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159 - Der Dämon und die Besessene

159 - Der Dämon und die Besessene

Titel: 159 - Der Dämon und die Besessene
Autoren: A.F.Morland
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herausgefunden. Aber es schien eine ungeheuer starke Obrigkeit in diesem Dorf zu geben. Sie bestimmte das Leben in Netwick, beeinflußte das Treiben der Menschen.
    Shelley ahnte, daß sie irgendwann mit dieser geheimnisvollen Obrigkeit in Berührung kommen würde, und sie hatte Angst davor. Es wäre wohl klug gewesen, die Zelte in Netwick abzubrechen, doch Shelley Robinson spürte instinktiv, daß das nicht möglich war. Sie hatte keine Erklärung dafür, aber dieses Dorf kam ihr vor wie eine große, unscheinbare Falle. Wer hier hineingeriet, der kam nicht mehr raus.
    Mehr noch sah Shelley das seltsame Dorf als fleischfressende Pflanze…
    Sie fuhr sich nervös über die Augen. »Was spinne ich mir denn da zusammen?« fragte sie sich unwillig.
    Manchmal hatte sie Halluzinationen, dann verband sich das Vergangene mit dem Gegenwärtigen. Oft glaubte sie Ragamm zu sehen, dann war es ihr Vater - oder beide in einer Gestalt. Und das spielte sich irgendwie in ihrem Inneren ab, drang nie nach außen.
    Was ist los mit mir? Diese Frage stellte sie sich immer wieder. Vertrage ich Netwick nicht? Bekommt mir der Aufenhalt in diesem Dorf nicht? Ich habe mir soviel davon versprochen.
    Sie wußte, daß ihre Angst begründet war, und eigentlich war es richtig gewesen, Tony Ballard anzurufen.
    Es war nicht ihr eigener Wille gewesen, sich um 180 Grad zu drehen. Etwas hatte sie dazu gedrängt. Wurde sie überhaupt gelenkt, seit sie in Netwick lebte?
    Sie fühlte sich plötzlich unwohl, das ganze Haus schien zu wackeln und zu schaukeln. Als es auch noch anfing, sich zu drehen, krallte Shelley die Finger in den groben Stoff der Übergardine, um nicht zusammenzusacken.
    Sie schloß die Augen und atmete kräftig durch. Es ist gleich vorbei! dachte sie. Nur ein kleiner Schwächeanfall. Hat nichts zu bedeuten.
    Bestimmt hätte sie sich keine Sorgen gemacht, wenn sich diese Anfälle in letzter Zeit nicht gehäuft hätten. Sie kamen immer öfter und hielten immer länger an. Was schwächte sie? Woran litt sie?
    Bin ich krank? überlegte das Mädchen. Unwillkürlich lauschte sie in sich hinein, doch körperlich schien alles in Ordnung zu sein. Es sind die Nerven, die dir einen Streich spielen, sagte sich Shelley. Nach diesen furchtbaren Erlebnissen darf dich das nicht wundern. Die Wunden sind noch offen. Es wird sehr lange dauern, bis sie verheilen.
    Es gab einen Arzt im Dorf: Dr. Nathan Eldridge. Ob sie ihn aufsuchen sollte?
    Würde er mich überhaupt empfangen? dachte das Mädchen. Ich gehöre nicht nach Netwick. Die Einwohner hassen Fremde. Es sind Eindringlinge für sie, denen sie mit kaum verhohlener Feindseligkeit begegnen. Zumeist gelingt es ihnen, Fremde zu verscheuchen.
    Shelley drehte sich um und ging aus dem Wohnzimmer. Ihr Schritt war weich und unsicher. Sie begab sich ins Bad, drehte das kalte Wasser auf und betrachtete sich im überdimensionierten Wandspiegel.
    Totenblaß bist du, ging es dem Mädchen durch den Kopf. Wie eine Wasserleiche siehst du aus.
    Sie beugte sich über das Waschbecken und fing das klare Wasser mit hohlen Händen auf. Ganz fest drückte sie die Finger gegeneinander, damit das Wasser nicht durchlaufen konnte, und sie schaufelte das kalte Naß etliche Male in ihr Gesicht, um sich zu erfrischen.
    Keuchend blieb sie gebeugt stehen. Sie stützte sich auf den Beckenrand, hatte die Augen geschlossen. Nun richtete sie sich langsam auf und hob die Hände, um ihr Gesicht zu befühlen.
    Noch nie waren ihr ihre Finger so hart vorgekommen.
    Shelley Robinson öffnete die Augen, und ein schwerer Schock traf sie: Ihre Hände und die Unterarme waren skelettiert!
    ***
    Scott Cazale lehnte an der Autotür, sein Gesicht war schmerzverzerrt, und dicke Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Albert Rekker fluchte. »Verdammte Scheiße! Wieso hast du kein Wort gesagt, Scott? Wieso hast du nicht gesagt, daß es dich erwischt hat?«
    »Was hätte es geändert?« gab Cazale ächzend zurück.
    »Ist es schlimm? Laß mal sehen!« Cazale nahm die Hand nicht weg. »Laß mich in Ruhe.«
    »Ich will mir die Verletzung doch nur ansehen.«
    »Später, nicht jetzt«, erwiderte Cazale und preßte die Kiefer zusammen. »Verflucht noch mal, Eddie, wie weit fahren wir denn noch? Dieses Rütteln und Schaukeln tut mir nicht gut. Ich möchte mich endlich hinlegen.«
    »Du kannst dich hier hinlegen«, sagte Rekker. »Ich könnte mich neben Eddie setzen.«
    »Ich brauche ein Sofa oder eine Couch. Irgend etwas, das stillsteht und auf dem ich mich
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