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1585 - Monsterfahrt

1585 - Monsterfahrt

Titel: 1585 - Monsterfahrt
Autoren: Jason Dark
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nickte.
    »Ich auch, John…«
    ***
    So einfach war es nicht, an Karl Donkow heranzukommen. Er lag wirklich abgeschottet in einem Seitentrakt des Krankenhauses, zu dem kein normaler Besucher Zutritt hatte.
    Eine Ärztin mit strengem Blick führte uns durch einen schmalen Flur auf eine verschlossene Tür zu.
    Die Frau war Psychologin und hieß Dr. Maria Meckel. Das dunkelblonde Haar hatte sie straff nach hinten gekämmt, wo sich die beiden Hälften zu einem Knoten vereinigten. Es machte ihr Gesicht noch schmaler, und die Brille mit dem dunklen Gestell verlieh dem Ganzen eine gewisse Strenge.
    Sie wies noch mal darauf hin, dass der Patient behutsam behandelt werden musste.
    »Haben Sie ihm Beruhigungsmittel gegeben?«, wollte ich wissen.
    »Ja, das habe ich. Die Dosen sind allerdings inzwischen heruntergefahren worden.«
    »Und Sie wissen, was er erlebt hat?«
    Beinahe böse schaute mich die Frau an.
    »Natürlich. Was denken Sie denn? Ich habe ihn schließlich psychologisch betreut. Deshalb weiß ich auch ungefähr, was geschehen ist.«
    »Warum nur ungefähr?«
    Mich traf ein weiterer scharfer Blick.
    »Weil ich es einfach nicht glauben kann. Das ist unmöglich. Was er gesehen haben will, das gibt es nicht. Das hat er sich zusammen gesponnen.«
    »Und wie kann so etwas kommen?«
    »Indem man Wahnvorstellungen entwickelt. So genau weiß ich es nicht. Ich müsste mich länger mit ihm beschäftigen. Es ist nicht leicht, an ihn heranzukommen. Sie, meine Herren, sollen so etwas wie Spezialisten sein, wie man mir sagte. Vielleicht gelingt es Ihnen, herauszufinden, was an seinen Erzählungen dran ist.«
    »Sie dürfen die Tür hier öffnen?«, fragte Harry.
    »Ja.«
    Die Ärztin besaß einen Schlüssel, den sie zweimal im Schloss umdrehte.
    Danach betraten wir nicht das Krankenzimmer, sondern einen kurzen Flur, von dem vier Zimmertüren abgingen, die sich gegenüberlagen. Vor einer Tür saß ein Uniformierter, las in einem Buch und hatte neben sich auf dem kleinen Tisch eine Thermoskanne und eine Tasse gestellt. In der Tasse sah ich einen braunen Kaffeerand auf dem Boden.
    Der Beamte klappte das Buch zusammen und erhob sich. Er überragte mich um einige Zentimeter.
    Harry Stahl regelte die Sache, was nicht schwer war, denn wir waren bereits telefonisch angemeldet worden.
    »Sie können hineingehen, meine Herren, die Tür ist offen.«
    »Danke.«
    Aus Höflichkeit klopfte ich an. Dann betaten wir einen Raum, in dem zuerst das Fenster auffiel.
    Durch die Scheibe hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt und den Fluss, die Oder. Das traf auch nur zu, weil wir uns im vierten Stock befanden.
    »Wünschen Sie, dass ich mit Ihnen komme?«, erkundigte sich die Ärztin.
    Das lehnten wir freundlich ab.
    Nachdem die Tür hinter uns geschlossen war, näherten wir uns dem Bett, in dem Karl Donkow lag.
    Sein dunkles Gesicht hob sich vom hellen Kissen ab. Die Schatten in dem Gesicht stammten von einem Bart, der in den letzten Tagen abrasiert worden war.
    Karl Donkow lag apathisch im Bett. Ob er uns wahrgenommen hatte, war nicht zu erkennen. Er war weder an einem Tropf angeschlossen noch an irgendwelche Instrumente. Verletzungen waren bis auf ein Pflaster an seiner rechten Stirnseite nicht zu erkennen.
    Neben dem Bett stand ein kleiner Rolltisch, auf dem eine Flasche Wasser stand. Medikamente sahen wir nicht.
    Donkow lag nicht besonders flach. Sein Kopf wurde durch das hochgestellte Oberteil gestützt, und so musste er sich nicht anstrengen, wenn er seine Besucher ansehen wollte.
    Der Blick seiner dunklen Augen war auf uns gerichtet. Wir sahen in ihnen kein Leben. Man konnte durchaus von einer gewissen Dumpfheit in ihrem Ausdruck sprechen.
    Es gab es zwei Stühle in dem Einzelzimmer, die wir uns heranholten und Platz nahmen. Es war besser, wenn ich mich erst einmal zurückhielt. Das hier war Harrys Spiel.
    Er sprach den Mann mit weicher Stimme an und stellte sich und mich vor.
    Auf Donkows Gesicht erschien ein Lächeln. Es war nicht mehr als ein kurzes Zucken seiner Lippen.
    »Sie können sich denken, weshalb wir zu Ihnen gekommen sind, nicht wahr?«
    Donkow bewegte seine Augen.
    »Ja, Sie wollen herausfinden, ob ich mir etwas eingebildet habe und ob Sie es deshalb mit einem Verrückten zu tun haben.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Ich denke, das sollten Sie vergessen, Herr Donkow.«
    »Ach - und warum?«
    »Weil wir Ihnen glauben.«
    Er schluckte. »Alles?«
    »Ich denke schon.«
    Darauf wusste er zunächst keine Antwort. Er sah aus,
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