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1560 - Ahnenfluch

1560 - Ahnenfluch

Titel: 1560 - Ahnenfluch
Autoren: Jason Dark
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linken Hüften.
    »Alles klar, Mr. Sinclair?«
    Ich nickte.
    »Dann los!«
    Wir handelten wie abgesprochen. Zugleich hoben wir den Deckel an, und ich spürte, dass mein Herz schneller klopfte. Auf meiner Stirn lag der kühle Schweiß.
    Der Deckel kam mir recht leicht vor. Wir stellten ihn sofort zur Seite, ohne einen richtigen Blick in den Sarg geworfen zu haben. Das geschah Sekunden später, und es war mit einem Lachen des Sicherheitschefs verbunden.
    »Alles klar!«, meldete er.
    Jetzt schaute auch ich hin.
    Auf den ersten Blick schien alles normal zu sein. In diesem Fall stimmte es nicht, denn ich wusste es besser.
    Im Sarg hätte eine Mumie liegen müssen. Das war nicht der Fall. Ich schaute auf die bewegungslose Gestalt eines Menschen mittleren Alters, auf dessen Brust ein grüner Stein lag…
    ***
    War alles umsonst gewesen? All die Aufregung, all die Gedanken und Vermutungen? Was hier im Sarg lag, war keine Mumie, das war auch kein Monster, das war ein Mann, dessen Gesicht so ruhig und friedlich aussah, wie man es von einem Toten erwartete.
    Und doch gab es einen Unterschied. Der Tote trug nicht die normale Kleidung oder ein Totenhemd. Sein Körper war mit Leinenbinden umwickelt, wobei die Hände in Bauchhöhe hervorschauten.
    »Haben Sie das sehen wollen?«, fragte Kirk Russell mich.
    Meine Kehle war trocken geworden. Dementsprechend krächzend hörte sich meine Antwort an.
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Aber Sie wirken überrascht.«
    »Das bin ich auch, denn ich habe damit gerechnet, eine Mumie vor mir zu sehen.«
    »Das ist der Tote nun nicht!«, erklärte der Sicherheitschef.
    Ich kümmerte mich nicht mehr um ihn, denn Shao und mein Freund waren jetzt wichtiger. Bevor ich mich umdrehte, richtete ich mich zu meiner vollen Größe auf.
    Shaos Gesichtsausdruck sprach Bände. Kein Kind hätte zu Weihnachten überraschter aussehen können als sie in diesem Moment.
    »Du siehst ihn?«, flüsterte ich ihr zu.
    »Ja, schon.«
    »Und was sagst du dazu?« Sie konnte nicht sprechen. Aber sie blieb auch nicht mehr an ihrem Platz. Wie von einem Band gezogen kam sie näher, um sich den Toten genau anzuschauen.
    Ich hielt dabei Suko mit meinen Blicken unter Kontrolle. Er tat nichts und blieb starr wie eine Salzsäule an seinem Platz? stehen, was für mich verwunderlich war.
    Dafür trat Shao an meine Seite. Es war sichtbar, dass sie zitterte. Ich stellte keine Frage und ließ sie schauen.
    Sekunden vergingen in tiefer Stille. Auch die Sicherheitsleute am Tor rührten sich nicht. Sie wussten, dass etwas Außergewöhnliches geschah, bei dem sie nicht eingreifen durften.
    Es schien ewig zu dauern, bis Shao eine Reaktion zeigte. Sie schüttelte den Kopf.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich leise.
    »Es ist nicht die Person, die Suko und ich in New York im Sarg haben liegen sehen.«
    »Kann man sie ausgetauscht haben?«
    »Weiß ich nicht. Der Sarg war doch verplombt.«
    »Man könnte es vorher getan haben.«
    »Das wäre aufgefallen.«
    Kirk Russell hatte uns zugehört. »Die Lady hat recht«, sagte er. »Ein Austausch war so gut wie unmöglich.«
    »Dann gibt es nur eine Erklärung«, sagte ich. »Diese Mumie hat sich verändert. Der Tote ist - so kann man wohl sagen - wieder jünger geworden. Er hat sich regeneriert. Ich habe von einem Ahnenfluch gehört. Hai King ist sein eigener Ahnherr. Er stirbt, aber er regeneriert sich wieder. Erst der Zerfall zur Mumie, dann das neue Erblühen. Phönix aus der Asche in einer abgewandelten Form. So kann es gelaufen sein, und ich denke, dass ein wichtiges Detail dazugehört. Es ist der Stein auf seiner Brust, der an einer Kette hängt, die seinen Hals umschlingt. Der Stein ist der Mittler. Wenn wir ihn wegnehmen, kann der Zauber gebrochen werden, denke ich.«
    »Auch bei Suko?«, flüsterte Shao.
    »Das kommt auf einen Versuch an.«
    Wir hörten ein leises Stöhnen und drehten uns um. Russell hatte den Laut ausgestoßen. Jetzt lachte er verlegen.
    »Wovon reden Sie da? Das ist ja Wahnsinn!«
    Aus seiner Sicht hatte er recht. Aber wir waren solche Dinge gewohnt. Dieser Wahnsinn konnte aus unserer Sicht fast schon als normal bezeichnet werden.
    Ich setzte zu einer Erklärung an, als sich alles veränderte.
    Das lag an Suko.
    Er hatte sich bisher zurückgehalten. Jetzt aber schrie er wie schmerz erfüllt auf, und der Schrei lag noch als Echo in der Luft, als er sich in Bewegung setzte und auf den Sarg zuging…
    ***
    Shao verlor zuerst ihre Starre. Bedingt durch die Sorge, die sie
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