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1554 - Kinder des Monos

Titel: 1554 - Kinder des Monos
Autoren: Unbekannt
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Monkin gezogen wurden. Sie waren sein Werk. Ohne seinen Ideenreichtum, ohne seine Überzeugungskraft und ohne seine Initiative wäre dies alles nicht entstanden. Alle Monkin wären rund um die Uhr damit beschäftigt gewesen, für ihre Ernährung zu sorgen und dem unwirtlichen Planeten irgend etwas Eßbares abzuringen.
    Niemand hätte Zeit für ein paar Mußestunden gehabt, die allen nun schon selbstverständlich geworden waren, und an Luxus hätte niemand zu denken gewagt.
    Er drehte sich um und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück, wo Shohank in trotziger Haltung vor dem Schreibtisch wartete.
    Der General setzte sich, beugte sich vor und blickte den jungen Mann schweigend an.
    Shohank hatte schwarzes Haar, das er straff von links nach rechts über den Schädel gekämmt hatte, um es über dem rechten Ohr mit einer Metallspange zu einem Zopf zusammenzuklemmen. Seine blauen Augen waren groß und ausdrucksvoll. Ein wenig zu groß, wie der General fand. Er hatte zwei Mundöffnungen. Eine auf der linken, eine auf der rechten Wange. Beide waren lippenlos, und wenn er sprach, dann bewegte er mal den einen, mal den anderen Mund. „Was hast du dir dabei gedacht?" fuhr der General den jungen Mann an. Schwer ließ er seine Hand auf die Schreibtischplatte herabfallen. „Ich habe dir und allen anderen verboten, die Asor-Pflanzen anzurühren. Aber du wolltest dich nicht fügen. Du hast Triebe entnommen."
    „Ich bin noch nicht tot", erwiderte Shohank. „Was willst du damit sagen?"
    „Genau das, was ich gesagt habe. Du hast Parais geschaffen. Oh, ja! Und wir alle sind dir dankbar dafür. Wir können in einer angenehmen Umwelt leben. Aber was geschieht mit uns? Wir leben nicht, sondern wir richten uns auf ein langsames, aber unausweichliches Sterben ein."
    Shohank trat einen Schritt vor. Er beugte sich nach vorn und stützte sich mit beiden Fäusten auf die Schreibtischplatte. „Sieh doch mal hinaus", rief er. „Und achte nicht nur auf die grünen Bäume, auf die Felder und die Blumen. Sieh dir die Monkin an. Überall begegnen dir Sterbende. Niemand hat die Kraft, sich gegen das Schicksal aufzulehnen. Niemand ist bereit zu kämpfen.
    Wach endlich auf! Wir sind in einem Paradies der Sterbenden! Wir stagnieren in unserer Entwicklung, und Stagnation ist für uns gleichbedeutend mit Sterben."
    „Na und?" fragte der General. „Willst du lieber draußen in der Wildnis leben, wo nur wenige ohne Atemhilfsgeräte überleben können, wo es kaum Vegetation gibt, wo du so gut wie keine Tiere siehst?"
    „Nein", erwiderte Shohank. „Ich will, daß wir weitere Schluchten erschließen. Ich will, daß wir weitere Paradiese schaffen, in denen viele von uns leben können. Ich will, daß wir Aufgaben haben, für die wir uns einsetzen können. Ich will, daß wir Skiagatan zu einer Welt aufbauen, auf der wir mehr tun können, als uns auf das Sterben vorzubereiten."
    „Und was wäre das?"
    „Forschung!" Der junge Mann schrie ihm diesen Begriff förmlich entgegen. „Wir müssen endlich herausfinden, warum wir eine so niedrige Lebenserwartung haben. Wir müssen klären, was uns umbringt. Wir müssen uns einen Weg in die Zukunft öffnen. Wir müssen hoffen!"
    „Flammende Worte!" Spöttisch verzog der General die Lippen. „Wie schön sich das alles doch anhört. Da möchte man ja sofort in Begeisterung ausbrechen."
    „Und was hindert dich daran?"
    „Die Realität!"
    Shohank war verwirrt. Er blickte den General unsicher an. „Was für eine Realität?" fragte er. „Unsere Realität." Der Alte erhob sich. Er trug lange Lederstiefel, eine enge Hose und eine weite Bluse mit großen Taschen. „Wir sind keine Wissenschaftler. Wir haben einige Schulen, um allen, die etwas lernen wollen, das Nötige beizubringen. Aber niemand von uns ist qualifiziert genug, Forschung zu betreiben. Es würde Jahre dauern, Mediziner auszubilden, die in der Lage wären, sich mit unserem Problem zu befassen und der Ursache der rapiden Alterung auf den Grund zu kommen."
    Shohank lachte höhnisch. „Das ist es eben", sagte er. „Genau das habe ich gemeint, als ich betonte, daß ich noch nicht tot bin. Ich denke nicht daran, solche Überlegungen aufzugeben, bevor ich sie zu Ende gedacht habe. Ich gebe nicht auf. Ich resigniere nicht vor unseren Problernen. Ich fühle eine ungeheure Kraft in mir. Sie wird mich ans Ziel führen."
    „Ach, tatsächlich?" Der General blickte ihn kühl und abweisend an. „Hoffentlich verrechnest du dich nicht. Du hast den Hals bereits in
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