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155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars
Autoren: Jo Zybell
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den Kopf.
    »Also gut«, sagte Nomi. »Aber danach, versprochen?«
    »Versprochen.« Nomi trollte sich und lief in den gekachelten Raum mit dem Badebassin. »Mach die Tür zu, Kindchen.«
    Vera Akinora wartete, bis ihre Enkelin die Luke des Reinigungsraumes verschlossen hatte. Danach erst ging sie zur Konsole, schaltete den Rechner ein, programmierte den Aufzeichnungsmodus auf Mars-Pictures und Abenteuer im Vulkan
    und aktivierte anschließend den Kommunikationsmodus.
    Im Bad rauschte das Wasser. Vera Akinora lauschte einen Moment. Sie griff unter ihren Mantel und tastete nach den beiden großen Kapseln in der Brusttasche ihrer alten Kombination.
    Sie wartete, bis sie Nomi ins Wasser steigen hörte. Dann zog sie die Terrassentür auf und ging bis zur Balustrade. Ein paar Atemzüge lang verharrte sie und gab sich dem berauschenden Panorama hin: die Stadt, der Wald, die fernen Berge – wie lange hatte sie das nicht mehr gesehen! Hier, vom Spindelturm aus, hatte man den Eindruck, der Mars läge einem zu Füßen. Hier, im höchsten Gebäude von Elysium – sah man vom etwa gleich hohen Regierungsgebäude einmal ab – residierten die Oberhäupter des Tsuyoshi-Hauses seit seiner Erbauung.
    Vera Akinora beugte sich über das Geländer und spähte hinab. Auf der anderen Seite der Straßenschlucht, auf dem Dach eines viel niedrigeren Pyramidenbaus entdeckte sie drei Menschen.
    Die Altpräsidentin blickte in den Himmel. Die Sonne stand schon tief. Nirgendwo ein Luftschiff oder ein Transportgleiter.
    Sie holte die beiden Kapseln aus transparentem Harz hervor.
    Eine enthielt eine einzelne Biene, die andere eine Bienenkönigin und drei gewöhnliche Bienen. Vera Akinora bewegte stumm die Lippen, legte die Kapseln nebeneinander auf die Balustrade und wartete.
    ***
    Die
    Flower of Elysium
    legte ab, drehte bei und stieg rasch auf über zweihundert Meter. Vom Terminal am Raumhafen ging es zurück zum Regierungsturm, zum dritten und letzten Mal an diesem Tag. Die
    Flower of Elysium
    war eines von drei Luftschiffen, das die Verwaltung von Elysium für Stadtrundflüge einsetzte.
    »Diese Wurzelfresser können einfach nicht genug kriegen«, seufzte der Chefsteward, während er der Pilotin und der Copilotin im Cockpit den Nachmittagstee servierte. »Die fliegen jetzt schon das dritte Mal mit.«
    »Wundert Sie das?«, feixte die Pilotin. »Die meisten dieser Baumbrüder kriechen seit Jahr und Tag im Busch herum. Die blühen doch richtig auf, wenn sie mal was Schönes sehen.«
    Alle drei lachten. »Spendieren wir ihnen doch noch einen vierten Rundflug über unsere schöne Stadt«, schlug die Copilotin vor. »Vielleicht kehren Sie dann sogar in den Schoß der Zivilisation zurück!«
    »Nein, danke!« Die Pilotin mimte die Erschrockene und hob abwehrend beide Hände.
    »Ich fürchte jetzt schon, dass wir sie gar nicht mehr loswerden.« Der Steward spähte durch das Sichtfenster in den großen Passagierraum des Luftschiffs. Die Baumseperatisten belagerten drei Tische an der Fensterseite auf Steuerbord. »Sie haben schon wieder einen Früchtekorb bestellt, fressen mir noch den gesamten Obst- und Gemüsevorrat weg. Ich frage mich, ob die an Bord übernachten wollen.«
    »Bringen Sie ihnen schon, was sie verlangen, Loretto, und dass Sie mir höflich bleiben!« Die Pilotin drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger.
    Der Stewart schnitt eine süßsaure Miene, trat in die Kombüse und bereitete den bestellten Obstkorb zu: geschälte Afeln, Banas mit Honig, Saftkugelviertel und Fachadhälften; drei Kilogramm insgesamt. Zum Schluss streute er zwei Hände voll Zuckerbeeren darüber, ein paar Plattnusssplitter und einige Prisen gemahlener Weißkern. Mit der großen schweren Schüssel in den Händen durchquerte er das Cockpit, quittierte das Grinsen der Frauen mit einem Naserümpfen und betrat den Passagierraum.
    Etwa achtzig Gäste flogen diesmal mit, das Schiff war also nur zu zwei Dritteln ausgebucht. Die Waldleute hockten ausgerechnet in dem Tischblock, für den Loretto Kang zuständig war. Mit gequältem Lächeln servierte er ihnen den Fruchtkorb. Sie bedankten sich mit ausgesuchter Höflichkeit.
    Vor allem die junge Frau, die in ihrer Gruppe das Sagen hatte.
    Rosen, so hieß sie, das bekam Loretto zwangsläufig mit, weil die anderen sie ständig ansprachen. Sie hatte lange grüne Locken, und merkwürdig war, dass sie dem jungen Burschen neben ihr aufs Haar glich. Nun ja, nicht ganz: Der Kerl sah irgendwie grober aus, breiter gebaut und muskulöser
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