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159 - Der Dämon und die Besessene

159 - Der Dämon und die Besessene

Titel: 159 - Der Dämon und die Besessene
Autoren: A.F.Morland
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Sekunde kostbar war, warf sich in den Wagen, und ich raste los, bevor er noch beide Beine im Auto hatte. Erst nach 20 Metern knallte die Tür zu, und wir sausten mit Vollgas raus aus Netwick.
    Knapp vor der Dorfgrenze sprangen plötzlich mehrere finstere Gestalten auf die Straße und wollten uns aufhalten. Es widerstrebte mir, sie über den Haufen zu fahren, deshalb bremste ich, aber wir hatten schon zuviel Tempo drauf. Wenn die Kerle nicht im letzten Moment zur Seite gesprungen wären, hätte der Rover sie erwischt und durch die Luft geschleudert.
    Da sie nicht mehr vor uns waren, wechselte mein Fuß sofort wieder von der Bremse zum Gas.
    Wie ein schwarzer Blitz schoß mein Rover aus dem Dorf, und einen Sekundenbruchteil später brach die Katastrophe über Netwick herein.
    Nur über Netwick!
    Keinen Millimeter überschritt die Höllensintflut die Dorfgrenze, deshalb blieben wir verschont.
    Aber hinter uns krachten die Wassermassen auf die Häuser nieder und hieben mit ihren riesigen nassen Fäusten darauf ein. Sie stürzten durch alle Öffnungen, schwemmten heraus, was sich in den Häusern befand, gurgelten meterhoch durch die Straßen, rissen alles Leben mit sich und vernichteten es. Ein breiter Strom strebte der Seemulde entgegen und füllte sie.
    Palbuks Ende mußte auch Netwicks Ende sein.
    So hatte er es beschlossen.
    So hatte es sich erfüllt.
    ***
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich vor einem Hotel absetzten, Tony«, sagte Shelley Robinson kurz vor London.
    »Sie suchen sich morgen oder in den nächsten Tagen etwas Passendes«, gab ich zurück.
    »Und wo soll ich solange wohnen?«
    »In meinem Haus. Sie kriegen ein hübsches Gästezimmer und können bleiben, solange Sie wollen.«
    »Ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen«, bemerkte das Mädchen. »Sie haben schon genug für mich getan.«
    »Schluß jetzt«, sagte ich gespielt energisch. »Sie kommen mit zu mir. Mr. Silver braucht Ihretwegen nicht auf der Fußmatte zu schlafen, machen Sie sich also keine Gedanken.«
    »Wenn einer auf der Fußmatte schlafen müßte, wäre das bestimmt nicht ich«, brummte der Ex-Dämon. »Dafür würde ich schon sorgen.«
    »Hört! Hört! Da spricht die Stimme aus dem Hintergrund!« rief ich.
    Wir erreichten Paddington, und kurz darauf bog ich in die Chichester Road ein. Die Nacht war fast schon vorüber, bald würde im Osten ein Silberstreifen über der Stadt liegen, ein neuer Tag würde anbrechen - hoffentlich nicht mit neuen Aufgaben für mich. Ich wollte erst mal verschnaufen.
    Ich stoppte den Rover vor dem Haus Nummer 22, Shelley Robinson und Mr. Silver stiegen aus, und ich fuhr den Wagen in die Garage. Um Vicky Bonneys Schlaf nicht zu stören, traten wir sehr leise ein. Ich bot Shelley einen Schlummertrunk an, doch sie lehnte dankend ab.
    »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer«, machte sich Mr. Silver erbötig, und ich schwenkte ins Wohnzimmer ab, un mir noch einen kleinen Pernod zu genehmigen.
    Ich machte Licht und steuerte die Hausbar an, griff nach der Flasche, schraubte den Verschluß ab und ließ die goldene Flüssigkeit in ein schlankes Glas gluckern.
    Diesen Schluck hast du dir redlich verdient, mein Junge, sagte ich in Gedanken zu mir und ließ den Drink in meine trockene Kehle fließen.
    Als ich das Glas abstellte, nahm ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Mr. Silver konnte das nicht sein, denn der bewegte sich nicht so lautlos.
    Meine Hand stieß sofort ins Jackett, und ich riß den Colt Diamondback aus dem Leder. Mit einem Feind, der sich während unserer Abwesenheit hier eingeschlichen hatte, hätte ich kurzen Prozeß gemacht, aber ich hatte keinen Feind vor mir, sondern einen Freund. Einen verdammt guten sogar, einen, den ich verloren geglaubt hatte. Mein Herz schlug bis zum Hals hinauf, so sehr freute ich mich über dieses unerwartete Wiedersehen.
    Ich war überwältigt.
    Und Mr. Silver war es auch, als er den Living-room betrat.
    Es kam selten vor, aber diesmal war der Ex-Dämon wahrhaftig sprachlos…
    ENDE
    [1] Siehe Tony Ballard Nr. 157 »Der Alchimist des Satans«, Tony Ballard Nr. 158 »Die Seele aus dem Zwischenreich«
    [2] Siehe Tony Ballard Nr. 155 »Der Teufelsrocker«, Tony Ballard Nr. 156 »In den Katakomben von St. George«
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