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1554 - Kinder des Monos

Titel: 1554 - Kinder des Monos
Autoren: Unbekannt
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die sich normal nennen. Für uns zählt jeder einzelne Tag. Das wirst du auch noch spüren, sobald du fühlst, wie der Tod nach dir greift."
    Er beugte sich über Shohank und legte ihm die Hand an den Hals.
    Der junge Mann war lediglich bewußtlos. Er hatte leichte Verbrennungen an der Hand, war aber ansonsten unverletzt.
    Ailka schrie plötzlich auf. „Es war ein Verbrechen! Es war Mord!"
    Er blickte sie erstaunt an, weil er glaubte, daß sie ihn und seine Tat meinte, dann aber bemerkte er, was ihm zuvor entgangen war.
    Wenige Schritte von ihr entfernt hatte sich ein Riß im grünen Dach gebildet.
    Er eilte zu ihr hin und kniete am Rand der Schlucht nieder.
    Suchend glitt seine Hand über das Grün der Asor-Pflanze. War der Riß tatsächlich erst jetzt entstanden? Oder war er schon vorher da gewesen? Hatten sie ihn lediglich übersehen?
    Als er mit den Fingerspitzen am inneren Rand des Risses entlangstrich, bleiben einige Tropfen einer Flüssigkeit daran hängen.
    Er begriff. Ailka hatte als erste erkannt, was geschah.
    Die Pflanze reagierte auf den brutalen Eingriff.
    Schockiert richtete er sich auf. Er machte sich Vorwürfe, daß er nicht schneller und energischer vorgegangen war.
    Ailka kam zu ihm. Sie lehnte sich an ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ist es schlimm?" fragte sie. „Ich fürchte ja", antwortete er, und kaum waren diese Worte über seine Lippen gekommen, als es laut krachte, und der Riß sich schlagartig um etwa hundert Meter verlängerte. Zunächst war er nur schmal, doch er verbreiterte sich rasch, und bald klaffte eine Lücke von etwa fünfzig Metern Breite und zweihundert Metern Länge in dem schützenden Dach über Parais. „Du hast recht gehabt", stammelte die junge Frau. „Wir hätten das nicht zulassen dürfen."
    „Ich habe nur getan, was Shohank mir befohlen hat", jammerte der Springer. Er warf die Axt in hohem Bogen von sich. Mit tränenüberströmten Gesicht ließ er sich auf den Boden sinken. „Laß mich leben, General. Es ist nicht meine Schuld. Ich konnte nicht anders handeln, oder er hätte mich getötet."
    Der alte Mann drehte ihm verächtlich den Rücken zu. Er überlegte fieberhaft, was er tun konnte, um das sich abzeichnende Unheil aufzuhalten. Würde es zum Schlimmsten kommen? Würde die Pflanze eingehen?
    Aber dann blieb ja immer noch die andere, die ihre Wurzeln auf der anderen Seite der Schlucht in den Boden gegraben hatte.
    Vielleicht blieb sie unbeeinträchtigt, obwohl sie mit ihrer Schwester über der Mitte der Schlucht zusammengewachsen war und alles empfinden mußte, was dieser widerfuhr.
    Er ging zu der Stelle, an der die Axt die Wurzel durchtrennt hatte.
    Tatsächlich wuchs einige Meter davon entfernt ein Ableger aus dem Boden. Doch er hatte den Anschlag nicht überstanden. Er war bereits jetzt welk geworden.
    Als der Alte sich auf den Boden kniete, sah er, daß an den Schnittstellen eine farblose Flüssigkeit austrat. Sie rann daran herab und versickerte im Boden.
    Er griff nach seinem Multitraf, adjustierte ihn auf Fächerwirkung und löste ihn aus. Eine Hitzewelle fauchte über die Schnittstellen hinweg und versiegelte sie. „Ich weiß nicht, ob das hilft", sagte er. „Wir können nur hoffen."
    „Und was ist, wenn es nicht hilft?" fragte Ailka.
    Er blickte sie an, und er entdeckte ein freundliches Licht in ihren Augen. Er spürte ihre Zuneigung. „Dann hat Shohank erreicht, was er wollte", erwiderte er. „Dann müssen wir Parais verlassen und kämpfen."
    „Wir alle?" fragte eine ältliche Frau. Abgesehen davon, daß sie zwei zusätzliche, verkümmerte Arme hatte, sah sie normal aus. „Zumindest werde ich das tun", erklärte er. „Ich habe Parais für euch geschaffen. Ihr hattet sozusagen den Spatz in der Hand. Es war euch nicht genug. Ihr wolltet mehr. Jetzt bin ich es, der mehr will."
    Er legte den Arm um Ailka und zog sie an sich. Er sagte nicht, was er von ihr wollte. Sie wußte es auch so.
    Er würde sich ein Stück Jugend zurückholen.
    Aber nicht nur das. Wenn Parais tatsächlich verlorengehen sollte, dann würde er noch einmal kämpfen. Dann würde er an Überfällen auf andere Welten teilnehmen. Dann sollte man noch einmal von ihm sprechen. Nicht nur auf Skiagatan, sondern auf vielen anderen Welten. Im ganzen Universum sollte sein Name bekannt werden. Er würde beweisen, daß er noch nicht tot war, und daß er mehr zu leisten imstande war als ein sogenannter Normaler!
    Shohank richtete sich stöhnend auf. Er taumelte und hatte
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