Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1532 - Das Bermuda-Erbe

1532 - Das Bermuda-Erbe

Titel: 1532 - Das Bermuda-Erbe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
entstand der Druck in meiner Lunge. Ich brauchte Luft!
    Es war nicht nur ein Wunsch, sondern ein Drang. Dabei war es so leicht, den Mund zu öffnen. Aber genau das wäre das Falsche gewesen, denn noch war ich am Leben, und das wollte ich so lange wie möglich bleiben.
    Die Gedanken schwammen weg. Mit ihnen auch der Wille, bis zum Letzten ums Leben zu kämpfen.
    Es ging nicht mehr.
    Ich hielt die Augen offen. Das trübe Wasser, das mich umgab, wurde plötzlich von allerlei Farbmustern durchzogen. Sie zuckten hin und her.
    Für mich waren sie so etwas wie die Vorboten des Todes, denn in einer Situation wie dieser schloss man sehr leicht mit dem Leben ab.
    Die Farben versehwanden. Bilder erschienen. Erinnerungen aus meinem Leben, sie waren wie Schnipsel, die erschienen und sofort wieder verschwanden.
    Der Druck in meiner Brust wurde unerträglich. Wie nebenbei bemerkte ich, dass sich das Netz bewegte, und dann konnte ich nicht mehr anders. Ich öffnete den Mund und atmete plötzlich die frische Luft ein, vermischt mit Wasserspritzern und winzigen Gischttropfen.
    Ich wollte es nicht glauben, ich hustete, ich pumpte weiterhin verzweifelt Sauerstoff in meine Lungen. Vor meinen Augen war die Welt wieder zu einem Puzzle aus verschiedenen Farben geworden, die immer wieder zu explodieren schienen und mich am Nachdenken hinderten.
    Aber ich atmete!
    War ein Wunder geschehen?
    In diesem Moment glaubte ich es noch. Ich hatte auch keine Ahnung, wo ich mich befand, aber im nächsten Augenblick erlitt ich einen mächtigen Hustenanfall, der mich durchschüttelte und von dem ich sogar ein Echo vernahm. Doch das war nicht mein Husten, es gab noch jemanden, der auf diese Weise reagierte.
    Suko lag halb unter mir. Gekrümmt, so wie ich, und ein anderer Körper, der einer Frau, lag mit seiner Vorderseite halb über mir und drückte auf meine Brust.
    Bewegen konnten wir uns nicht. Zwar gab es einen Widerstand, aber der war weich und nachgiebig.
    Dann hörte ich eine tiefe, mir bekannte Stimme.
    »Da Engel nicht husten müssen, bin ich auch nicht im Himmel«, erklärte Suko.
    Ich wollte antworten, aber es ging nicht. Ich wollte auch lachen, und das klappte ebenfalls nicht.
    »Du hast ganz schön Gewicht«, beschwerte sich Suko. »Und nass sind wir auch noch.«
    »Und wo sind wir?« Endlich konnte ich wieder sprechen, auch wenn mir die eigene Stimme völlig fremd klang.
    »Wir hängen irgendwo drin.«
    »Aber nicht mehr im Wasser.«
    »Nein.«
    Suko fragte weiter: »Wie geht es Maxine?«
    »Sie liegt halb auf mir.«
    »Und?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Als hätte die Tierärztin uns gehört, gab sie einen Laut ab. Es war kein normales Sprechen, sie fing an zu husten, und ihr ganzer Körper wurde regelrecht durchgeschüttelt.
    Es war in diesen Augenblicken das schönste Geräusch, das ich in den letzten Monaten gehört hatte. Maxine lebte, Suko ebenfalls, also hatten wir drei es überstanden. Und zumindest ich war wieder so weit klar, dass ich mir über etwas Gedanken machen konnte. Ich erinnerte mich daran, wie wir überhaupt in diese Situation geraten waren.
    Das Netz!
    Ein Begriff nur, aber er öffnete Türen. Man hatte uns mit dem verdammten Netz erwischt, und in ihm waren wir jetzt gefangen. Auch das Wasser befand sich in der Nähe, denn wir vernahmen die typischen Geräusche, mit denen es gegen ein starres Hindernis schlug.
    »John…?«
    »He, Max.«
    »Wir leben, nicht?«
    »So ist es.«
    »Komisch, dass ich mich nicht so recht darüber freuen kann. Ich komme mir vor wie ein gefangener Fisch.«
    »Ich ebenfalls.«
    »Und jetzt?«
    »Hängen wir fest«, sagte Suko, der sich zu bewegen versuchte, um den Druck meines Gewichts loszuwerden. Das schaffte er nicht, denn wir hingen so zusammen, als würden wir aneinander kleben.
    »Mit uns kann man ja machen, was man will.« Vor dieser Bemerkung hatte ich nach oben geschaut. Mir gelang ein Blick durch die Maschen des Netzes, und ich hatte einen metallischen Arm gesehen, der über der Bordwand hing wie ein Greifer. An ihm war auch das Netz befestigt, in dem wir wie große Fische hingen.
    »Was meinst du damit, John?«
    »Max, man kann uns ins Wasser lassen und wieder in die Höhe ziehen. Und das so lange wiederholen, bis wir ertrunken sind wie Ratten, die man nicht haben will.«
    »Ja, aber daran will ich nicht denken.«
    Danach sprach keiner mehr von uns, denn wir hörten das Quietschen einer Winde, und kaum eine Sekunde später wurden wir in die Höhe gezogen. Das Netz schaukelte dabei,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher