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1537 - Was die Götter schenken

Titel: 1537 - Was die Götter schenken
Autoren: Unbekannt
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war eine ungeheure Demütigung für eine Epsalpyronerin! „Sieben Prozent", beschloß die Feudalherrin. „Und wenn du es noch einmal wagst, mir einen Handel anzubieten, kostet es dich den Kopf."
    Gench Oxnan war klug genug, sich nicht anmerken zu lassen, was sie empfand. Sie senkte den Kopf und schritt langsam rückwärts. Es wäre eine tödliche Beleidigung für Decapitans gewesen, wenn sie sich umgedreht hätte, denn dabei hätte sie Decapitans den Rücken zugewandt. Eine solche Geste der Verachtung hätte sie nicht überlebt.
    Am Tor blieb sie stehen, bis einige andere Bittsteller an ihr vorbeigegangen waren und sich zwischen ihr und Decapitans befanden. Dann drehte sie sich um, nahm den Geldbeutel vom Hals und reichte ihn wortlos dem Epsalpyroner, der am Tor wachte. „Hallushcrans Gnade für die Herrin", grüßte sie und trat auf die Brücke hinaus.
    Als sie wenig später einen Obststand erreichte, trat ein dunkelhaariger Epsalpyroner an ihre Seite.
    Er kaufte zwei faustgroße Früchte bei dem palpyronischen Händler und reichte ihr eine. „Wie ist es gelaufen?" fragte er, während sie zusammen weitergingen. „Sie hat die Expedition genehmigt, Phoran", antwortete sie, und sie spuckte verächtlich aus. „Die dümmste Kuh, die es auf diesem Planeten gibt. Bei ihr schämt man sich, auch Epsalpyroner zu sein."
    „Nicht so laut", warnte Phoran erschrocken. „Sie ist zwar schrecklich dumm, aber auch unerhört gefährlich. Ihr Geheimdienst hat tausend Ohren. Eine einzige Bemerkung kann schon deinen Tod bedeuten."
    Sie erreichten einen Feldweg, der zu einigen strohbedeckten Häusern hinuberführte. „Sie hat mich von ihrem Sklavenmeister schlagen lassen", empörte sich Gench Oxnan. „Noch nie zuvor bin ich derart gedemütigt worden."
    Ein funkelnder Gleiter näherte sich ihnen und landete neben ihnen. Seine Scheiben spiegelten, und silbern schimmernde Schmuckleisten blitzten im Licht der hochstehenden Sonne. Lautlos glitt eines der Fenster hinunter und gab den Blick in das Innere der Maschine frei.
    Gench Oxnan und Genness Phoran waren stehengeblieben. Sie kannten den Epsaler in der Maschine. Es war Morken Kattush, ein energischer und erfolgsgewohnter Mann, bei dem sie schon einige Male zu Gast gewesen waren, und mit dem sie stundenlang Diskussionen geführt hatten. In ihren Augen war er ein hochgebildeter Mann, der klüger war als alle Großgrundbesitzer des Planeten zusammen. Er konnte es mit jedem Feudalherrn aufnehmen. Aber er stammte ja auch nicht von Palpyron, sondern kam von Epsal, von dem ursprünglich auch alle Epsalpyroner gekommen waren.
    Er bekleidete das hochangesehene Amt eines Chefs des Hanse-Kontors. Seine Möglichkeiten schienen unbegrenzt zu sein, und er schien die Absicht zu verfolgen, Palpyron endlich aus der kulturellen und zivilisatorischen Stagnation heraus- und in eine bessere Zukunft zu führen. Daß er dabei äußerst behutsam vorgehen mußte, stand außer Zweifel, denn die Großgrundbesitzer stemmten sich gegen neue Entwicklungen, sie bekämpften alles, was ihre Position gefährden konnte, und sie schreckten auch nicht vor einem Mord zurück, wenn sie damit einen Feind aus dem Weg räumen konnten. Da es niemand auf Palpyron gab, der sie für eine derartige Tat zur Rechenschaft ziehen konnte, war es ratsam, sich vorsichtig zu verhalten. „Hallo", sagte Morken Kattush. Er winkte lässig mit der Rechten. „Hast du es dir überlegt, Gench? Wirst du den Vortrag halten?"
    „Über die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten einer feudalistischen Gesellschaft?" entgegnete Gench Oxnan. „Ich komme gerade von Decapitans. Es ist deprimierend. Sie wird nie begreifen, daß es ihr um so besser geht, je mehr die Wirtschaft blüht, daß sie ihren Untertanen die Möglichkeit geben muß, wohlhabend zu werden, damit sie hohe Abgaben leisten können. Und damit sie endlich Frieden geben. Sie ist das dümmste Weibsbild, das mir je untergekommen ist."
    Sie spuckte verächtlich in den Sand.
    Neben dem Kontoristen tauchte ein kleiner Kopf auf. Es war der Kopf eines katzenähnlichen Wesens, das ein feuerrotes Fell, grün leuchtende Augen, eine weiße Nase und lange, spitze Ohren hatte. Seine unbehaarten, menschenähnlichen Hände stützten sich auf den Rahmen der Tür. „Richtig", rief das zierliche Wesen mit piepsiger Stimme. „Wer die Gans nicht mästet, bevor er sie frißt, ist der dümmste Esel auf diesem verrückten Hühnerhof!"
    Gench Oxnan zuckte zusammen. Das katzenähnliche Wesen hatte seine
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