Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1565 - Der Intrigant

Titel: 1565 - Der Intrigant
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Wirklichkeit und Testares Bewußtsein im Netz zurücklassen mußte. Seit Testare einen eigenen Körper besaß, hatte sich dieses Gefühl gelegt, war die Leere verschwunden.
    Aber es hatte immerhin Jahre gedauert, bis Alaska sich innerlich von dem alten Zustand gelöst hatte.
    Eines jedoch war ihm geblieben, weil es unauslöschlich in seiner Seele brannte: das Bild Kytomas, wie sie nach seinen Vorstellungen materiell geworden war.
    Kytoma, die Gestalt angenommen hatte, besaß lange, dunkle Haare, ein ebenmäßig geschnittenes Gesicht von heller Hautfarbe und eine Stimme, die an den Klang von Glocken erinnerte. Sie trug ein weites, weißes Gewand, und ihr Alter blieb unbestimmt. Das Gesicht wies eine Mischung aus weiblichen und kindhaften Zügen auf, so daß er immer versucht gewesen war, sie als das Sinnbild der ewigen Kindfrau zu betrachten.
    Wahrscheinlich entsprang der Eindruck seinem verwirrten Unterbewußtsein.
    Er hatte Kytoma gesucht, sie aber nicht mehr gefunden. Ihretwegen war er nach dem Zusammenbruch der Herrschaft der Singuvas in Estartu geblieben. Er hatte beim Aufbau geholfen, hatte Stalker und Ijarkor unterstützt. In Wirklichkeit jedoch hatte er nach der rätselhaften Stadt und dem See gesucht, wo er Kytoma wiederzufinden hoffte.
    Danach, in der Zeit der Dunklen Jahrhunderte, hatte es keine Möglichkeit für ihn gegeben, nach Estartu zu gelangen.
    Er kannte jedoch einen, der immer wieder dort gewesen war.
    Stalker!
    Hatte er wirklich gelogen, als er behauptete, etwas über Kytoma zu wissen? „Und jetzt hoffst du noch immer, daß du ihr eines Tages begegnest!" rief Siela aus, als er schwieg. „Du bist ein unverbesserlicher Narr, Alaska. Dieses Wesen ist körperlos, es hat keine Existenzmöglichkeit in unserer Welt.
    Vergiß Kytoma möglichst schnell!"
    Täuschte er sich, oder schwang da etwas wie Eifersucht in ihrer Stimme mit? „Wie könnte ich jemals ein Wesen wie Kytoma vergessen, Sie!"
    Er streifte ihre Finger zur Seite, die sich noch immer auf seinem Gesicht bewegten. Er blickte ihr fest in die Augen, stützte sich mit den Ellenbogen ab und richtete sich auf der Pneumoliege auf. Siela trat zwei Schritte zurück und stemmte die Fäuste in die Hüften. „So einer bist du also", murrte sie. „Mit dir kann bestimmt keine Frau etwas anfangen!"
    Alaska sprang empor und verschränkte die Arme. Er grinste sie an. „Du überschätzt deine Wirkung auf Männer etwas. Werde du erst mal eine richtige Frau, dann reden wir wieder darüber!"
    „Ich weiß mehr über die Menschen und die Männer, als du ahnst", hielt sie ihm entgegen. „Mag sein. Aber damals warst du noch nicht geboren, wie du es bezeichnet hast. Das ist etwas ganz anderes, nicht wahr?"
    Sie wandte sich um und eilte hinaus auf den Korridor. Sie schmollte, und Alaska seufzte. Es war ganz gut, wenn sie ab und zu einen Dämpfer erhielt. Die abgöttische Verehrung durch die Kontoristen von Kontor Fornax hatte ihrer psychischen Entwicklung nicht nur positive Seiten hinzugefügt. Manchmal war sie launisch und hochtrabend und fühlte sich über alles erhaben. „Siela, sei nicht kindisch", klang die Stimme von MUTTER auf und erinnerte Alaska daran, daß er sich in Sielas Schiff in einem Hangar der ROBIN befand. „Wieso schließt du dich in deiner Kabine ein?
    Siela, das ist gar nicht komisch!"
    „Laß sie nur", sagte der Terraner. „Sie wird schon wiederauftauchen. Spätestens, wenn sie Hunger hat."
    „Ich hoffe, du hast recht", kam die Antwort. „Übrigens ruft die Kommandantin gerade zu einer Lagebesprechung. Soll ich dir den Wortlaut durchstellen, Alaska Saedelaere?"
    „Nein, nicht nötig. Danke, MUTTER. Ich mache mich auf den Weg!"
     
    *
     
    Der Plophoser Virte Virtebul hielt einen Leuchtstab in der Hand und wies dem Eintretenden den Weg. „Hier entlang, Sotho", sagte er und deutete nach rechts.
    Stalker senkte huldvoll den Kopf und schritt an dem Mann vorbei. Einer seiner Arme fuhr unter den Stoffbahnen hervor und entriß dem Plophoser den Stab. Er schwenkte ihn vor seinem Kopf hin und her und gebrauchte ihn probeweise in der Art eines Taktstockes. „Du wirst ihn mir ausleihen", klang die Stimme des Intriganten auf. Er wandte ruckartig den Kopf und fixierte den Mann. „Nicht wahr?"
    „Natürlich, Stalker", beeilte sich dieser zu sagen.
    Das Wesen aus Estartu schritt weiter. Den Oberkörper leicht nach hinten geneigt, den Kopf auf die Brust gesenkt, betrat er den Saal, in dem ihn die über hundertfünfzig Plophoser und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher