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1537 - Was die Götter schenken

Titel: 1537 - Was die Götter schenken
Autoren: Unbekannt
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hatte. Doch auch an diese Frage verschwendete sie keinen Gedanken. Sie hatte ohnehin keine besonders hohe Achtung vor den Epsalpyronern, die sich als Herrscher dieses Planeten aufspielten und die Palpyroner zu Leibeigenen degradierten.
    Die Frau auf dem Holzthron war etwa 1,70 Meter groß und ebenso breit. Hinter ihr stand ihr palpyronischer Sklavenmeister. Er hatte eine hellrote Hautfarbe, was ihn als Begnadeten Hallushcrans auswies, und lange, spitze Fledermausohren, die in dichten, silberweißen Haarbüscheln endeten. Sie waren die Ausstrahlungs- und Empfangsorgane für Ultraschallwellen, mit denen die Palpyroner sich zusätzlich orientieren konnten. Seine Augen waren rötlich wie die der alten Arkoniden. Großflächige Ekzeme überzogen seine Wangen.
    Gench Oxnan verneigte sich erneut. Sie blickte auf den Boden, bis die Feudalherrin ihr befahl, den Kopf zu heben. „Was kann ich für dich tun?" fragte sie. „Gnadengeborene Decapitans, ich bin Gench Oxnan", antwortete die Wissenschaftlerin. Sie war kleiner als die Herrscherin, aber ungemein breit in den Schultern und so kräftig, daß sie zehn Palpyroner auf einmal hätte hochheben können. „Ich komme, weil der Yanozin-Vulkan vor einigen Tagen ausgebrochen ist."
    „Das ist nichts Neues", erwiderte Decapitans. Gelangweilt betrachtete sie ihre Fingerspitzen. Sie hatte Fingernägel, die etwa so lang waren wie ihre Finger. „Der Yanozin-Vulkan hat große Mengen von Lava ausgestoßen und auf die Dörfer zu seinen Füßen geworfen, Hallushcran hat es gefallen, Hunderte meiner Untertanen zu sich zu rufen."
    Sie hob den Kopf. Mit der Spitze eines Seidentuchs tupfte sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln. „Ein schwerer Verlust", fuhr sie fort. „Alle waren mit ihren Steuerzahlungen rückständig. Jetzt fehlt das Geld, das sie hätten zahlen müssen. Ich wollte, ich könnte es noch eintreiben."
    An die Palpyroner, die gestorben waren, schien sie nicht zu denken. Ihr schien auch nicht in den Sinn zu kommen, daß sich unvorstellbare Tragödien unter dem Vulkan abgespielt hatten. Sie dachte nur an den finanziellen Verlust, den sie erlitten hatte. „Es heißt, daß der Vulkan nicht nur Asche und Lava ausgestoßen hat", erklärte Gench Oxnan. „Einige der Überlebenden haben berichtet, daß der Vulkan auch einige seltsame und unerklärliche Göttergaben ausgespuckt hat."
    Decapitans lächelte herablassend. „Wenn es wirklich Göttergaben wären, hätten es mir meine Priester längst erzählt", erwiderte sie. „Da sie sich aber ausschweigen, habe ich meine Zweifel."
    „Ich bin Wissenschaftlerin", eröffnete Gench Oxnan ihr. „Mein Ziel ist es, diese vorgeblichen Göttergaben zu untersuchen. Ich bin sicher, daß ich dir schon in einigen Tagen einen hochinteressanten Bericht übergeben kann."
    Sie beugte sich vor und lächelte listig. „Vielleicht lösen sich dann alle finanziellen Probleme von selbst, die sich durch den Vulkanausbruch ergeben haben", fügte sie hinzu. Die Feudalherrin spitzte die Ohren. „Das läßt sich hören", entgegnete sie. „Das bringt eine angenehme Saite in mir zum Schwingen."
    Gench Oxnan wartete gelassen ab. Ebenso wie die Feudalherrin gehörte sie zu den Nachfahren jener Epsaler-Klone, die vor fünfhundert Jahren nach Palpyron gebracht worden waren. Es hieß, daß Monos für diese Umsiedlungsaktion verantwortlich gewesen war. Diesen ersten Epsalern waren viele Generationen gefolgt, doch sie waren weitgehend gleich geblieben. Nach wie vor sah ein Epsalpyroner dem anderen täuschend ähnlich. Sie waren etwa 1,60 bis 1,70 Meter groß und ebenso breit. Ihre Molekulardichte hatte sich jedoch verändert. So waren Epsalpyroner bei weiten nicht so stark wie die früheren Epsaler. Sie hatten sich dem Planeten und seinen Schwereverhältnissen angepaßt, und keiner von ihnen hätte ohne Gravo-Pak nach Epsal gehen und sich dort frei bewegen können.
    Die Feudalherrin Decapitans faßte einen Entschluß. „Ich bin einverstanden", erklärte sie. „Ich erlaube dir, diese Expedition zu leiten."
    „Ich benötige Scouts."
    „Genehmigt."
    „Und zwölf Mitarbeiter."
    „Fünf, und für jeden fünf Prozent obendrauf!"
    „Gnadengeborene", stöhnte Gench Oxnan. „Das übersteigt unsere Kräfte. Könnten es nicht auch vier Prozent sein?"
    Sie blinzelte. Gench Oxnan hörte es zischen, und dann klatschte eine Peitsche auf ihre Schultern herab. Der Schlag war nicht besonders heftig, doch der palpyronische Sklavenmeister hatte ihn gegen sie geführt. Das
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