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154 - Schloß der tausend Schrecken

154 - Schloß der tausend Schrecken

Titel: 154 - Schloß der tausend Schrecken
Autoren: A.F.Morland
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Florence Cruise von der Bildfläche verschwunden war. Nähere Umstände kannte ich noch nicht, aber da mich Tucker Peckinpah gebeten hatte, der Sache nachzugehen, nahm ich an, daß sie irgendwie mit meinem Job zu tun hatte.
    »Ich weiß, daß Sie kein gewöhnlicher Privatdetektiv sind, Mr. Ballard«, sagte Bette. »Und genau so einen Mann brauche ich. Sie jagen Geister und Dämonen, sind seit Jahren mit beachtlichem Erfolg auf diesem Gebiet tätig…«
    Ich musterte die Frau gespannt. Sie setzte die Sonnenbrille wieder auf.
    »Ich hätte Sie nicht hierher gebeten, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, daß Sie mir helfen können«, sagte Bette.
    Ich nahm einen Schluck vom Pernod.
    »Sie müssen mir Florence wiederbringen, Mr. Ballard«, sagte Bette Cruise gepreßt. »Egal, was es kostet. Mein Leben ist schrecklich leer ohne Flo – und sinnlos.«
    »Sie ist wieder einmal verschwunden«, sagte ich.
    »Aber diesmal stritten wir uns vorher nicht. Im Gegenteil, unsere Beziehung befand sich in einer entspannten, angenehmen Phase. Ich dachte schon, Flo würde verträglicher werden.«
    »Wann haben Sie Ihre Tochter zum letztenmal gesehen?«
    »Vor einer Woche. Sie wollte mit Tom einen ganz besonderen Urlaub machen.«
    »Mit Tom?«
    »Tom Condor«, sagte Bette mit heruntergezogenen Mundwinkeln.
    »Florences Freund?«
    »Ja. Leider«, sagte Bette. »Ein Nichtstuer, ein Parasit. Er läßt sich von Flo aushalten. Und ich spreche nicht von Bagatellbeträgen.«
    »Hat Tom Condor keinen Job?«
    »Doch, er ist Tennistrainer. Aber im Club tut er nur das Nötigste. Die übrige Zeit setzt er dort ein, wo es mehr einbringt: im Bett wohlhabender weiblicher Clubmitglieder. Ich hätte nicht gedacht, daß Flo auch auf ihn hereinfallen würde. Wenn sie ein bißchen mehr nach mir geraten wäre, wäre sie bei diesem Gigolo nicht schwach geworden.«
    »Wieviel Geld steht Florence zur Verfügung?« erkundigte ich mich.
    »Als sie 17 wurde, bekam sie ihr eigenes Bankkonto. Sie kann aus dem Vollen schöpfen.«
    »Es geht mich nichts an, aber finden Sie das gut?«
    »Sie ist Bette Cruise Tochter. Soll es ihr schlechter gehen als mir?«
    »Das nicht, aber auch nicht besser. Sie arbeiten hart für Ihr Geld. Was tut Florence?«
    »Eines Tages wird sie ebenso hart arbeiten wie ich.«
    »Sie wollte mit Tom Condor also einen ganz besonderen Urlaub machen«, sagte ich und nippte wieder an meinem Drink. »Was für eine Art von Urlaub war das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Machte sie keine Andeutung?«
    »Nein. Wahrscheinlich befürchtete sie, daß ich ihr davon abraten würde. Es war ja schon beinahe nicht aus ihr herauszubekommen, mit wem sie den Urlaub verbringen wollte. Sie weiß, wie ich über Tom Condor denke.«
    »Wie lange wollte Florence fortbleiben?«
    Bette zuckte mit den Schultern. »Zwei Wochen – nehme ich an. Bei Flo weiß man das nie so genau.«
    Bislang verlief das Gespräch wenig aufregend. Wie konnte Bette Cruise behaupten, ihre Tochter wäre verschwunden? Es bewegte sich – soweit ich es überblickte – doch alles in gewohnten Bahnen.
    Oder etwa nicht?
    »Ich hätte keine Angst um Flo, wenn sie heute morgen nicht völlig verstört und hysterisch angerufen hätte«, erklärte mir Bette.
    »Was hat sie gesagt?« wollte ich wissen.
    »Sie war total aufgelöst, ich konnte kaum mit ihr sprechen. Sie weinte und schluchzte. ›Ma‹, stieß sie verzweifelt hervor. ›Du mußt sofort kommen! Hol mich von hier weg! Ich habe schreckliche Angst!‹«
    Das hörte sich in der Tat beunruhigend an. Ich nahm einen größeren Schluck vom Pernod.
    »Ich wollte wissen, von wo Flo anrief, doch ehe sie es mir sagen konnte, klickte es in der Leitung, die Verbindung war unterbrochen.«
    »Und Florence hat sich nicht mehr gemeldet?« fragte ich.
    Bette Cruise schüttelte langsam den Kopf.
    Ich wußte, wie Florence aussah. Ihr Bild erschien in unregelmäßigen Abständen in der Zeitung. Sie war dann zumeist in Begleitung ihrer Mutter. Es war bestimmt nicht einfach, im Schatten dieser großen Persönlichkeit zu leben.
    Das war vermutlich der Grund, weshalb sich Florence Cruise gegen alles auflehnte, was ihre erfolgreiche Mutter verkörperte.
    Mir gingen Florences Worte durch den Kopf: Ich habe schreckliche Angst… Alles ist so grauenvoll …
    Ich halte diesen Horror nicht mehr aus…
    Offenbar war ich tatsächlich der richtige Mann für diesen Fall.
    ***
    In dem Kleinbus saßen sechs Personen und der Fahrer; drei Männer, drei Frauen, Paare, die drei
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