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158 - Die Seele aus dem Zwischenreich

158 - Die Seele aus dem Zwischenreich

Titel: 158 - Die Seele aus dem Zwischenreich
Autoren: A.F.Morland
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nicht wahr? Dies ist eine Sache zwischen zwei guten Freunden, der eine gibt dem anderen etwas. Ich bekomme von dir die Juwelen, und du kriegst von mir dein Leben.«
    Der Goldschmied unterbrach den Stromkreis der Alarmanlage, damit sie nicht losheulte, wenn er die Safetür öffnete. In einer Ecke der Werkstatt stand ein Köfferchen. Del Kidd leerte seinen Inhalt auf den Boden und verlangte, daß Bertish ihn mit Gold, Edelsteinen und Geschmeide füllte.
    Cyrill Bertish zog die dicke Panzertür auf. Del Kidd sah es glitzern und funkeln. Er lachte. »Ich bin ein reicher Mann, Alter.«
    Der Juwelier füllte schweren Herzens den kleinen Koffer. Wenn er zögerte, stieß ihn Del Kidd mit der Pistole, oder er gab ihm einen ungeduldigen Fußtritt.
    »Es wird dich nicht glücklich machen«, sagte der Goldschmied heiser.
    »Laß das meine Sorge sein«, gab Del Kidd gelassen zurück. »Mach schneller! Wie lange dauert das denn noch? Ein bißchen flotter, wenn ich bitten darf!« Als der Safe leer war, nahm Del Kidd das Köfferchen an sich und schloß es.
    Der alte Mann hatte Tränen in den Augen. Nicht wegen der Juwelen, die waren versichert. Es tat Bertish leid um den Jungen, den er einmal so gern gehabt hatte und der aus unerfindlichen Gründen auf die schiefe Bahn geraten war. Bertish vermutete, daß Roy mit harten Drogen in Berührung gekommen war. Sie machten jeden innerhalb kürzester Zeit brutal und rücksichtslos. Der Drogenabhängige hat nur noch ein Ziel vor Augen: Wie verschaffe ich mir das Geld für den nächsten Schuß? Darauf konzentrierte er sich, alles andere ist ihm egal.
    Bertish nahm an, daß sich Roy nun zurückziehen würde. Es war die Pflicht des alten Mannes, sofort die Polizei zu verständigen, sonst machte die Versicherung bei der Begleichung des Schadens Schwierigkeiten. Man hätte daraus eine Komplizenschaft konstruieren können. Keine Minute durfte Bertish dem Jungen schenken, sonst legte man es als Begünstigung aus.
    Del Kidd schien zu wissen, was in Bertishs Kopf vorging. Der Goldschmied sah ihn traurig an.
    Roy Del Kid hob den kleinen Koffer: »Man dankt!« sagte er grinsend. »Und nun drehst du dich um.«
    »Wozu?« fragte der Juwelier krächzend.
    »Weil ich es will!« schrie Del Kidd böse. »Gesicht zur Wand! Sofort!«
    »Wenn du die Absicht hast, mich zu erschießen, mußt du mir dabei in die Augen sehen«, entgegnete Bertish gepreßt. »Ich werde mich nicht umdrehen.«
    Del Kidd lachte. »Aber Alterchen, was denkst du denn von mir? Ich werde dich doch nicht erschießen. Das macht viel zuviel Krach.«
    Blitzschnell bewegte sich seine Pistolenhand auf den Goldschmied zu. Bertish zuckte zusammen, und im selben Moment raubte ihm der harte Treffer die Besinnung.
    ***
    Die Schergen betraten stampfend die Hütte. Die Gefangenen standen entweder neben ihren Betten oder saßen darauf. Nur Roy Del Kidd lag und bekam nicht mit, was passierte. Ben Rudnik zog die Luft scharf ein und hielt den Atem an. Wen würde es diesmal treffen? Rudnik war schon so lange hier, daß ihm diese schrecklichze Situation bestens bekannt war. Todesangst befand sich in den Gesichtern der Gefangenen, die die Folterknechte der Hölle mit großen, verzweifelten Augen anstarrten. Sie wußten, daß einer von ihnen sterben mußte, aber es war noch nicht raus, wer.
    Jachedrans Männer ließen den Blick schweifen. Derjenige, den sie ansahen, wurde merklich kleiner. Alle wären am liebsten im Boden vesunken.
    Bisher hatten sie Rudnik stets übersehen, trotzdem ließ auch ihn die Spannung immer wieder heftig zittern und schwitzen, denn er konnte niemals sicher sein, daß ihre Wahl diesmal nicht auf ihn fiel. Es war eine zusätzliche Folter gewesen, ihn so lange am Leben zu lassen, doch sie konnten sie jederzeit beenden.
    Als der kalte Blick des einen Schergen Rudnik traf, schnürte sich dessen Kehle zusammen. Hatte das lange Warten auf den Tod ein Ende?
    Er rechnete damit, daß der Folterknecht mit dem Peitschenknauf auf ihn zeigen würde.
    Ich werde nicht schreien, nicht weinen, mich nicht wehren, dachte Ben Rudnik bebend. Ich möchte meinen Freunden ein Vorbild sein. Sie sollen sehen, daß man trotz Todesangst Haltung bewahren kann.
    »Ben Rudnik«, sagte der Scherge und grinste verächtlich. »Berater und Freund der Verlorenen, Trostspender und Leithammel.«
    Rudnik trat einen Schritt vor. Es war soweit, die Würfel waren für ihn gefallen.
    »Habe ich dir befohlen, vorzutreten?« brüllte der Folterknecht und schlug mit der Peitsche
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