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1578 - Hass der Verlorenen

1578 - Hass der Verlorenen

Titel: 1578 - Hass der Verlorenen
Autoren: Jason Dark
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wir sie im Stich gelassen hatten. An dieser Einschätzung kam ich einfach nicht vorbei.
    Unter dem dünnen Kleid trug sie nichts, abgesehen von einem knappen Slip. Drei Knöpfe waren geöffnet. Der Hals lag frei, den ich nach Würgespuren untersuchte.
    Ich fand keine. Es gab keinen einzigen Hinweis auf einen gewaltsamen Tod. Ich konnte sogar davon ausgehen, dass Brenda Jones durch einen Herzschlag gestorben war.
    Glenda kehrte zurück, als ich dabei war, mich aufzurichten. Sie hob die Schultern und meldete, dass sie nichts gefunden hatte.
    »Und was ist mit dir?«
    »Ein Arzt würde sagen, dass sie einen natürlichen Tod gestorben ist.«
    »Und das glaubst du auch?«
    »Nein, das glaube ich nicht, Glenda. Für mich steht fest, dass man sie umgebracht hat. Aber ich weiß nicht, wie das passiert ist.«
    »Ja, das ist auch für mich ein Rätsel.« Sie schlug gegen ihre Handfläche. »Überhaupt ist mir alles ein Rätsel. Man führt uns auf makabre Weise an der Nase herum.« Einmal in Schwung, redete sie weiter. »Hat dein Kreuz nicht irgendeine Reaktion gezeigt?«
    »Leider nicht.«
    »Dann ist auch die letzte Chance dahin.«
    »Es sieht so aus. Vorerst zumindest.«
    Glenda lehnte sich gegen die Wand. »Hast du irgendeinen Vorschlag?«
    »Nein, tut mir leid. Wir müssen wieder mal unseren Gegnern hinterherlaufen.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte sie mit leiser Stimme. »Es sind Geisterkiller am Werk. Feinstoffliche Wesen aus irgendeinem Zwischenreich, und wir wissen nicht, wie wir dorthin gelangen sollen. Das ist wirklich zum Heulen.«
    Ich konnte nichts erwidern und stimmte ihr nur mit einem Nicken zu.
    »In der Wohnung habe ich auch keinen Hinweis gefunden. Brenda Jones war eine völlig normale Frau. Sie hat sich nicht mit irgendwelchen esoterischen Dingen beschäftigt. Sie war - tja, ich weiß es nicht. Sie ist zufällig zu einem Opfer geworden, und ich befürchte, dass sie nicht das einzige bleiben wird.«
    Das war auch meine Meinung.
    Es galt jetzt für uns, dass wir den Abtransport der Toten veranlassten.
    Ich wollte nicht vom Flur aus telefonieren und betrat den Wohnraum, in dem ein Fenster offen stand, als hätte Brenda Jones es geöffnet, um ihren Mörder einzulassen. Doch das war unwahrscheinlich.
    Das Zimmer war normal eingerichtet. Nur eines fiel auf. An einer Wand stand ein gläsernes Regal, bestückt mit zahlreichen kleinen Probefläschchen, die allesamt Parfüm enthielten.
    Ich holte mein Handy hervor, um den Kollegen Bescheid zu geben. Dazu kam ich nicht mehr, denn etwas anderes geschah, von dem allerdings nichts zu sehen war.
    Etwas lenkte mich ab. Ich konnte es nicht beschreiben, aber ich irrte mich auch nicht. Es war etwas Fremdes, vergleichbar mit einer Botschaft, die mich aber nicht unbedingt warnte, und auch mein Kreuz zeigte nicht mal den Ansatz einer Reaktion.
    Glenda fiel mein Verhalten auf und wollte wissen, was mich plötzlich störte.
    »Ich habe das Gefühl, dass uns etwas bevorsteht.«
    »Ach, was denn?«
    Die Antwort fiel mir schwer, doch der Eindruck, hier im Wohnzimmer nicht mehr allein zu sein, verstärkte sich immer mehr.
    Dazu passte auch das Geräusch, das wir jenseits der offenen Tür hörten.
    Ich schaute hin, Glenda musste sich erst umdrehen, und beide sahen wir die hoch gewachsene Gestalt, die sich keine Mühe gab, ihre Schritte zu dämpfen und dicht vor der Türschwelle zum Wohnzimmer anhielt.
    »Raniel!«, flüsterte ich fassungslos…
    ***
    Der Gerechte war gekommen. Er wechselte seinen Platz nicht und nickte nur, nachdem ich seinen Namen ausgesprochen hatte.
    Durch meinen Kopf zuckten zahlreiche Gedanken und Überlegungen. Es stand für mich fest, dass Raniel nicht zufällig hier erschienen war. Es musste einen Grund geben, und dieser Grund lag leider tot auf dem Wohnungsflur.
    Er sah aus wie immer. Ein Mensch - hätte man meinen können. Das war er zwar auch, doch das war nicht die ganze Wahrheit. Er war eine Mischung aus Mensch und Engel, und er hatte ein ganz besonderes Schicksal hinter sich, das ihn auf einen Weg geführt hatte, den er als sehr gerecht ansah.
    Es war allerdings seine eigene Gerechtigkeit, nach der er vorging.
    Manchmal war er Richter und Henker zugleich, was mit meinen Ansichten von Recht und Gesetz nicht übereinstimmte.
    Ich konnte es aber nicht ändern und musste mir zudem immer wieder vor Augen halten, dass Raniel schon unzählige unschuldige Leben gerettet hatte, und das wog vieles auf.
    Er sah aus wie immer. Sehr markant und männlich. Er trug
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