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155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars
Autoren: Jo Zybell
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– war der halbamtliche der beiden Sender. Während Mars-Pictures sich auf Kultur und Unterhaltung spezialisiert hatte, lag der Schwerpunkt von ENT
    auf Informationssendungen. Chef von ENT war der Präsidentenberater Carter Loy Tsuyoshi.
    Was es auf dem kleinen, ausklappbaren Bildschirm ihres PAC zu sehen gab, war nicht neu für Chandra Tsuyoshi: Bilder von der Landung, von PHOBOS, vom Raumschiff, mit dem Maddrax von der Erde zum Mond geflogen war, Bilder von der Besatzung auf dem Raumhafen, und natürlich die gedrungene Gestalt des Commanders selbst. Chandra sah das alles zum dritten Mal.
    »Einen schönen Abend, wünsche ich dir, verehrte Cousine.«
    Eine Frau setzte sich neben sie. »Ich habe einen Auftrag für dich.«
    Chandra blickte in das Gesicht ihrer Cousine Maya Joy Tsuyoshi. »Einen Auftrag?« Sie schaltete ihren PAC aus, der Bildschirm erlosch und schob sich zusammen. »Ich verstehe nicht…«
    »Das ist auch nicht nötig. Der Erdmann muss verschwinden. Er wird bald herausgebracht. Steige mit ihm in das letzte Schiff zum Raumhafen. Dort ist deine Aufgabe erledigt.«
    »Bitte?« Es ärgerte Chandra, zu der Größeren aufsehen zu müssen, und der exotische Zug in dem schönen Gesicht ihrer Cousine ärgerte sie sowieso. »Die Dame Ratspräsidentin ist meine Auftraggeberin, nicht du.«
    »Der Rat beschäftigt unsere Cousine über alle Maßen. Man weigert sich dort die Weitsichtigkeit ihres Vorschlags einzusehen.«
    »Was für einen Vorschlag hat sie dem Rat unterbreitet?«
    Tiefes Misstrauen erfasste Chandra.
    »Dass unsere Kultur vor dem Halbbarbaren von der Erde geschützt werden muss. Du begleitest ihn zum Luftschiffterminal am Raumhafen.«
    »Kein schlechter Vorschlag, doch ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich bevollmächtigt bist…«
    »Dann ruf Cansu Alison einfach an.«
    »Während einer Ratssitzung? Das wird ihr ganz und gar nicht gefallen.«
    »Dann erfülle den Auftrag eben ohne Rücksprache. Sie wäre sowieso ungehalten, weil du mir nicht glaubst.« Maya Joy blickte sich nach dem Terrasseneingang um. »Der Erdmann wird bald herausgebracht. Du nimmst ihn in Empfang, fährst mit dem Lift zur Mittelterrasse hinunter und wartest auf das letzte Luftschiff zum Raumhafen.«
    »Woher weiß ich, dass die Präsidentin wirklich…«
    »Weil ich es dir sage!«
    »Ich darf keinen Fehler machen, Maya Joy.« Chandra schluckte. »Ich muss an meine Karriere denken…« Sie blickte über die Schultern zum Turm. Der Abendhimmel glühte gefährlich rot. Hinter dem gewölbten Fensterring, der den Gang und den Turmstiel umschloss, erkannte sie die silbrig schimmernden Anzüge der Wacheskorte, zwischen ihnen den Blondschopf des kleinen Erdmannes. »Wenn nun der Auftrag gar nicht von ihr stammt, ist meine Karriere…«
    »Du glaubst, ich lüge dich an!?« Mayas schöne Augen wurden zu Schlitzen, ihre Stimme klang hart und bedrohlich auf einmal. »Denk an deine Karriere, ja, das rate ich dir! Und denk daran, wer eines Tages dort oben residieren wird.« Maya Joy deutete zur Turmspitze hinauf. »Die ruhmreiche Kommandantin der Mondfähre, mein süße Chandra! Die Identifikationsfigur aller Befürworter der Raumfahrt! Die Tochter der berühmten Altpräsidenten Vera Akinora! Und dann kannst du deine Karriere vergessen, wenn du jetzt nicht tust, was ich dir sage!«
    Chandra saß wie gelähmt. Maya Joy aber stand auf und blickte zum Fensterring. Die Eskorte führte Maddrax aus dem Gang auf die Terrasse. Zwei gingen an seiner Seite, zwei vor ihm, zwei hinter ihm. Die hinter ihm hatten ihre Neuronenblocker aus den Beintaschen gezogen.
    »Tu, was du zu tun hast«, sagte Maya Joy. »Und danach kehre zu deinen Büchern zurück.«
    Die PHOBOS-Kommandantin lächelte kühl. »Ich wünsche dir einen friedlichen Abend, verehrte Cousine.«
    Maya Joy wandte sich ab und ging der Eskorte entgegen.
    Endlich gelang es Chandra, ebenfalls aufzustehen. Sie sah ihrer Cousine hinterher. In ihrem Hirn schwoll ein Knoten, in ihrem Hals ein Kloß.
    Verdammte Wechselkarte…
    Unerträglich still war es auf einmal. Kein Laut drang aus den Straßenschluchten herauf.
    Verdammte Todeskarte…
    »Ich wollte mich von Ihnen verabschieden«, hörte sie Maya Joy rufen, und ihre Worte galten dem blonden Halbbarbaren.
    Sie sah, wie Maya vor dem Gefangenen stehen blieb, ihn am Arm berührte und ein paar Schritte von den Sicherheitsbeamten wegführte. Sie flüsterte mit Maddrax…
    ***
    »Curd Renatus Braxton«, meldete eine liebliche Frauenstimme aus der Box
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