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1535 - Der Satan von Soho

1535 - Der Satan von Soho

Titel: 1535 - Der Satan von Soho
Autoren: Jason Dark
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Ihre Stimme klang leicht verzweifelt. »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Kann es mit Ihrer Vergangenheit zu tun haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Verlief sie normal?«
    »Bestimmt nicht. Meine Eltern sind früh gestorben. Ich habe mich allein durchschlagen müssen. Eigentlich habe ich immer zur Bühne gewollt, aber meine Begabung reichte wohl nicht aus. Jedenfalls wurde ich von keiner Schauspielschule angenommen. Da habe ich mich eben dem kleinen Zirkus angeschlossen. Wir spielen nur für Kinder. Das heißt, wir lesen und spielen bestimmte Szenen nach.«
    »Was denn?«
    »Märchen, die jeder kennt. Auch neue Geschichten, aber nie ist da von grausamen Morden die Rede. Beim Spielen nehmen wir den Märchen auch ihre Grausamkeiten, die sehr schlimm sein können. Dass jemand so brutal in meiner unmittelbaren Nähe tötet, das hat mich wirklich überrascht. Ich fühle mich wie vor den Kopf geschlagen. Ich sehe darin keinen Sinn, Mr Sinclair.«
    »Das kann ich verstehen. Trotzdem muss es einen Grund haben, dass diese Gestalt gerade im richtigen Moment in Ihrer Nähe aufgetaucht ist. Sie haben sie ja trotz des Nebels recht deutlich gesehen, aber Sie können sich nicht daran erinnern, ob Sie Ihren Retter schon mal gesehen haben?«
    »So ist es.«
    Ich hatte mir noch keine Gedanken darüber gemacht, wie dieser Fall weitergehen würde. Es waren drei schreckliche Morde passiert. Es gab drei Tote, und die Männer waren von einer Gestalt getötet worden, die nicht normal sein konnte. Ich hatte es durch die Reaktion meines Kreuzes gespürt, und Lucy Martin hatte von dem seltsamen Verschwinden des Täters gesprochen. Er war plötzlich weg gewesen, als hätte er sich aufgelöst.
    Hatte ich es hier mit einer Person zu tun, die ähnlich reagierte wie der Hypnotiseur Saladin oder meine Assistentin Glenda Perkins?
    Beherrschte der Killer vielleicht die Gabe, sich wegbeamen zu können?
    Einfach in eine andere Dimension hinein?
    Das war schon möglich, und bei diesem Gedanken verspürte ich das Prickeln auf meiner Haut. So etwas konnte schon die Erklärung sein oder zumindest ein Hinweis.
    Meine Gedanken behielt ich für mich. Ich wollte die junge Frau nicht unnötig durcheinander bringen.
    Sie sagte mit leiser Stimme: »Ich habe Angst, Mr Sinclair. Ich habe zum ersten Mal richtig Angst in meinem Leben. Können Sie sich das vorstellen?«
    »Bestimmt.«
    Sie schaute nach vorn und murmelte: »Ich glaube nicht, dass es meine letzte Begegnung mit diesem Glatzkopf gewesen ist.«
    »Und davor fürchten Sie sich?«
    »Ja, eigentlich schon. Aber nicht wirklich, wenn ich recht darüber nachdenke. Dieser Mann hat mir nichts getan. Er hat mich gerettet. Er ist für mich jemand, dem ich mein Leben verdanke. Warum er sich gerade mich ausgesucht hat, weiß ich nicht. Oder haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Nein, die habe ich nicht.«
    »Es ist auch unmöglich.«
    Da hatte sie bei mir einen Punkt getroffen, dem ich nicht zustimmte. »Sie mögen das so sehen, Lucy, aber ich habe da eine andere Meinung. Es gibt auf dieser Welt nicht nur die Dinge und Vorkommnisse, die wir mit den eigenen Augen sehen. Es gibt auch noch andere, die hinter den normalen Geschehnissen verborgen liegen. Das sollte man auf keinen Fall übersehen, auch wenn es schwerfällt.«
    »Wie soll ich das begreifen?«
    »Ich weiß, dass es nicht einfach ist, aber haben Sie sich mal Gedanken darüber gemacht, dass übersinnliche Vorgänge nicht nur Spinnerei sind?«
    »Sie meinen Geister oder so?«
    »So ähnlich.«
    Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. »In den Märchen kommt so etwas vor. Auch in den Stücken, die wir spielen, aber ich sage Ihnen, dass die Inhalte nicht so brutal sind wie das, was ich erlebt habe. Das war einfach zu grauenvoll.« Sie räusperte sich. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, Mr Sinclair. Meinen Sie, dass dieser Typ kein richtiger Mensch gewesen ist?«
    »So ähnlich könnte es sein.«
    »Wer ist er dann?«
    »In erster Linie ein Killer, dem es nichts ausmacht, Menschen zu töten. Er killt mit einem Schwert. Man könnte ihn sogar als Henker bezeichnen, denke ich. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter. Vielleicht ist er ein besonderer Henker. Vielleicht ist er einer, der wieder zurückgekehrt ist…«
    »Wieso?«, flüsterte Lucy und sprach schnell weiter. »Glauben Sie daran, dass er schon tot war?«
    »Auf eine gewisse Weise schon. Er war tot, aber man hat ihn in seiner neuen Welt nicht mehr haben wollen. Das kann alles möglich sein. Das würde auch
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