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1565 - Der Intrigant

Titel: 1565 - Der Intrigant
Autoren: Unbekannt
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warum? Weil ich mich dafür interessiere, ob es in Estartu Märkte gibt, die noch nicht erschlossen sind." Er warf einen bedeutungsvollen Blick auf die Springer. „Ich bin nicht der einzige an Bord, denke ich. Aber um zum Thema zurückzukommen: Wenn wir uns nicht nach der Decke strecken, lassen uns die Ertruser irgendwann in einem Müllcontainer verschwinden. Wir dürfen es nicht zulassen, daß sie uns in die Ecke drängen!"
    Er blickte in die Runde und entdeckte kein einziges abweisendes Gesicht. „Er hat recht", erklärte ein Ara. „Wir sollten die Interessen unserer Völker stärker in den Vordergrund stellen."
    Hershel Windams schloß die Augen und holte tief Luft. Als er sie wieder öffnete, lächelte er. „Ich wünsche allerseits einen guten Appetit", sagte er und wandte sich zum Ausgang.
    Draußen blieb er kurz stehen und lauschte. Nichts war zu hören, und er setzte seinen Weg fort.
    Dreißig Meter weiter wartete der Maaliter auf ihn. „Gut so", bestätigte der Bucklige. „Du hast deine erste Probe bestanden, Gunziram Baal. Aber wir sind noch nicht am Ziel angelangt.
     
    2.
     
    Das pausbäckige Gesicht hing dicht über ihm, und er spürte den warmen Atem auf seinen Augenlidern. Er blinzelte, weil die Zugluft in seinen Augenwinkeln kitzelte. Das rötlich schimmernde Haar umgab ihren Kopf wie ein eng begrenzter Feuerschein, und die braunen Augen musterten ihn aufmerksam. Sie winkelte die Arme an, brachte die Hände über sein Gesicht und begann, seine Wangen und die Stirn zu massieren. „Kommt es so hin?" fragte sie neben seinem Ohr. „Hat Carfesch das Fragment in deinem Gesicht auf diese Weise behandelt?"
    „Ja, ich denke schon", log er. In Wirklichkeit war es ein ganz anderes Gefühl gewesen. Aber Siela wollte den Vorgang unbedingt nachahmen, und er hatte ihre Absicht von Anfang an erkannt und es zugelassen, daß sie sie ausführte. „Es hat lange gedauert, und ich dachte immer, Carfesch würde es nie vollständig erreichen. Und dann geschah es doch. Das Cappin-Fragment verschwand aus meinem Gesicht, und es begann durch meinen Körper zu geistern."
    „Ja, das habe ich deinen Andeutungen schon entnommen, Alaska." In Siela Correls Stimme schwang leiser Tadel mit. „Was kam danach?"
    Zum ungezählten Mal in seinem Leben begann der frühere Maskenträger zu berichten.
    Sechshundert Jahre hatte er diesen Klumpen auf seinem Gesicht getragen, dessen Anblick andere Lebewesen augenblicklich wahnsinnig machte. Es hatte sich um ein Cappin-Fragment gehandelt, das bei einem mißglückten Transmitterdurchgang an seinem Körper hängengeblieben war und ausgerechnet auch noch in seinem Gesicht. Alaska hatte sich selbst ohne Probleme im Spiegel betrachten können, aber sobald er nicht allein war, mußte er eine Maske tragen. Bis der Gesandte der Kosmokraten ihn als Studienobjekt entdeckte und das Fragment aus dem Gesicht löste. Alaska begann Krämpfe und Phasen der körperlichen Erschöpfung durchzustehen, und manchmal wünschte er sich damals, daß das Ding wieder in seinem Gesicht hinge. Bis Kytoma gekommen war, um ihn zu retten. Sie hatte ihn in jene geheimnisvolle Stadt mit den verschiedenen Existenzebenen geführt, und das Cappin-Fragment hatte sich endgültig von ihm gelöst und war zu einer eigenständigen geistigen Wesenheit geworden.
    Kytoma tat noch mehr für ihren alten Bekannten Alaska. Sie ermöglichte es Testare - so hieß der Cappin mit Eigennamen -, einen eigenen Körper nach seinen Wünschen zu besitzen, so daß er nicht mehr auf den Körper des Terraners angewiesen war. Dies gelang mit Hilfe der Materieprojektoren der Stadt. Testare konnte über diesen Körper jedoch nur in der Stadt und ihrer unmittelbaren Nähe verfügen.
    Damals, in der Ruhenische am Grund des Sees Talsamon, hatten sie beide, Testare und Alaska, die Geschichte der Querionen erfahren, die Geschichte von Kytomas Volk.
    Kytoma, der er im Lauf seines langen Lebens immer wieder begegnet war, war ihm zum Schicksal geworden.
    Selbst lange nach dem Abschluß der Abenteuer in Estartu, als Testare längst einen eigenen Körper erhalten hatte, den eines Barkoniden, hatte Alaska sich zurückgesehnt nach diesen Tagen in der geheimnisvollen Stadt, nach der Ruhenische mit den beiden psionischen Abdrücken von sich und Testare und nach Kytomas Nähe.
    Als Netzgänger hatte er jedesmal eine tiefe Leere in sich gespürt, wenn er ohne das Bewußtsein Testares unterwegs war oder wenn er aus einem der psionischen Stränge heraustrat in die
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