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1576 - Die Leichengasse

1576 - Die Leichengasse

Titel: 1576 - Die Leichengasse
Autoren: Jason Dark
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passiert, und ich muss mich damit abfinden, so leid es mir tut.« Er hob den Kopf an. »Auf der anderen Seite wollte ich mich nicht damit abfinden, was wohl verständlich ist. Deshalb habe ich mich an Jane Collins gewandt.«
    »Damit sie die Toten findet?«, fragte Suko.
    »Nein. Eher die Diebe.« Er lachte. »Was sollte ich mit den Toten? Die Männer, die mich beraubt haben, waren mir wichtiger. Deshalb habe ich Miss Collins engagiert.«
    »Wäre da die Polizei nicht besser gewesen?«
    Der Blick des Bestatters flackerte. »Ja, schon, aber Sie müssen auch meine Lage sehen. Ich habe schließlich Särge mit Gewichten gefüllt. Wäre das herausgekommen, dann…«
    »Verstehe«, sagte ich. »Eine Detektivin ist da verschwiegener, nehme ich an.«
    »So habe ich auch gedacht.«
    »Und jetzt?«, fragte Suko. »Hat Jane Collins bei ihren Ermittlungen Erfolg gehabt?«
    »Das weiß ich nicht. Sie hat sich noch nicht wieder gemeldet.«
    Wir waren enttäuscht. Doch das merkte der Bestatter Suko und mir nicht an.
    Ich hakte noch mal nach. »Sie haben also nichts mehr von ihr gehört?«
    »So ist es.«
    »Aber Sie müssen ihr doch irgendwelche Vorgaben mit auf den Weg gegeben haben. Haben Sie denn keine Spuren entdeckt? Gibt es Aussagen Ihrer Mitarbeiter?«
    »Leider nicht. Sie wurden beide niedergeschlagen. Sie haben die Männer kaum - nein, so gut wie gar nicht gesehen. Sie haben nur von Schatten gesprochen.«
    »Das ist wenig.«
    Er hob die Schultern. »Leider.« Sein Gesicht zeigte Zerknirschung. »Ich bin ja auch frustriert, aber was soll ich machen? Sie hat sich nicht gemeldet.«
    »Konnten Sie ihr überhaupt keinen Hinweis geben?«, fragte ich.
    »Nein.«
    Das leise gesprochene Wort munterte uns auch nicht eben auf. Wir kamen uns vor wie zwei Menschen, die im tiefsten Dunkel nach einer Büroklammer suchten.
    »Was glauben Sie denn, meine Herren, was mit der Detektivin passiert sein könnte?«
    »Wir hoffen, dass sie noch am Leben ist.«
    Aaron Grant erschrak. »Ist es so schlimm?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Suko. »Aber Menschen, die Leichen stehlen, sind keine Chorknaben. Da können Sie sicher sein. Da Sie die Polizei nicht eingeschaltet haben, wird es auch keine verwertbaren Spuren geben, nehme ich mal an.«
    »Ja, das kann sein.«
    Der Bestatter bekam meine Telefonnummer. »Sollten Sie noch etwas erfahren, rufen Sie bitte beim Yard an.«
    »Werde ich tun.« Er erhob sich hinter seinem Schreibtisch. Es war auch das Zeichen für uns, zu gehen. Wir verließen den Bestatter nicht eben mit optimistischen Gedanken.
    Das Vorzimmer war leer. Den Weg fanden wir auch allein zurück.
    Als wir den Rover erreicht hatten, fragte mich Suko, was ich von diesem Aaron Grant hielt.
    »Ich habe keine Meinung.«
    »Und du glaubst nicht, dass er seine Hände mit im Spiel hat?«
    »Hätte er sonst eine Detektivin engagiert?«
    »Das kann eine Tarnung gewesen sein, falls man ihm doch mal auf die Spur kommt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Alles, was recht ist, Suko, aber ich denke, dass deine Theorie zu weit hergeholt ist. Da ist etwas anderes im Gange.«
    »Und dir ist nicht das Wort Ghoul eingefallen?«
    »Nein, Suko, auch wenn ich im ersten Augenblick daran gedacht habe, dass dieser Grant möglicherweise so etwas sein könnte und nur seine menschliche Gestalt angenommen hat. Aber wir haben nichts gerochen, und mein Kreuz hat sich nicht gemeldet.«
    »Okay, dann stecken wir fest.«
    »Das befürchte ich auch.«
    Unser Frust konnte kaum stärker sein, als wir in den Rover stiegen, der sich inzwischen aufgeheizt hatte. Uns blieb nichts anderes übrig, als zurück zum Büro zu fahren.
    Ich dachte auch an Justine Cavallo. Es konnte sein, dass sie etwas wusste, was sie uns nicht gesagt hatte. Doch das war nur eine schwache Hoffnung.
    Wir rollten vom Gelände und in eine Straße hinein, die wie eine kleine Allee wirkte, weil rechts und links schlanke Pappeln in die Höhe wuchsen.
    Dieser Weg mündete in die normale Straße, über die wir dann in Richtung City fahren konnten.
    Dazu kam es nicht.
    Es war gut, dass wir nicht zu schnell fuhren, denn von einem Baumstamm löste sich eine Person, die mit kleinen, aber schnellen Schritten auf die Straße lief und winkte.
    Es war Dinah Parker.
    »He.« Suko lachte auf. »Was will die denn von uns?«
    »Das werden wir gleich wissen.«
    ***
    »Fahren Sie weiter, bitte«, flüsterte Dinah Parker, als sie eingestiegen war und sich sofort auf dem Rücksitz geduckt hatte. »Ich möchte nicht gesehen werden.
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