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154 - Schloß der tausend Schrecken

154 - Schloß der tausend Schrecken

Titel: 154 - Schloß der tausend Schrecken
Autoren: A.F.Morland
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richtig? Steht dort hinten ein Galgen?«
    Eva-Maria hatte die schärferen Augen. Sie nickte. »Ja, Terence, du hast recht, das ist ein Galgen.«
    »Die haben doch wirklich an alles gedacht«, sagte der Fabrikant – er stellte Braukessel aus Kupfer her – leicht schaudernd.
    Der stumme, bucklige Fahrer lud das Gepäck aus. Er stellte Koffer und Reisetaschen nebeneinander und kümmerte sich nicht um die Urlaubsgäste.
    »Nun seht euch unser Küken an«, sagte Eva-Maria Lockridge gütig lächelnd. »Sitzt immer noch im Wagen und getraut sich nicht, auszusteigen.« Sie streckte Erica die knöcherne Hand entgegen.
    »Kommen Sie, meine Liebe. Wer A gesagt hat, muß auch B sagen.«
    Das Dumme war, daß Dennis für Erica A gesagt hatte. Ihr wäre das niemals eingefallen.
    »Ich konnte mich anfangs auch nicht für diesen Urlaub erwärmen«, sagte Mrs. Lockridge, »aber nun freue ich mich schon auf den unheimlichen Spuk. Nur Mut, meine Liebe. Wir sind ja nicht wirklich gefährdet, das hat man uns im Reisebüro versichert. Es wird Ihnen nichts passieren. Wenn ich in meinem Alter noch bei diesem Gruselspaß mitmache, werden Sie ihn wohl auch verkraften.«
    Zögernd griff Erica nach der Hand der alten Dame und stieg aus.
    »Na also«, sagte Eva-Maria Lockridge. »Haben Sie keine Angst. Es ist nicht so schlimm, wie Sie befürchten. Man spielt uns ja nur etwas vor.«
    Ross Perkins trat mit seinem Flachmann zu ihnen. »Whisky, die Damen?« Er wandte sich an Erica. »Nehmen Sie einen Schluck, er wird Ihnen guttun.«
    »Nein, vielen Dank«, lehnte das Mädchen ab.
    »Der Whisky würde Ihnen die Angst nehmen.«
    »Dann müßte ich – solange ich hier bin – ununterbrochen trinken«, sagte Erica.
    Eva-Maria Lockridge nahm die Einladung an.
    »Und was ist mit uns?« fragte Dennis grinsend. »Sollen wir leer ausgehen?«
    »Sehr richtig, pochen Sie auf Ihr Recht, Dennis«, sagte Lauren Majors und nahm die Brustflasche von Mrs. Lockridge entgegen.
    Nachdem sie einen kleinen Schluck getrunken hatte, gab sie den Flachmann an Dennis Marvin weiter. Ihr Blick dabei war vielsagend. Sie hatte von der Flasche getrunken, und gleich würden Dennis’ Lippen die Stelle berühren, wo zuvor ihr Mund gewesen war. Es war fast so, als würde er sie küssen, und sie hätte absolut nichts dagegen gehabt. Ross hielt ja auch nicht sehr viel von Treue, wie sie sah.
    Dennis reichte die Flasche noch Terence Lockridge, und als Ross Perkins sie zurückbekam, war sie beinahe leer. Ein winziger Schluck blieb noch für Perkins.
    »Hoffentlich werden wir im Schloß gut mit Whisky versorgt«, sagte er.
    »Mit allem«, sagte Terence Lockridge. »Man hat uns gesagt, daß uns das reinste Schlaraffenland erwartet. Die gebratenen Täubchen werden uns in den Mund fliegen.«
    Ein schriller Schrei ließ sie alle jäh verstummen. Wer hatte ihn ausgestoßen?
    Natürlich Erica Briggs. Das hübsche Mädchen hatte sich nichtsahnend umgedreht – und einem totenblassen Mann ins häßliche Gesicht gesehen. Er entschuldigte sich nicht, weil er sie so maßlos erschreckt hatte. Aus diesem Grund waren sie ja schließlich alle hier.
    ***
    Im Tennisclub sagte man mir, Tom Condor würde hier nicht mehr arbeiten. Ich mußte immer wieder betonen, daß ich nicht sein Freund war, sonst hätte man mich wahrscheinlich vermöbelt. Auf Tom Condor war niemand gut zu sprechen. Kein Wunder, daß ihn Bette Cruise nicht an der Seite ihrer Tochter sehen wollte. Florence schien ein schwieriges Mädchen zu sein. Alles, was ihre Mutter nicht wollte, machte sie erst recht.
    Ein Mädchen in blütenweißem, superkurzem Tenniskleid – sie hatte die längsten Beine der Welt – nannte mir Tom Condors Adresse, und sie schrieb auf die Rückseite eines Streichholzbriefchens ihre Telefonnummer.
    »Ich heiße Neely«, sagte sie. »Sobald Sie Tom die Zähne eingeschlagen haben, dürfen Sie mich anrufen. Ich habe eine Schwäche für Sieger.«
    Die Art, wie sie ihre Zungenspitze über die Lippen zog, hätte meiner Freundin Vicky Bonney bestimmt nicht gefallen.
    Tom Condor wohnte in Mayfair, an der Grenze zu Soho. Ich hoffte, ihn zu Hause anzutreffen – und hatte Glück. Mick Jagger röhrte durch die Tür wie ein angeschossener Bulle. Als ich läutete, hörte er auf – die Platte war soeben abgelaufen.
    Condor öffnete. Gott, was für ein schöner Mensch, und das wußte er auch. Ich hatte noch keinen größeren Hagestolz gesehen. »Mr. Condor?« fragte ich höflich.
    »Ja«, blaffte der große Blonde –
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