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1575 - Der Gesang des Lebens

Titel: 1575 - Der Gesang des Lebens
Autoren: Unbekannt
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hatte die Aufgabe gehabt, sie sicher durch die Tore zu lotsen.
    Schon früher, zur Zeit des Kriegerkults, hatten Nakken die Heraldischen Tore gesteuert. Aber Taruane war, noch mehr: Er war ein Wächter. Stalker warf dem Schneckenwesen immer öfter wütende Blicke zu. Ihm - und den beiden Robotern, die unbeweglich im Hintergrund der Zentrale standen.
    Taruane ruderte mit den metallenen Armen seiner Sprech-Sicht-Maske. „Ich habe eine Nachricht für dich", sagte er.
    Salaam Siin blieb stehen. Die künstlichen Geräusche, die der Nakk von sich gab, beleidigten sein Klangempfinden. „Ich höre."
    „Tormeister Alophos wünscht dich zu sehen. Nur dich, nicht den Pterus."
    „Ich werde kommen", sang er.
    Noch in derselben Stunde brach er auf. Die HARMONIE stand in einem der zahllosen Hangars des Charimchar-Tores. Draußen zweigten aus einer Halle mehr als ein Dutzend Gänge ab. In einem solchen Bauwerk konnte man sich leicht verlaufen, aber überall an den Wänden fand er Hinweisschilder in Sothalk; er richtete sich konsequent nach dem Symbol, das für „oberste Führung" stand.
    Das Innere des Tores barst vor Leben. Es gab sogar Märkte, farbenfrohe Passagen und Freizeitparks. Erst kurz vor dem Ziel hielten drei Vogelwesen ihn an. Es waren Somer. Sie bildeten das Hauptvolk der Galaxis Siom Som, und außerdem unterstand ihnen die Leitung der Heraldischen Tore. „Wohin willst du?"
    „Zu Alophos!" sang Salaam Sun. Er legte in seine Worte so viel psionische Untermalung, daß keiner der Somer auf die Idee kam, etwas daran wäre nicht Rechtens. „Laßt ihn", raunte das eine der Vogelwesen. „Seht ihr nicht, daß er ein Ophaler ist? Er macht keinen Ärger."
    Salaam Siin ging unbehelligt weiter. Ein Sekretär brachte ihn direkt zum Tormeister. „Ich grüße dich, Alophos!"
    Vor ihm stand ein hochgewachsener Somer, der sich besonders durch die Farbe seines Kopfflaums von seinen Artgenossen unterschied. Kein Dunkelgrau oder Hellgrau; statt dessen zog sich ein weißer Streifen durch tiefes Schwarz. Die Färbung ist künstlich, dachte Salaam Siin. Vielleicht ein Zeichen von Eitelkeit. „Ah ... Ich grüße dich ebenfalls, Salaam Siin! Es ist schön, deinen Gesang zu hören."
    „Das freut mich."
    „Ich sage das nicht ohne Grund. Du bist mit dem Pterus unterwegs, der sich Stalker nennt. Das ist schlechte Gesellschaft! Mein Rat lautet: Trenne dich von ihm! Aber ich habe dir so etwas nicht zu sagen."
    „Warum hast du mich dann kommen lassen?"
    „Weil ich dir etwas geben will. Ab sofort erhält dein Schiff von mir ein Permit für das Charimchar-Tor. Die HARMONIE darf uns verlassen, wann immer ihr wollt."
    „Und was ist mit Taruane?"
    „Er bleibt selbstverständlich an Bord. Der Tormeister des Absantha-Tors wird dann entscheiden, wie es weitergeht."
    „Das Absantha-Tor", meinte der Meistersänger. Die Melodie, in die er das Wort kleidete, klang ebenso wehmütig wie hoffnungsfroh. „Dieses Tor liegt bereits in Estartu, nicht wahr?"
    „Ja. In der nördlichen Peripherie von Absantha-Gom. Hier ist dein Permit. Gib die Daten in die Syntronik deines Schiffes ein!"
    Alophos warf dem Ophaler einen kleinen Speicherkristall zu. Salaam Siin fing ihn geschickt mit drei Greifbüscheln auf, dann verstaute er den kleinen Schatz in einer Tasche seines Anzugs. „Stalker! Es kann losgehen!"
    Sotho Tal Ker kam wie der Blitz herangeschossen. Es war immer wieder erstaunlich anzusehen, welche Energien in dem gepanzerten Körper steckten. „Wie meinst du das, Freund?"
    Der Meistersänger pfiff absichtlich schief. „Freunde sind wir noch lange nicht. Partner, vielleicht.
    Aber zur Sache: Ich habe ein Permit von Alophos bekommen. Es steckt bereits in der Syntronik. Wir können jederzeit aufbrechen. Das wird dich freuen, nicht wahr?"
    „Meine Freude ist so groß wie meine Ehrenhaftigkeit", versicherte der Pterus-Klon allen Ernstes.
    Ob die Doppeldeutigkeit seiner Worte ihm überhaupt auffiel, wußte Salaam Siin nicht, doch er hatte nicht die Absicht, sich jetzt noch mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Der Sänger suchte ohne Stalker die Zentrale auf.
    Von dort aus gab er der Syntronik Befehl, das Abflugmanöver vorzubereiten.
    Seine nachdenklichen Blicke galten Taruane. Der Nakk wußte mit Sicherheit über das Permit Bescheid, aber er zeigte nichts davon. Nakken waren anders als alle Wesen sonst. Sie dachten in fünfdimensionalen Bereichen.
    Man mußte sich jedesmal wundern, wenn sie sich mit den Belangen der „Niederen" abgaben, und Taruane
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