Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Falsch.
    Alles falsch.
    Was war das? Tatsächlich eine mentale Stimme? Oder bloß Einbildung? „Ich höre!" rief sie.
    Gesil horchte in sich, doch als einziges Zeichen nahm sie das Rauschen in ihren Ohren wahr. „Was ist falsch?
    Rede!"
    Natürlich erhielt sie keine Antwort, und sie hätte sich inzwischen auch sehr darüber gewundert.
    Während sie noch wartete, schwand der Eindruck von körperlicher und geistiger Nähe. Der Unbekannte ging so unvermittelt, wie er gekommen war. Als letzte Empfindung hinterließ er Gesil den Eindruck von Unvollkommenheit, der klar auf sie bezogen war.
    Wütend setzte sie sich aufs Bett. Sie spürte, wie sie ihm näher rückte. Kurze Zeit noch, schätzte sie, dann war das Spiel vorbei.
    Kurz entschlossen sprang die Frau auf und öffnete die Tür.
    Draußen stand Conn-Y-Spreik. „Hast du gehorcht?" herrschte sie das Wesen an.
    Der andere wich schockiert zurück. „Wo denkst du hin! Ich halte mich bereit. Diese Wände sind nicht schalldurchlässig."
    „Nun gut", meinte sie herablassend. „Ich habe eine Anweisung für dich. Halte von nun an stets zehn Meter Abstand zu dieser Tür. Verstehst du?"
    „Aber ja." Das Fladenwesen brachte es fertig, entgegen seinem Körperbau die Andeutung einer menschlichen Verbeugung zu erzielen. „Ich habe deine Anweisung gehört. Meine Befehle jedoch erhalte ich vom Kommandanten."
    Gut gekontert, dachte sie. Mit allem Respekt, aber auch mit aller Entschiedenheit. Außerdem war es ungerecht, ihren Ärger an Conn-Y-Spreik auszulassen. An Bord der CASSADEGA gab es ganz andere Möglichkeiten, sie zu belauschen. Einen Diener wie ihn brauchte es dazu wahrlich nicht. „Apropos Kommandant", sagte sie. „Zu dem will ich gerade. Bitte führe mich."
     
    *
     
    Das Residenzschiff des Bewahrers war ein Riesenkoloß: zwei Kilometer lang, in der Mitte achthundert breit und sechshundert hoch. Als Demonstration von Macht und Würde gab es nichts Besseres.
    Natürlich nur, wenn man es nötig hatte. In der Milchstraße allerdings waren Raumriesen dieser Art inzwischen aus der Mode.
    Drei sechseckige Pyramiden bildeten Bug, Heck und Mittelschiff. Daraus erhoben sich Aufbauten in unüberschaubarer Menge. Und am meisten erstaunte Gesil der technische Standard. Was Monos ihnen in der Milchstraße vorgeführt hatte, fand sie hier geballt auf engstem Raum vor.
    Mit allmählich schwindender Frustration folgte Gesil Conn-Y-Spreik. Alle Wege im Palastgarten waren verlassen. Für die Besatzung war das Mittelschiff tabu. Niemand hielt sich hier auf - außer dem Bewahrer und ihr, dem Ehrengast.
    Und natürlich Conn-Y-Spreik als Leibdiener.
    Die Truillauer an Bord des Schiffes waren sämtlich genormte Klonwesen. Gleich, welcher Rasse sie angehörten, nach der Normung sahen sie aus wie lederhäutige Riesenfladen. Sie waren höchstens achtzig Zentimeter groß und eineinhalb Meter breit. „Hier entlang!" bat Conn-Y-Spreik.
    Sie hatten soeben einen Transmitter verlassen. Der Truillauer rollte voraus in einen Gang, den sie nicht kannte. „Wohin führst du mich? Ich wollte zum Kommandanten!"
    „Dies ist der kürzeste Weg", versicherte das Wesen auf spekra. „Der Kommandant befindet sich um diese Zeit im Trainingszentrum. Ich dachte, du wärest vielleicht daran interessiert, zumal ..."
    „Zumal was?"
    „Zumal dir einige Wartezeit bevorsteht."
    „Woher weißt du das?"
    Conn-Y-Spreik schwieg verlegen. Wahrscheinlich fürchtete er, einen Fehler begangen zu haben.
    Aber die Frau wußte ja längst Bescheid: Du bist mir nicht genug, Gesil. Genau das hatte der Bewahrer ihr bei dem letzten seiner seltsamen Besuche zu verstehen gegeben. Und sie hatte mitbekommen, daß der Bewahrer deshalb auf etwas wartete. Vielleicht auf ein fehlendes Glied, das ihre Schwächen ausglich. Wie lange dieses Warten aber dauerte, darüber wußte sie nichts. „Also gut", sagte sie. „Zeige mir das Trainingszentrum, Conn-Y-Spreik."
    Der Name ging ihr noch immer nicht glatt über die Lippen. Der erste, echte Truillauer dieses Namens hatte einige Fehler begangen - und war daraufhin „repariert" worden. Doch Gesil blieb nicht verborgen, daß sich hinter diesem Ausdruck der komplette Austausch des Truillauers verbarg. Was mit dem echten, ersten Conn-YSpreik, den sie Conny genannt hatte, geschehen war, wußte sie nicht.
    Und seitdem war ihre Isolation perfekt.
    Ihr einziger Freund war verschwunden, der Ersatz war höchstens zu Unterwürfigkeit und Lobreden auf den Bewahrer fähig.
    Sie folgte dem rollenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher