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1582 - Herr der Unterwelt

1582 - Herr der Unterwelt

Titel: 1582 - Herr der Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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wie Grace hatte feststellen müssen.
    Niemand hatte etwas gesehen, keiner wollte etwas gehört haben, als die Leiche gefunden und in den Pub geschafft worden war. Und es konnte sich angeblich auch niemand vorstellen, wer hinter dieser Tat steckte.
    Grace glaubte daran, dass ihr Bruder Eric ein zufälliges Opfer geworden war. Er hatte keiner Fliege etwas zuleide tun können. Ein Naturbursche, ein Öko-Freak, der für Greenpeace arbeitete und unterwegs gewesen war, um die alten Kohlegebiete abzusuchen, weil er dort kontrollieren wollte, welche Hinterlassenschaften es noch gab. An verschiedenen Stellen hatte er Bodenproben gezogen, um herauszufinden, ob das Erdreich kontaminiert war. Weit war er nicht gekommen. Da hatte man seine Leiche gefunden.
    Immer wieder drängten sich die Gedanken in Grace hoch. Plötzlich schmeckte der Tee bitter, der ihr zum Frühstück serviert worden war, und sie hatte auch keinen Hunger mehr. Es wurde Zeit, dass sie sich auf den Weg machte, um den Spuren ihres Bruders nachzugehen. In seinen persönlichen Sachen, die in einem Rucksack verstaut gewesen waren, war auch eine ziemlich genaue Karte der Gegend gefunden worden. Die Polizisten hatten sie ihr überlassen.
    Die Karte war insofern wichtig, als dass sie einige eingezeichnete markante Punkte zeigte. Grace ging davon aus, dass ihr Bruder die Stellen hatte abgehen wollen.
    Eine kleine Schwingtür wurde geöffnet, und die Wirtin betrat das Zimmer.
    Grace wischte schnell die Tränen ab. Niemand sollte wissen, was sie durchmachte.
    »Hat es Ihnen nicht geschmeckt, Grace?«
    »Doch, Mrs. Hamilton. Nur habe ich heute Morgen keinen richtigen Appetit gehabt.«
    »Ja, das kommt vor.« Die Frau lachte freudlos. Sie vermietete zwar Zimmer in ihrem Haus, aber sie war nicht eben die Freundlichkeit in Person. Es kam Grace immer vor, als sei sie von einer Aura der Unnahbarkeit umgeben. Eine schmale Gestalt mit glatten eisgrauen Haaren, die in der Mitte gescheitelt waren und ein hageres Gesicht umrahmten, bei dem besonders das spitze Kinn auffiel. Das blaue Kleid war hoch geschlossen, und sie wirkte stets wie eine Gouvernante, die ihren strengen Blick überall hatte.
    »Darf ich Sie etwas fragen, Grace?«
    »Natürlich, gern.«
    »Wie lange möchten Sie noch hier bleiben?«
    Die Frage überraschte sie. »Wollen Sie mich loswerden?«
    Die Frau hob beide Hände. »Nein, so war das nicht gemeint. Das haben Sie falsch aufgefasst. Ich habe nur an uns hier gedacht und an den Ort. Der ist doch für eine junge Frau wie sie todlangweilig, denke ich mir.«
    So kann man einen halben Rausschmiss auch formulieren, dachte Grace. Ihre Antwort fand sie schnell.
    »Nun ja, ich bin jemand, der mal für einige Tage die Hektik der Großstadt hinter sich lassen wollte. Und da hat es mich eben hierher zu Ihnen nach Gilfach verschlagen.«
    Sie hörte ein Lachen und die Frage: »Fühlen Sie sich hier denn richtig wohl?«
    »Die Ruhe tut mir gut. Ich schlafe ja auch nur hier. Ansonsten bin ich unterwegs. Mal zu Fuß, mal mit dem Auto. Ich bekomme die Zeit schon herum, müssen Sie wissen.«
    »Und Angst haben Sie nicht?«
    »Wovor?«
    Diesmal klang das Lachen verlegen. »Es war nur so eine Frage. Vergessen Sie es.«
    »Na, ich weiß nicht so recht.«
    »Was, bitte?«
    »Ob das nur so eine Frage war. Da kann durchaus mehr dahintergesteckt haben.«
    Die Wirtin zuckte verlegen mit den Schultern. »Nun ja, wenn Sie mich so fragen, haben Sie schon recht. Eine Frau, die allein unterwegs ist, das ist schon unüblich und kann sogar sehr gefährlich werden. Man hört und liest so oft über schlimme Dinge. Da kann man schon eine gewisse Angst bekommen.«
    »Das verstehe ich.« Grace nickte. »Ist denn hier etwas passiert mit jungen Frauen?«
    »Das nicht. Aber…«
    »Es hat einen Toten gegeben, nicht wahr?«
    Die Wirtin zuckte leicht zusammen. »Das wissen Sie?«
    »Ja, ich habe es gehört. Ein Wanderer soll hier in der Nähe ums Leben gekommen sein.« Sie hatte Mühe, ihrer Stimme einen betont gleichgültigen Klang zu geben.
    Auf dem Gesicht der Frau erschien ein Ausdruck der Trauer. »Ja, das ist leider so gewesen. Das muss ich zugeben. Ein sehr tragischer Unglücksfall, Miss Grace.«
    »Ein Unglück?«
    Mrs. Hamilton nickte. »Ja, das war es.«
    »Und wie genau passierte das Unglück?«
    Mrs. Hamilton legte beide Hände gegen ihre kaum vorhandene Brust.
    »Da bin ich überfragt. Ich habe es nur als schrecklich empfunden. Dabei war der Mensch noch so jung. Kaum älter als Sie.«
    »Ja«,
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