorwärts, einem Ende entgegen, das viele vor ihm schon ereilt hatte.
    Das rote Wasser stieg an seinem Körper hoch, reichte ihm schon bis zum Hals, stieg unaufhörlich höher, Gibson konnte nicht schwimmen, hatte es nie gelernt. Er hatte nicht die Absicht zu versuchen, sich über Wasser zu halten. Er wollte untergehen, sofort. Mit offenem Mund machte er die nächsten Schritte. Das brodelnde Wasser stürzte sich in seinen Hals.
    Er schluckte, hustete, sank nach vorn und ertrank.
    Sein Tod schien den See zu »beruhigen«. Das Wasser hörte auf zu brodeln. Glatt wie ein Spiegel wurde die Oberfläche und zeigte ein grauenerregendes Wesen: ein kahlhäuptiges, affenähnliches Geschöpf mit runzeligem Gesicht, geschlitzten Augen und furchterregenden Reißzähnen. Seitlich vom Schädel standen riesige Hörner ab, die einen liegenden Halbmond bildeten.
    Nun war klar, woher der Teufelssee seinen Namen hatte.
    Die Röte verlor sich, das Wasser wurde glasklar. Ned Gibson war nicht mehr zu sehen. Der alte Mann schien sich im Teufelssee aufgelöst zu haben.
    ***
    Obwohl Shelley Robinson behauptet hatte, es wäre wieder alles in Ordnung, das Gespräch mit mir hätte ihr geholfen, machte ich mir Sorgen um das Mädchen.
    Sie hatte viel mitgemacht; der eigene Vater - mit Ragamm unzertrennlich verbunden - hätte sie umgebracht, wenn wir nicht eingegriffen hätten.
    Wieso war es während des Gesprächs zu dieser plötzlichen Kehrtwendung gekommen? Was hatte Shelley Robinson veranlaßt, mich »abzuwimmeln«? Denn darauf lief es meiner Ansicht nach hinaus. Ganz unvermittelt hatte sie von meinem Besuch nichts mehr wissen wollen, obwohl ihre Stimme am Anfang deutlich nach Hilfe gerufen hatte. Oder hatte ich mir das nur eingebildet?
    »Wenn du dir Gewißheit verschaffen willst, mußt du nach Netwick fahren«, sagte Mr. Silver, der sich in meine Gedanken eingeschaltet hatte.
    »Für gewöhnlich kann ich mich auf
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