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1554 - Kinder des Monos

Titel: 1554 - Kinder des Monos
Autoren: Unbekannt
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Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Haltsuchend griff er nach einer der Wurzeln und stützte sich daran ab. „Du bist unbelehrbar, alter Mann", sagte er keuchend. „Ich hoffe nur, daß der Tod dich bald ereilt. Am besten noch heute!"
    „Sei still", fuhr Ailka ihn an. „So etwas wünscht man selbst seinem schlimmsten Feind nicht."
    Er lachte verächtlich sowohl mit dem linken, wie auch mit dem rechten Mund. Doch nicht lange, dann erstarb das Lachen, und er griff sich mit beiden Händen an die Brust. Zugleich verfiel sein Gesicht. Die Augen sanken tief in die Höhlen, und die Wangen wurden hohl. In erschreckender Weise zogen sich seine Lippen über die Zähne zurück. „Was ist los?" stammelte er. „Ich fühle mich auf einmal so schwach."
    Seine Augen weiteten sich. Entsetzt blickte er den General an.
    Endlich hatte er begriffen, was geschah, und die Stimme versagte ihm. Er sank auf die Knie und preßte beide Hände auf das Gesicht.
    Dann kippte er langsam zur Seite und blieb reglos liegen.
    Niemand ging zu ihm. Keiner beugte sich über ihn oder versuchte, ihm zu helfen. Alle wußten, daß ihm nicht mehr zu helfen war. Sie hatten schon zu viele aus ihren Reihen auf diese Weise sterben sehen. „Was für ein Wahnsinn", flüsterte Ailka. „Wenn er nur fünf Minuten früher gestorben wäre, dann wäre der Pflanze nichts geschehen, und Parais wäre unversehrt!"
    Ein zweiter Riß bildete sich in dem grünen Dach. Er wuchs schnell auf eine Länge von mehr als hundert Meter an. Zugleich verfärbte sich die Pflanze an mehreren Stellen. Aus dem Grün wurde ein fahles Gelb.
    Die Äser-Pflanze starb ab. Daran konnte nun niemand mehr zweifeln. Es hatte nichts geholfen, die Schnittstellen an der Wurzel zu versiegeln.
    Die Pflanze war genauso empfindlich, wie der General befürchtet hatte. „Kommt", sagte er zu den Monkin. „Wir verschwinden."
    „Und Shohank?" fragte ein alter Mann. „Den lassen wir hier", entschied der General, nachdem er kurz nachgedacht hatte. „Vielleicht nimmt die Pflanze sich seiner an. Und wenn nicht, dann werden sich die Vögel mit seinen sterblichen Überresten befassen."
    Niemand lehnte sich gegen diesen Beschluß auf, obwohl er einigen der Monkin sichtlich nicht behagte. Alle machten sich auf den Rückweg. Nur Ailka blieb noch bei dem General stehen. Sie wartete auf ein Zeichen von ihm, und er gab es ihr, indem er seine Hand nach ihr ausstreckte. Sie griff danach.
    Als der General am nächsten Morgen an der Seite der jungen Frau aufwachte, fühlte er sich, als habe er das Alter im Verlauf der Nacht abgestreift. Neue Energien erfüllten ihn, und das durch die Fenster hereinfallende Licht erschien ihm wie das Zeichen einer neuen Zeit.
    Ailka schlief noch, und er ließ sie schlafen. Auf Zehenspitzen ging er aus dem Zimmer und trat auf die Empore hinaus. Er blickte zum Himmel hinauf, und erschrak.
    In den letzten Stunden hatte er vergessen, was mit den Asor-Pflanzen geschehen war. Jetzt holte ihn die Wirklichkeit um so brutaler ein. Sie zwang ihn schneller und intensiver zu atmen, um genügend Sauerstoff zu bekommen. Über ihm klafften gewaltige Risse in dem Dach, das die beiden Pflanzen gebildet hatten. Durch sie wehte ein eisiger Fallwind herein.
    Staubwolken wanderten durch die Schlucht. Sie hüllten die Plantagen ein und konnten doch nicht verbergen, daß sie unter den veränderten Bedingungen extrem gelitten hatten. Die meisten Nutzpflanzen waren welk geworden und ließen die Blätter hängen. Der Not gehorchend, waren viele Monkin dabei zu ernten, was noch zu retten war.
    Der General legte die Arme fröstelnd um sich. Die Temperaturen waren spürbar gefallen, und die Luft war dünn geworden. Der Traum vom unzerstörbaren Paradies war vorbei. Die Asor-Pflanzen gingen ein, und somit gab es keine Möglichkeit mehr, die Schlucht und ihre Bewohner vor der lebensfeindlichen Umwelt von Skiagatan zu schützen.
    Ich werde kämpfen! nahm der Alte sich vor. Ich werde um jeden einzelnen Tag ringen. Ailka zuliebe.
    Er war entschlossen, jeden einzelnen Tag zu genießen, der ihm noch blieb. Er wollte den Schatten des Todes so weit zurückdrängen, wie nur irgend möglich. Niemals zuvor war ihm das Leben so lebenswert erschienen wie gerade jetzt.
    Vier große Transportgleiter, schwebten ins Tal ein. Sie näherten sich dem Palast und landeten davor. Malerisch gekleidete Gestalten stiegen aus. Sie bemerkten den General und winkten ihm zu. Er erwiderte die freundliche Geste und zog sich dann rasch zurück,
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