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1571 - Der fliegende Tod

1571 - Der fliegende Tod

Titel: 1571 - Der fliegende Tod
Autoren: Jason Dark
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Herzog hatte zugeschaut und flüsterte mit scharfer Stimme:
    »Das Ding ist wieder weg.«
    »Ja, so ist es.«
    »Und jetzt?«
    »Bitte keine Fragen stellen. Sie wird uns alles von selbst sagen. Verlassen Sie sich darauf.«
    »Hoffentlich.«
    Es kam so, wie Harry Stahl es vorhergesagt hatte. Das dritte Auge verschwand von der Stirn, die jetzt wieder die glatte, mit Sommersprossen besprenkelte Haut zeigte.
    Aus dem Mund der Frau löste sich ein tiefer Atemzug, dann schüttelte sie den Kopf und trank ihr Glas leer, um so besser sprechen zu können.
    »Ihr seid noch da?«, flüsterte sie.
    »Ja, warum nicht?«
    Ein knappes Lächeln.
    Harry beugte sich zu ihr. »Du weißt, was mit dir geschehen ist?«
    »Sicher. Ich habe es schon länger gespürt. Es ist mein drittes Auge gewesen.«
    »Genau.« Harry Stahl war schon leicht besorgt, als er seine nächste Frage stellte. »Wir kennen ja die Gesetze. Kannst du sagen, was du gesehen hast?«
    Dagmar gab zunächst keine Antwort. Sie musste sich die richtigen Worte zurechtlegen, denn sie wollte nichts Falsches von sich geben.
    »Es sieht nicht gut für uns aus, glaube ich. Ich habe ihn gesehen.«
    »Wen?«
    »Den Vogel.«
    »Und weiter?«
    »Es ist der fliegende Tod.«
    Harry schwieg, aber ihr Nachbar nicht. »Wie kommt man denn auf so etwas?«
    Dagmar drehte ihm ihr Gesicht zu. »Das ist nicht einfach zu erklären. Aber wir haben vorhin das Thema Ägypten angeschnitten, und ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg waren.«
    »Warum?«
    »Der fliegende Tod war schon bei den alten Ägyptern ein Begriff.«
    »In welcher Verbindung?«
    »Mit Horus.«
    »Ah. Das sagt mir nicht viel.«
    Sie senkte den Kopf. »Horus - der Sohn von Osiris und Isis. Der vom Himmel gestiegene Gott, Sprössling der Götter. Man brachte ihn zu bestimmten Zeiten in Form eines neugeborenen Kindes nach draußen zu einer Prozession. Dort wurde er von einer ehrfürchtigen Menge angebetet.«
    »Okay, aber was hat dieser Horus mit unserem Vogel hier zu tun?«, fragte Harry.
    »Der fliegende Tod war sein Diener und Leibwächter. Er hat ihm jeden Gefallen getan. Er hat ihm die Feinde vom Hals gehalten, und wenn er angriff, dann waren die Menschen machtlos. Da gab es für sie nur die Flucht. So hatte der Vogel freie Bahn.«
    »Und was tat er?«
    »Er raubte kleine Kinder.« Dagmar sprach jetzt so leise, dass Frank Herzog sie nicht verstehen konnte. Aber der Mann schien mit seinen Gedanken im Augenblick sowieso ganz woanders zu sein.
    »Was tat er mit ihnen?«, flüsterte Harry.
    »Er selektierte.«
    »Er wählte aus?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Er suchte immer nach einem Kind, das er seinem Gott übergeben wollte. Für ihn war das Leben eines Kindes das höchste Geschenk. Aber es musste ein besonderes Kind sein, deshalb auch die Selektion. Ich weiß nicht, ob es früher auch den Namen gehabt hatte, aber viel später wurde es Suleika genannt. Und diese Suleika sollte eben die göttlichen Kräfte bekommen.«
    »Hat er sie denn immer gefunden?«
    »Ja, das hat er.«
    »Und weiter?«
    Dagmar hob die Schultern. »Dazu kann ich nichts sagen. Es ist im Wind der Mythen vergangen. Ich weiß auch nicht, ob die alte Kraft der Sage heute noch Bestand hat, aber den fliegenden Tod hat Frank ja gesehen, und ich kann mir vorstellen, dass er sich wieder mal auf der Suche befindet.«
    »Du meinst, nach einem Kind?«
    Sie hob die Schultern. »Nach einem besonderen Kind, das den Göttern Ehre macht.«.
    Das zu begreifen und auch zu akzeptieren war nicht einfach. Auch Frank Herzog hatte zuletzt einige Worte verstanden, und er wandte sich mit einer Frage an Dagmar.
    »Dann hat es doch indirekt mit mir zu tun, nicht wahr? Ich habe eine Ägypterin als Frau! Ich bin nur froh, dass sie in Sicherheit ist. So muss man sich an mich halten, und das kann man ruhig.«
    »Nun machen Sie mal halblang«, sagte Harry. »So einfach kommen Sie da nicht raus.«
    »Wieso denn nicht?«
    »Sie sind für die andere Seite ein Hindernis. Nehmen Sie das erste Zusammentreffen als Warnung hin. Bei einem zweiten könnte es nicht so glimpflich für Sie ablaufen, Frank. Das hier ist kein Spiel, sondern tödlicher Ernst.«
    Frank Herzog sah aus, als wollte er aufspringen, überlegte es sich jedoch anders und blieb sitzen. »Was habe ich diesem komischen Monster denn getan? Nichts oder?« Er funkelte Dagmar und Harry an und erwartete von beiden eine Antwort.
    »Das wissen wir nicht«, sagte Dagmar. »Zumindest wird er Sie als Störfaktor ansehen.«
    Herzog schlug
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