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1542 - Mission auf Vaar

Titel: 1542 - Mission auf Vaar
Autoren: Unbekannt
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schien dem einer menschlichen Faust zu entsprechen. Doch der Schein trog.
    Es war nicht halb so groß wie ein menschlicher Fingernagel; das Lupenfeld täuschte. Seine Masse betrug gerade knapp zehn Milligramm.
    Dennoch konnten Idinyphe und Willom zufrieden sein. Die modernen Untersuchungsmethoden, die dem Nakken auf seinem Schiff zur Verfügung standen, würden alle Geheimnisse des Bruchstücks lüften. Was das anging, hatte die Frau keine Bedenken. Nur ihr Mentor bereitete ihr immer noch Sorgen. Er hatte auf ihre Fragen nach dem Ablauf seiner Mission in den Höhlen von Chirxiil entweder gar nicht oder so einsilbig geantwortet, daß sie damit nichts anzufangen wußte.
    Deshalb gab sie diese Versuche auf und entschloß sich statt dessen für die Methode, die Ereignisse sozusagen von hinten nach vorn aufzurollen. „Was hat es damit auf sich?" fragte sie und deutete mit einem Lichtstab auf die Schmelzspur des Bruchstücks. „Die Schmelzspur war schon vorhanden, als ich das Chirxiil-Fragment entdeckte", antwortete Willom. „Sie muß durch einen Schuß aus einem Impulsstrahler verursacht worden sein. Das Bruchstück war dadurch fast völlig vom Fragment abgetrennt, so daß es sich ohne den Einsatz von Energiewerkzeug lösen ließ."
    Idinyphe lächelte erleichtert. Endlich taute der Nakk auf. „Die Blues haben dich nicht bemerkt?" fragte sie weiter. „Richtig", sagte er. „Ich hatte mich in ein Deflektorfeld gehüllt", fuhr Willom unaufgefordert fort. „Das war mein Glück, denn während ich das Himmlische Stück betrachtete, versammelten sich ringsum zwölf Blues zu einer Zeremonie."
    „Während du es ›betrachtet‹ hast?" fragte Idinyphe ahnungsvoll. „Du hast dabei durch oder in den Hyperraum gesehen, nicht wahr?"
    „Ich setzte meine Psi-Fühler ein, ja", bestätigte Willom. „Und wie lange hast du das Himmlische Stück auf diese Weise betrachtet?" erkundigte sich die Frau. „Wahrscheinlich ein paar Stunden", sagte Willom. „Genau weiß ich es nicht."
    „Was hast du in dieser Zeit ›gesehen‹?" fragte sie.
    Ihr Mentor antwortete nicht, obwohl sich sein blecherner Mund bewegte. Die Linien seines Robotergesichts wirkten verzerrt. Idinyphe schloß daraus, daß Willom ratlos war. „Anscheinend bist du durch die psionische Strahlung des Himmlischen Stücks verwirrt worden", vermutete sie. „Es emittiert doch psionische Strahlung?"
    „Es strahlt im psionischen Bereich", bejahte Willom stockend. „Ich habe nur nicht herausgefunden, was die Ursache ist."
    „Und bei der geistigen Suche danach hat dein Bewußtsein sich verwirrt", konstatierte Idinyphe.
    Sie war froh, endlich die Ursache für die Verwirrung ihres Mentors zu kennen. „Als du deine Beobachtungen abgeschlossen hattest, löstest du also das Bruchstück vom Fragment und kehrtest zum Schiff zurück. Da das Stück so klein ist, werden die Blues auch davon nichts bemerkt haben."
    „Ich wartete, bis sie wieder gegangen waren", erklärte Willom. „Gut", sagte Idinyphe. „Sprechen wir noch einmal vom ganzen Fragment! Bist du sicher, daß es einmal zu Wanderer gehörte?"
    Statt einer Antwort aktivierte der Nakk ein zu seiner Rüstung gehörendes Aufzeichnungsgerät und projizierte ein Holo in die Luft.
    Idinyphe sah die Darstellung eines runden, metallischen Sockels, in dessen Wandung unregelmäßige Löcher klafften, die wie Krateröffnungen aussahen. Ihre Gesamtheit ergab mehrere Schleifenmuster. Über dem Sockel sah sie abgeschnittene Trägerelemente, die spitz zuliefen.
    Das Holo erinnerte die Frau an etwas - und plötzlich wußte sie auch, an was.
    Sie hatte das Bauwerk, aus dem das Himmlische Stück stammte, schon einmal gesehen - im Oktober 1169, als sie mit Willom auf Wanderer gewesen war und mit ansehen mußte, wie ihrem Vater und den anderen noch lebenden Aktivatorträgern die Zellaktivatoren abgenommen worden waren und wie der unglückselige Clistor getötet wurde.
    Das war im Zentrum der Maschinenstadt gewesen, auf diesem großen Platz, an dessen Rand der hohe Turm stand. „Das ist eindeutig", sagte Idinyphe. „Bei dem Himmlischen Stück handelt es sich um einen Teil des Turmes in der Maschinenstadt von Wanderer."
    Sie stutzte. „Aber damit wissen wir noch nicht, ob das Chirxiil-Fragment vom echten Wanderer stammt oder von einer Pseudo-Kunstwelt einer parallelen Realität. Wir stehen also vor demselben Rätsel wie die Terraner. Allerdings besitzen wir ihnen gegenüber einen Vorteil. Du kannst mit deinen Hypersinnen die ultrahohe
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