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1554 - Kinder des Monos

Titel: 1554 - Kinder des Monos
Autoren: Unbekannt
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der Schlinge, und sie wird sich zuziehen, falls den Asor-Pflanzen etwas geschieht. Dann wird dich niemand und nichts mehr vor dem Tod retten."
    Shohank erbleichte. „Du drohst mir?" fragte er. „Das ist keine Drohung", antwortete der Alte. „Es ist eine Feststellung. Wir haben das Asor-Gesetz. Es besagt, daß niemand die Pflanzen beschädigen darf. Schneidet etwa jemand Triebe ab, dann ist das eine Beschädigung, und wenn die Pflanze darauf reagiert, womöglich eingeht, dann ist die Todesstrafe zwingend vorgeschrieben."
    „Sie wird nicht eingehen. Im Gegenteil. Jeder, der etwas von Pflanzen versteht, weiß, daß Pflanzen hin und wieder beschnitten werden müssen, damit sie um so besser gedeihen können."
    „Wir warten ab", erklärte der General. „Schon morgen kannst du dich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob du leben oder sterben wirst. Verfärben die Asor-Pflanzen sich, bilden sich Risse oder gar faulige Stellen, dann kannst du dir den Strick schon um den Hals legen."
    Der Alte blickte Shohank an, und seine Augen wurden schmal. „Und jetzt raus", befahl der General. „Verschwinde, oder ich sorge dafür, daß du die nächste Stunde nicht mehr erlebst."
    Shohank war bleich geworden, und seine Lippen zitterten. Er schien nicht damit gerechnet zu haben, daß der General so hart reagierte. Auch schien er nicht daran geglaubt zu haben, daß die abgeschnittenen Triebe so rasch vertrockneten. Er war vielmehr davon überzeugt gewesen, daß sie im Boden anwachsen würden. Mit ihrer Hilfe hatte er gehofft, eine weitere Schlucht erschließen und zu einem Paradies für die Monkin machen zu können. Wenn eine Vermehrung durch Samen schon nicht möglich war, so mußte sie doch durch Ableger erreichbar sein. „Geh jetzt", befahl der General, und Shohank gehorchte.
    Der alte Mann ließ sich in seinen Sessel sinken. Er blickte auf die geschlossene Tür und überlegte verzweifelt, was er tun konnte, um den Stützpunkt Skiagatan zu retten.
    Wir haben zu lange in Frieden gelebt, erkannte er. Hin und wieder ein Überfall auf eine Stadt anderer Welten, das war alles. Es genügt nicht Es gibt zu viele unter uns, die nicht zufrieden sind mit dem, was sie haben. Den allzu frühen Tod vor Augen, wollen viele lieber etwas riskieren, als in Sicherheit und Bequemlichkeit zu leben.
    Er horchte in sich hinein, und er mußte zugeben, daß es ihm nicht anders erging.
    Ich bin eben nicht das, was man normal nennt! durchfuhr es ihn.
    Und ich bin noch nicht tot. Ich lebe!
    Obwohl er es nicht wollte, schweiften seine Gedanken zu der jungen Ailka ab, und er spürte ein immer stärkeres Verlangen in sich.
    Noch einmal eine so junge und schöne Frau in den Armen halten, bevor es endgültig zu spät war! Ailka einmal besitzen! Dafür lohnte es sich, aus seinem eigenen Schatten herauszutreten und etwas zu wagen.
    Er mußte an die Worte denken, die Shohank ihm ins Gesicht geschleudert hatte. „Ich bin noch nicht tot!
    Er erhob sich und verließ den Raum. Wenig später trat er durch das Portal des Palasts ins Freie hinaus. Tief atmete er die würzige Luft ein, die von den Plantagen herüberwehte.
    Er hatte unendlich viel geleistet in den letzten Jahren. Mit einer wahren Besessenheit hatte er um Parais gekämpft, dem Boden buchstäblich jeden Grashalm abgerungen, bis ein kleines Paradies entstanden war.
    Hatte er darüber vergessen zu leben? Hatte er den Schatten des Todes übersehen, der immer größer und bedrohlicher geworden war?
    Siebzig Jahre und schon ein Greis!
    Ohnmächtiger Zorn kam in ihm auf, wenn er daran dachte, daß sogenannte normale Terraner mühelos ein Alter von 200 Jahren und mehr erreichten. Warum durften sie mit 70 Jahren noch Männer voller Saft und Kraft sein, während er in diesem Alter tagtäglich mit dem Tod rechnen mußte? Warum war das Schicksal zu ihnen so gnädig, und zu den Monkin so grausam? Hatten sie nicht alle den gleichen Ursprung?
    Einmal wieder aus voller Lebensfreude lachen können, einmal völlig unbeschwert und frei von dem Gedanken an den nahen Tod sein!
    Das waren die Wünsche, die ihn beseelten, und die ihn keine Sekunde lang losließen. Was auch immer er tat oder dachte, sie waren stets im Hintergrund.
    Ein Todgeweihter aus der Linie der Topsider schleppte sich heran.
    Er hatte drei Beine, und der Unterkiefer war unterentwickelt.
    Mächtige Hauer ragten aus dem Oberkiefer. „Sie sind nach oben gegangen, General", meldete der Topsid-Abkömmling und zeigte dabei zu den Gipfeln der südlichen
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