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158 - Die Seele aus dem Zwischenreich

158 - Die Seele aus dem Zwischenreich

Titel: 158 - Die Seele aus dem Zwischenreich
Autoren: A.F.Morland
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allen Teilen Londons kamen die Leute zu Bertish. Er fertigte für sie Ringe, Broschen und Diademe an, verzierte den Griff eines Spazierstocks, fertigte Manschettenknöpfe an, schuf Krawattennadeln nach eigenen Entwürfen. Sein Ideenreichtum war sagenhaft und unerschöpflich.
    Als Roy Del Kidd zur Schule ging, hatte er für Mr. Bertish so manchen Weg erledigt. Je größer er wurde, desto wichtiger wurden die Botengänge.
    Cyril Bertish vertraute ihm wie seinem eigenen Fleisch und Blut. Ihn wollte Del Kidd mit der erbeuteten Pistole aufsuchen und kräftig absahnen.
    Die vielen Bestellungen der zumeist ungeduldigen Kunden machten es erforderlich, daß Bertish täglich bis spät in die Nacht arbeitete. Nur den Sonntag, den Tag des Herren, heiligte er. Am Sonntag arbeitete er nicht, mochten noch so viele Aufträge auf ihre Erledigung warten.
    Del Kidd lächelte kalt, als er sah, daß in Bertishs kleiner Werkstatt noch Licht brannte.
    Das Fenster war vergittert, die Vorhänge waren zugezogen. Als Del Kidd an das Glas klopfte, dauerte es nicht lange, bis Cyrill Berthishs schmales Gesicht erschien.
    Als der Juwelier und Goldschmied den jungen Mann erkannte, hellten sich seine müden Züge auf.
    Der alte Mann öffnete die Ladentür und ließ Del Kidd ein. »Roy, was für eine Freude, dich zu sehen.«
    »Guten Abend, Mr. Bertish«, sagte Del Kidd freundlich. »Wie geht es Ihnen?«
    »Oh, ich kann nicht klagen.«
    »Viel Arbeit?«
    »Wie immer«, antwortete Bertish.
    »Ich war auf dem Heimweg, sah bei Ihnen noch Licht und dachte, ich müsse mich wieder mal bei Ihnen blicken lassen.«
    »Hast dich in letzter Zeit rar gemacht, mein Junge«, stellte der Juwelier fest. »Früher sah ich dich fast jeden Tag.«
    »Ich gehe nicht mehr zur Schule, Mr. Bertish.«
    Der alte Mann hob den Zeigefinger. »Und da gibt es wahrscheinlich ein junges, hübsches Mädchen, dessen Gesellschaft dir verständlicherweise lieber ist als meine.«
    »Seit Monaten laufe ich Faye nach. Faye Jagger. Sie wissen schon. Dieses Blümchen Rührmichnichtan.«
    »Vermutlich will sie sich für den Richtigen aufsparen.«
    »Ach was, das ist doch bloß Theater. Damit will sie sich in Szene setzen, aber meine Geduld ist erschöpft. Morgen ist Faye fällig, und wenn sie sich ziert, wende ich Gewalt an.«
    Der Juwelier erschrak. »Junge, du weißt nicht, was du sagst. Ich möchte das nicht gehört haben.«
    Del Kidd bleckte die Zähne. »Diesen Ton sind Sie vom braven Roy nicht gewöhnt, nicht wahr? Soll ich Ihnen verraten, wie ich mir dieses hochnäsige Luder gefügig machen werde? Ich lauere ihr im Hausflur auf. Wenn sie kommt, drücke ich ihr eine Pistole an den Schädel und zwinge sie, mit mir in den Keller zu gehen, wo sie mir dann höchste Wonnen spenden darf.«
    »Roy, bist du betrunken?« fragte der Goldschmied entsetzt.
    »Wieso denn?«
    »Wie du redest…«
    »Tja, Alterchen, du hast einen neuen Roy Del Kidd vor dir. Den lieben Bubi von gestern gibt es nicht mehr. Ich habe mir eine Kanone besorgt. Möchtest du sie sehen?« Er zog die Waffe und richtete sie auf den Juwelier. »Keinen Mucks, sonst pumpe ich dich mit Blei voll!« Cyril Bertish starrte den Jungen entgeistert an.
    »Ich bin nicht hier, um zu sehen, wie es dir geht. Das interessiert mich einen Dreck«, eröffnete Del Kidd dem Goldschmied. »Von mir aus kannst du vor meinen Augen abkratzen. Ich will Gold und Juwelen. Nicht den Ramsch, den du im Ladentresor aufbewahrst, sondern das Zeug, das sich im Panzerschrank der Werkstatt befindet.«
    Er stieß Bertish vor sich her und schlug mit der Pistole zu, damit der Mann erkannte, wie ernst die Situation war.
    »Du mußt den Verstand verloren haben«, stöhnte der Goldschmied. »Wie ist es möglich, daß sich ein Mensch so ändert? Ich begreife das nicht.«
    »Ich könnte es dir erklären, aber das würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen. Finde dich einfach mit den Tatsachen ab und öffne den Safe, wenn dir dein Leben lieb ist.«
    Bertish wollte nicht gehorchen.
    »Spiel bloß nicht den Helden!« knurrte Del Kid. »Glaub mir, ich weiß, wie ich dich zwingen kann. Es wäre verdammt schmerzhaft für dich.«
    »Roy, ich erkenne dich nicht wieder…«
    »Tu endlich, was ich sage!« herrschte Del Kidd den schmächtigen Mann an. »Nur wenn du spurst, darfst du noch eine Weile leben, Alter!«
    Bertish begab sich zum Panzerschrank.
    »Keine Tricks!« sagte Del Kidd rauh. »Schalte die Alarmanlage aus. Wir wollen doch nicht, daß die Bullen mitkriegen, was hier läuft,
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