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1578 - Hass der Verlorenen

1578 - Hass der Verlorenen

Titel: 1578 - Hass der Verlorenen
Autoren: Jason Dark
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vorhin gesehen, als sie in ihre Wohnung ging.«
    »War Sie in Ordnung?«
    »Ja, wieso nicht?«
    »War nur eine Frage.«
    Er schaute auf die Uhr. »Ich muss los. Der Job wartet.«
    Wir traten zur Seite. Er ging mit dem schaukelnden Gang eines Seelords.
    Ich hatte dafür gesorgt, dass die Tür nicht wieder zufallen konnte, und ließ Glenda den Vortritt, die auch das Licht einschaltete, sodass wir die alte Steintreppe sahen, die wir nehmen mussten.
    »Dann los.«
    Diesmal übernahm ich die Führung. Wachsam und angespannt ließ ich Stufe für Stufe hinter mir. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir die erste Etage erreicht und schauten uns im Flur um. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, zwei Wohnungen vorzufinden. Platz genug war hier, aber es gab nur eine Tür. Auf dem Türblatt war eine kleine Messingplatte befestigt. Auf ihr stand in schwarzen Buchstaben der Name Brenda Jones.
    Es gab auch eine Klingel, und Glenda fragte: »Sollen wir schellen?«
    Ich tat es.
    Den Ton hörten wir in der Wohnung nachklingen, aber es kam niemand, um zu öffnen. Die Zeit verstrich, und beide wurden wir immer nervöser.
    Glenda trat von einem Bein auf das andere, denn sie sah wie ich, dass in der Wohnung Licht brannte. Die Tür schloss über dem Boden nicht fugendicht, sodass ein schmaler Streifen zu sehen war.
    »Aufbrechen?«, flüsterte Glenda. Sie tupfte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
    »Ja, aber geräuschlos.«
    »Scheckkarte?«
    Ich nickte. Zum Glück war es kein kompliziertes Schloss.
    Glenda trat etwas zurück.
    Es klappte. Ich hörte, wie das Schloss auf schnackte und vernahm Glendas Aufatmen.
    Dann drückte ich die Tür nach innen. Das heißt, ich wollte es tun, aber es war nicht so leicht, denn in einer Fußbreit Entfernung stoppte die Tür.
    Ich löste die Hand von der Klinke.
    »Ein Hindernis?«, flüsterte Glenda in dem Moment, als das Flurlicht erlosch.
    »Sieht so aus.« Ich gab mehr Druck und schaffte es, das Hindernis aus dem Weg zu räumen. Ich hörte sogar das schleifende Geräusch, mit dem es in den Wohnungsflur geschoben wurde, doch noch wusste ich nicht, dass uns eine böse Überraschung bevorstand.
    Endlich war der Spalt breit genug, dass wir die Wohnung betreten konnten. Sofort mussten wir zur Seite weichen, um nicht gegen das Hindernis zu stoßen, das auf dem Boden lag.
    Es war Brenda Jones, und sie konnte sich nicht mehr aus eigener Kraft bewegen. Das Licht hatte für mich in diesen Augenblicken einen schon brutal hellen Schein, der auf eine tote Frau im weiten Leinenkleid fiel, die sich nie mehr bewegen würde.
    Wir waren zu spät gekommen.
    Glenda schloss die Tür. Ich hörte ihr leises Stöhnen und sah, dass sie den Kopf schüttelte.
    »Wir sind zu spät gekommen, John. Brenda Jones lebt nicht mehr. Und wir hätten ihren Tod verhindern können, davon lasse ich mich nicht abbringen.«
    »Ja, das hätten wir. Aber wer konnte das ahnen? Niemand von uns kann in die Zukunft schauen.«
    »Wir haben sie nicht ernst genug genommen.« Dieser Vorwurf galt uns beiden, und leider konnte ich Glenda nicht widersprechen. Wir hatten wohl beide zu sehr an eine überdrehte Person geglaubt, aber auch wir konnten irren.
    »Bitte, John, versprich mir, dass wir den oder die Mörder jagen. Auch wenn es Mordgespenster sind, wir müssen sie unschädlich machen. Stell dir vor, dass Brenda erst der Anfang gewesen ist. Ich habe das Gefühl, dass sie sich willkürlich Menschen aussuchen, um wieder ins Leben treten zu können.«
    »Ja, das kann schon sein.«
    »Deshalb müssen wir schneller sein.«
    Es stimmte alles, was sie gesagt hatte. Nur wusste ich nicht, wo wir hätten anfangen können. Die Vorteile lagen mal wieder - wie leider so oft - auf der anderen Seite. Wir konnten nur reagieren, aber das ist in meinem Polizistenjob nun mal so. Es muss immer erst etwas passieren, bevor die Gegenreaktion erfolgen kann.
    Glenda ging ein paar Schritte in den Flur hinein. »Ich durchsuche mal die Wohnung.«
    »Okay, tu das.«
    Neben der Leiche kniete ich mich nieder. Ein Arzt war ich nicht, doch ich wollte wenigstens herausfinden, woran Brenda Jones gestorben war.
    Dass der Tod nicht auf normale Weise eingetreten war, stand für mich fest.
    Um sicherzugehen, untersuchte ich sie kurz und stellte fest, dass kein Leben mehr in ihr war. Weder Herz-noch Pulsschlag waren zu fühlen.
    Ich sah in ihre offen stehenden Augen und hatte den Eindruck, dass in diesem leeren Blick trotz allem ein Vorwurf stand, der gegen uns gerichtet war, weil
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