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1582 - Herr der Unterwelt

1582 - Herr der Unterwelt

Titel: 1582 - Herr der Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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man dort einen hineingetragen.«
    »Bist du dir sicher?«
    Greg lachte zahnlos. »Na ja, rausgetragen haben sie ihn nicht. Das kann ich schon noch unterscheiden.«
    »Und warum weiß ich nichts davon?«
    »Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen, Jack. Ich sitze hier und schaue aus dem Fenster, weil meine Beine nicht mehr mitmachen wollen. Geh hin, und du wirst es erfahren.«
    Clinton ging noch nicht. Er war sich seiner Sache gern sicher, bevor er etwas unternahm. In diese Richtung zielte auch seine Frage. »Und du hast dich nicht geirrt?«
    »Ich glaube nicht. Die Leute waren auch recht aufgeregt. Das hörte ich an ihren Stimmen.«
    Der Konstabler überlegte. Schließlich nickte er, denn er hatte keinen Argwohn in den Augen des Mannes gesehen. Aus lauter Spaß würde Greg ihm so etwas nicht erzählen.
    »Gut, dann schaue ich mal nach.«
    »Ist auch besser so, Jack.«
    »Bis später dann.«
    Clinton drehte sich um. Weit musste er nicht gehen. Nur schräg über die Straße. Da war der Pub, über dessen Eingang zwei Bergmannslaternen einen rötlichen Schein abgaben, der bis zur Straße reichte.
    Die Worte des alten Greg gingen ihm durch den Kopf. Ob es stimmte, da hatte er seine Zweifel. Andererseits konnte er sich schlecht vorstellen, dass er angelogen worden war. Da musste schon etwas Ungewöhnliches vorgefallen sein, denn er wunderte sich darüber, dass er keine Stimmen hörte, als er die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen hatte. Die Fenster im Pub standen nämlich offen. Es herrschte eine schon beklemmende und unnatürliche Stille.
    Der Konstabler trat noch nicht ein. Er stellte sich vor eines der Fenster, um in den Gastraum zu schauen.
    Was er sah, verwunderte ihn schon. Die Gäste standen in der Mitte des Raumes um etwas herum, das er nicht sah, weil die Körper ihm die Sicht nahmen.
    Still waren die Leute nicht. Sie sprachen flüsternd miteinander, und Clinton hörte einige Worte, über die er den Kopf schüttelte, die trotzdem bei ihm ein Misstrauen auslösten.
    Er wandte sich vom Fenster weg, um den Pub zu betreten. Niemand achtete auf ihn, als er die Tür aufdrückte. Das Bild im Innern hatte sich nicht verändert. Auch jetzt sah er noch nicht, was für die Gäste so interessant war. Clinton erkannte nur so viel, dass man zwei Tische zusammengeschoben hatte, sodass sie zu einem geworden waren.
    Und ihn umstanden die Gäste.
    Eine einzige Frau befand sich im Raum. Es war die alte Kate, die an der Theke lehnte und ein halb gefülltes Bierglas in der rechten Hand hielt.
    Damit winkte sie Clinton zu, denn sie hatte ihn gesehen.
    »Komm ruhig, näher, Jack.« Sie lachte fast bösartig. »Das musst du dir ansehen.«
    Die anderen Gäste waren jetzt aufmerksam geworden. Sie traten zur Seite, und so hatte der Konstabler einen freien Blick auf die beiden Tische.
    Leer waren sie nicht.
    Auf ihnen lag ein Mann.
    Und der war tot!
    ***
    Clinton brauchte keinen zweiten Blick, er erkannte es beim ersten Hinschauen. Die Überraschung war so groß, dass es ihm zunächst die Sprache verschlug, und das hielt auch weiterhin an. Er sah die Blicke der Anwesenden auf sich gerichtet, aber niemand sagte ein Wort zu ihm. Die Leute waren still, weil sie gespannt waren, wie der Konstabler wohl reagierte.
    Clinton trat langsam an den Tisch heran. Der darauf liegende Mann war noch recht jung, kaum dreißig Jahre alt. Er trug die Kleidung eines Wanderers. Sogar den Rucksack hatte man ihm gelassen.
    Aber er war tot. Und er war auf eine schreckliche Weise umgekommen.
    Seine Kehle sah aus, als wäre sie zerbissen worden. Es floss längst kein Blut mehr. Ein Tier musste ihn angegriffen haben. Clinton kam sofort ein Wolf in den Sinn. Den Gedanken verwarf er jedoch gleich wieder. Es gab in der Gegend keine Wölfe.
    Ein Mann sagte: »Schau dir mal das Gesicht an, Jack.«
    »Gut.«
    Es war das Gesicht eines Toten. Die Starre gehörte einfach dazu wie auch der leere Ausdruck in den Augen. Das alles war nichts Außergewöhnliches, aber deswegen hatte er sich das Gesicht auch nicht anschauen sollen. Auf der Stirn zeichnete sich etwas Ungewöhnliches ab. Ein Zeichen. Es musste mit einem scharfen Gegenstand in die Haut geritzt worden sein und war auch im Tod nicht verschwunden.
    Der Konstabler beugte sich tiefer über den Toten, um besser sehen zu können. Es war nicht irgendein Zeichen. Er sah ein bestimmtes, einen Buchstaben.
    »Das ist ein großes W«, flüsterte er.
    »Genau.« Diesmal gab Kate die Antwort. Und wieder lachte sie auf.
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