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1582 - Herr der Unterwelt

1582 - Herr der Unterwelt

Titel: 1582 - Herr der Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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den Höhlenwänden ausgestrahlt wurde. Sie saugte die Luft durch die Nase ein, wischte über ihre Augen, die sich langsam an die Dunkelheit gewöhnten, und schaute nach vorn.
    Viel war nicht zu sehen. Deshalb ging sie noch ein paar Meter weiter.
    Erst dann hielt sie an.
    Sie schaute vor ihre Füße und wieder weiter nach vorn. Soviel sie erkennen konnte, war der Boden leicht abschüssig. Sie konnte aber weiterhin auf ebenem Boden gehen, wenn sie tiefer in den Hügel eindringen wollte.
    Das war so weit okay, aber da war etwas, das sie schon irritierte. Sie hatte damit gerechnet, in eine absolute Dunkelheit einzutauchen, was nicht mehr zutraf, denn wenn sie sich nicht irrte, dann sah sie weiter vor sich einen schwachen Lichtschimmer.
    Licht in diesem Schacht?
    Diese Vorstellung wollte ihr nicht so recht in den Kopf. Das passte nicht hierher. Aber sie hatte sich nicht geirrt. Da brannte tatsächlich so etwas wie Licht, wobei sie nicht wusste, ob es von einer elektrischen Lampe abgegeben wurde oder von Kerzen.
    Ihre Neugierde war stärker als ihre Furcht. Sie musste einfach wissen, was sich hier tat. Allein wegen ihres Bruders. Nicht grundlos war er hier gewesen.
    Und so ging sie weiter. Schritt für Schritt über einen ebenen, mit Steinen bedeckten Boden. Die Höhe des Stollens blieb fast immer gleich. Nur manchmal streifte sie mit ihren Haaren die Decke über sich, aber sie stieß nie mit dem Kopf an.
    Eine Taschenlampe trug sie bei sich, aber Grace ließ sie noch in der Tasche. Sie wusste nicht, was noch auf sie zukommen würde, und sie wollte auf jeden Fall vermeiden, Aufmerksamkeit zu erregen.
    In der Finsternis sind Entfernungen nur schwer abzuschätzen. Das erlebte Grace hier. Sie hatte eine ganze Weile das Gefühl, dem Licht kaum näher zu kommen.
    Da allerdings irrte sie sich, denn einige Schritte weiter stellte sie fest, dass dieses Licht nicht nur aus einer Quelle bestand, sondern aus mehreren und das konnte nur bedeuten, dass es sich dabei um brennende Kerzen handelte.
    Als ihr dies klar geworden war, blieb sie zunächst mal stehen. Aus ihren Händen wurden Fäuste. Über ihren verschwitzten Rücken rann kalter Schweiß, denn ein Gedanke ließ sie nicht los.
    Wenn es tatsächlich Kerzen waren, die vor ihr das Licht abgaben, dann musste es auch jemanden geben, der sie angezündet hatte.
    Hauste in dieser Höhle jemand?
    Es war alles vorstellbar. Sie dachte an einen Einsiedler, aber auch an einen Verbrecher, an den Mörder ihres Bruders.
    Wäre es gescheiter gewesen, wenn sie den Rückzug angetreten hätte, um die Polizei zu alarmieren?
    Ja, das hätte sie normalerweise getan. Doch sie spürte plötzlich den starken Drang in sich, mehr herauszufinden, und deshalb warf sie alle Bedenken über Bord und setzte ihren Weg fort.
    Die Kerzen rückten näher.
    Da hier kein Windzug herrschte, bewegten sich die Flammen auch nicht.
    Sie stachen steif in die Höhe. Es waren mindestens zehn Kerzen, die nicht auf dem Boden standen, sondern in einer bestimmten Höhe aufgestellt worden waren.
    Sie wurde jetzt vorsichtiger und versuchte, in die dunklen Räume zwischen den Kerzen zu schauen. Es war nichts zu erkennen, aber dahinter?
    Keinen Schritt mehr weiter! So warnte sie die innere Stimme, und Grace hielt sich daran.
    Sie hielt auf der Stelle an, holte die Lampe aus der Tasche, hielt sie in einer bestimmten Höhe und schaltete sie ein.
    Der Strahl riss einen hellen Balken in die Dunkelheit und er traf nicht nur die Kerzen, denn die waren von einem Moment zum anderen für sie uninteressant geworden. Das Licht erwischte etwas, womit sie nie im Leben gerechnet hatte.
    Es war ein furchtbares Gesicht!
    ***
    Wer steht schon gern mitten in der Nacht oder am frühen Morgen auf?
    Kaum jemand, und auch ich zählte nicht zu diesen Menschen. Aber ich hatte Bill versprochen, ihn nach Wales zu begleiten, und so biss ich in den sauren Apfel.
    Als es bei mir klingelte, zog ich bereits meine Jacke über und schnappte mir die gepackte Reisetasche.
    Wenig später fuhr ich mit dem Lift nach unten und dachte daran, dass mein Chef, Sir James Powell, über meinen Ausflug informiert war.
    Ebenso wie Suko, der nur mit den Schultern gezuckt hatte und hier in London die Stellung halten wollte Bill stand vor der Haustür. Er grinste mir unverschämt munter entgegen.
    »Du bist nicht müde?«, fragte ich.
    »Nein, ich habe am Tag ein wenig vorgeschlafen. Das schafft man nur, wenn man ein reines Gewissen hat.«
    »Aha. Und du meinst, ich habe das
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