Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1546 - Voltago der Diener

Titel: 1546 - Voltago der Diener
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
stand plötzlich offen. Durch den Glasschacht drang grelles Sonnenlicht - und mit einemmal zeichnete sich dagegen eine Kontur ab. Seltsame, freudige Erregung stürzte über ihren Geist herein.
    Eine humanoide Kontur. Die Kontur eines Mannes von etwa einsachtzig Größe, mit durchtrainierter, knochiger Statur.
    Gesil schottete sich mit aller Macht ab. Sie wollte denken können, sich nicht der Freude des Bewahrers unterwerfen.
    Den entscheidenden Hinweis aber gab das Geräusch.
    Ein leises Rascheln oder Flüstern erfüllte den Raum. Die Kleidung des Mannes bestand aus rechteckigen Plättchen, ineinandergefügt wie bei einem Kettenhemd. Die kurzen, rostroten Haare, das von Sommersprossen übersäte Gesicht ... „Darf ich vorstellen, Idinyphe?"
    Gesils Stimme klang belegt und kratzig, ihre Hände flatterten. „Das ist Taurec, der Einäugige. Der letzte Kosmokrat auf dieser Seite der Materiequellen. Und ich wünschte, er wäre längst wieder dorthin verschwunden."
     
    *
     
    Der Mann trat aus dem Sonnenlicht zu ihnen, und gleichzeitig versiegte endlich das Bombardement der euphorischen Gefühle. Gesil atmete auf. Idinyphe neben ihr stieß einen lauten Seufzer aus.
    In respektvoller Entfernung blieb der Mann stehen. „Ich grüße euch. Dies ist ein Tag der Freude." Die gelben Raubtieraugen blitzten, die Züge verloren durch ein jungenhaftes Grinsen viel von ihrer Härte. „Gesil, Idinyphe. Ich habe lange auf euch warten müssen."
    „Taurec ...", murmelte sie. „Wer auch sonst? Wem sonst würde jegliche Moral abgehen? Welch unermeßliches Leid hast du über die Milchstraße gebracht. Und über Truillau, vielleicht über viele andere Galaxien. Du hast mich entführt. Du hast Monos zeugen lassen. Wie konntest du all das tun? Der Rausch der Macht? War es das?"
    „Du solltest mich besser kennen", erklärte der Mann. Sein Sommersprossengesicht verzog sich zornig. „Du hast nicht die geringste Ahnung von der Bedeutung meines Tuns. Du begreifst nicht. Vielleicht willst du nicht begreifen. Was ich tat, tat ich zur Verwirklichung einer kosmischen Aufgabe. Wer in dem Sinn handelt, handelt immer recht. Egal, was er tut."
    „So lauten deine Ausreden immer!" rief sie zornig.
    Plötzlich lächelte Taurec wieder. Dieses scheinbar überhebliche, scheinbar zynische Lächeln.
    Dabei durfte man über ein Wesen von jenseits der Materiequellen niemals nach menschlichen Maßstäben ein Urteil sprechen. „So vieles ist fehlgeschlagen, Gesil. Nun benötige ich deine Hilfe. Und ebenso die deine, Idinyphe. Dann wird alles gut. Dann sind Opfer keine Opfer. Dann gibt es nur den Erfolg. Meinen Erfolg!"
    Erstmals seit Taurecs Erscheinen fiel ihr Blick auf Voltago. Die Augen des Klons jagten ihr einen Schauer über den Rücken.
    Frostig - und voller Triumph.
     
    ENDE
     
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher