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155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars
Autoren: Jo Zybell
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paar hundert Meter entfernt im letzten Tageslicht vor dem Himmel abzeichnete, nahm er nur flüchtig wahr. Mayas hingezischte Worte und ihr beschwörender Blick rotierten in seinem Hirn.
    Ihr Leben ist in Gefahr…
    Chandra schritt zum Außenrandbezirk der Terrasse. Sie hatte es auffallend eilig. Matts Atem flog, er schwitzte unter der Atemmaske, sein Herzschlag galoppierte. Für einen Moment sah er schwarze Ringe vor den Augen. »Moment, Chandra«, keuchte er. Er blieb stehen und atmete ein paar Mal tief durch. Die Ringe verschwanden. Er sah das Luftschiff näher kommen, und er sah die Menschen in den Sitzreihen. Die ersten standen auf. Eine Anlegestelle?
    Ihr Leben ist in Gefahr, hatte Maya Joy geflüstert, und: Wir verschaffen Ihnen eine Chance…
    Kurz vor den Sitzreihen schob sich einer der Wachmänner an Chandras Seite. Der mit den kurzen silbergrauen Haaren.
    »Wohin bringen Sie den Gefangenen, Dame Tsuyoshi?«
    »Zur Anlegestelle, das sehen Sie doch!« Offensichtlich war sie schlecht gelaunt.
    Wir verschaffen Ihnen eine Chance, eine zweite wird es nicht geben…
    Wer war wir, und was für eine Chance? Etwas brummte über Matthew Drax in der Abendluft. Eine Maschine?
    »Was haben wir an der Anlegestelle zu suchen, Dame Tsuyoshi?«, wollte Silberstoppel wissen.
    »Hören Sie auf, unsinnige Fragen zu stellen!«, fuhr Chandra den Sicherheitsbeamten an. »Wir bringen den Erdmann weg von hier, was denn sonst?« Das Luftschiff stand vor den Flachbauten am Terrassenrand still. Es hatte angelegt. Etwa zwei Dutzend Menschen versammelten sich vor der Mittelluke.
    Das seltsame Brummen in der Luft schwoll an und wieder ab, entfernte sich in Richtung Luftschiff. Drax sah einen schwarzen Punkt, dick und lang wie sein Daumen. Ein Insekt!
    »Verzeihen Sie, Dame Tsuyoshi, aber uns wurde gesagt, wir sollen den Barbaren zur unterirdischen Bahnstation eskortieren und auf den Befehl zum Abtransport warten.«
    »Von wem?«, fauchte Chandra.
    »Von einem Boten des Präsidentenberaters.«
    »So ein Quatsch! Meine Befehle kommen direkt von der Präsidentin!« Chandra stand unter Hochdruck. Genau wie Matt selbst. Worauf lief das hier hinaus? Wer spielte welches Spiel?
    Sie erreichten die Menschentraube vor der offenen Luftschiffluke. Da! War das nicht das rothaarige Mädchen vom Straßenmarkt? Natürlich! Fast alles Waldleute! Matt Drax erkannte die Frau, die ihm Honig angeboten hatte. Jemand zog die Decke von einem der kleinen Wagen. Für einen Moment sah der Mann von der Erde noch einmal das Insekt, bevor es in den enthüllten Bienenstock kroch.
    »… das kann ich nicht verantworten.« Chandra und der Sicherheitschef stritten. »Wir werden das Schiff keinesfalls betreten, bevor ich nicht mit Herrn Carter Loy Tsuyoshi gesprochen habe…« Er streifte den Ärmel von dem uhrenartigen Rechner, den die meisten hier am linken Handgelenk trugen.
    »Tun Sie das.« Chandra boxte Matt in die Nieren, drückte ihn in die Menschenmenge.
    Aus dem erleuchteten Passagierraum des Schiffes drang ein ungeheuerliches Gezwitscher. Über dem Eingang flatterte ein Vogelschwarm.
    Wieso wirkte die wartende Menge vor der Einstiegsluke so konzentriert? Warum stieg keiner aus? Warum stieg keiner ein?
    Und warum war es innerhalb des Passagierraumes bis auf den Vogelgesang so still?
    »Ich sagte doch, ich muss erst den Rat anrufen!« Der Sicherheitsmann wurde laut. »Bleiben Sie stehen, Dame Tsuyoshi…!«
    »Los jetzt!«, zischte Chandra. »Laufen Sie!«
    Und Matt rannte los. Eine summende Wolke schwebte über ihn hinweg. Er erreichte den Schiffseinstieg. Hinter ihm schrien Männerstimmen. Er sah zurück – drei oder vier der Sicherheitsleute trugen jetzt keine silbrig schimmernden Anzüge mehr, sondern eine krabbelnde, schwirrende, summende Hülle aus Insekten.
    Bienen!
    Einer wälzte sich am Boden, auf einen anderen schlugen seine Kollegen mit Handschuhen ein. Eine dieser rohrförmigen Waffen rollte über den Boden. Die Wartenden wichen erschrocken zurück. Chandra bückte sich nach der Stange und warf sie ihm zu. Er fing sie auf und realisierte erst in diesem Moment, dass seine Begleiterin zurückgeblieben war.
    In einem Reflex wollte er umkehren, da hob einer der Wachleute seine Waffe und legte auf Chandra an. Er sah keinen Lichtblitz, kein Projektil; er sah die Marsianerin mit dem weißblonden Haar nur plötzlich zusammensacken.
    Einen Moment traf ihn ihr flehender Blick, dann drängten sich schreiende Waldmenschen vor dem Eingang und schoben ihn in den
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