Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
hatte.
    Sie lebte nicht mehr; Aikos »Geist in der Maschine« hatte sie auf dem Gewissen. »Ich bin daran gewöhnt.«
    Maya Joy war stehen geblieben. Sie nickte dankbar.
    »Gern… Maddrax.« Es klang ungewohnt aus ihrem Mund.
    Matt stieß sich von der Kante der Liege ab – und sackte sofort wieder zurück. Schwarze Nebel tanzten vor seinen Augen, seine Knie waren weich. »Langsam!« Palun Saintdemar packte seinen linken Arm und hielt ihn fest. »Wenn man so lange in der Horizontalen zugebracht hat, muss man sich erst wieder an den aufrechten Gang gewöhnen.«
    »Tief durchatmen.« Von rechts stützte ihn nun Maya. »Noch einmal und mit offenem Mund.« Sie warteten drei Atemzüge ab. Dann zogen sie ihn behutsam hoch und führten ihn zur Glastür.
    Kein Glas, transparenter Kunststoff, korrigierte sich Matt.
    Mit jedem Schritt verflog der Schwindel ein Stück mehr, und bald spürte er wieder Kraft in seinen Knochen.
    Sie ließen die Druckausgleichskammer hinter sich. Durch den etwa vierzig Meter langen Hauptgang der Mittelebene gingen sie zum Bug, wo die Kommandozentrale lag. Leto Jolar Angelis schritt jetzt voran. Er hinkte ein wenig. Rechts trug er eine Unterschenkelprothese, auch daran erinnerte sich Matthew jetzt wieder. Seine eigenen Schritte wurden indes kräftiger – und länger, federnder.
    Das mochte an der im Vergleich zur Erde geringeren Anziehungskraft des masseärmeren Mars liegen, dessen Verhältnisse auch hier an Bord herrschten. Deswegen waren die Marsianer ja so groß und dünn. Die Kraft, die sein in ihren Augen muskulöser und untersetzter Körper für einen Vier-Meter-Sprung benötigte, mussten sie für einen durchschnittlichen Schritt aufwenden.
    »Was geschieht jetzt?«, wollte der Mann von der Erde wissen.
    »Wir gehen zur Zentrale, Maddrax. Wohin sonst?« Die kühle und hochnäsige Art, mit der Leto Jolar Angelis ihm noch immer begegnete, ärgerte Matt. Mit jedem Wort, mit jeder Geste gab ihm der Pilot zu verstehen, dass er ihn nicht leiden konnte. Dass der fast dreißig Zentimeter kleinere Mann von der Erde bei solchen Gelegenheiten zu ihm aufblicken musste, kam Angelis dabei sehr entgegen. »Sie wollen doch den Mars sehen, oder haben Sie es sich anders überlegt?«
    »Natürlich will ich den Mars sehen.« Nach Matts Geschmack hätte der Pilot ruhig ein wenig höflicher sein können. Vor allem nachdem er, der Barbar von der Erde, wesentlich geholfen hatte, den Primärrechner und mit ihm Aikos durchgeknalltes Bewusstsein abzuschalten. »Ich meinte selbstverständlich, was danach geschieht.«
    »Wir werden drei Tage im Orbit kreisen.« Maya antwortete an Stelle des Piloten. »Zeit für Sie, sich der niedrigeren Schwerkraft, dem geringeren Luftdruck und dem Sauerstoffärmeren Atemgasgemisch auf unserem Planeten anzupassen.« Maya lächelte. »Und Zeit für mich, Ihnen noch ein wenig Sozialkunde zu vermitteln.«
    »Schöne Aussichten.« Obwohl er darauf brannte, die Marskolonie endlich kennen zu lernen, meinte Matthew Drax es ernst. Die Kommandantin war die Einzige an Bord, die ihm so etwas wie menschliche Nähe vermittelte. Er mochte Maya Joy Tsuyoshi. »Was passiert mit der Queen Victoria?« Sein Blick erfasste die Silberkette um Mayas schlanken langen Hals.
    Sie also trug jetzt den Datenkristall mit Aikos Bewusstsein.
    Was für ein gefährliches Schmuckstück…
    »Ich werde das Shuttle zunächst einmal zu unserer Werft auf Deimos fliegen«, sagte Leto. Der Mann aus der Vergangenheit brauchte einen Augenblick, bis er sich erinnerte: Deimos und Phobos – die beiden kleinen Monde des Mars. »Dort werden wir uns die Maschine noch einmal genau anschauen und vor allem dekontaminieren. Danach komme ich mit ihr zum Mars.«
    »Gehen Sie mir pfleglich mit der Queen um, Angelis, sie ist mir ans Herz gewachsen.« Drax fixierte wieder den Kristall auf Mayas gewölbter Brust. »Was haben Sie mit den Daten vor, Mrs. Tsuyoshi?«
    »Dame Tsuyoshi«, korrigierte sie ihn. »Die alten angelsächsischen Anredeformen benutzt bei uns so gut wie niemand mehr. Ich werde den Datenkristall selbstverständlich dem Rat aushändigen. Genau wie Sie, Maddrax, und wie die sterblichen Überreste meiner Urahnin.«
    Matt deutete auf den Kristallanhänger. »Sie sollten Aikos Gedächtniskopie besser unter Verschluss halten.«
    »Es sind nur Daten, Maddrax«, mischte Angelis sich wieder ein. »Wir werden den gleichen Fehler wie bei der ersten Reaktivierung gewiss kein zweites Mal begehen.«
    »Trotzdem.«
    »Warum?« Er spürte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher